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Nach Vandalismus Hortpolizei geht künftig auf Streife

Die Vandalismus-Serie an der Grundschule Osterweddingen dauert an. Den Schülern reicht’s: Sie haben eine Hortpolizei gegründet.

Von Sebastian Pötzsch 22.07.2017, 01:01

Osterweddingen l „Wir haben genug von den Jugendlichen, die immer mehr von unseren Sachen zerstören“, schimpft Tino Erxleben. Der künftige Viertklässler ist nicht nur Mitglied des eigens gegründeten Polizeirates, sondern wurde von seinen Mitschülern auch zum Vorsitzenden gewählt. Zu seinen Aufgaben und den seiner vier Stellvertreterinnen zählt die Aufnahme von neuen Schäden und die Weiterleitung an die Erwachsenen. Nun haben sie ein Plakat entworfen, dass die meisten Schäden auflistet.

Und da ist in der jüngsten Vergangenheit eine Menge zusammengekommen. So zeigen der Polizeiratsvorsitzende und seine Stellvertreterinnen Mia Ruth Klatt, Lena Schulz, Elisa Katherine Lübs und Selina Dietrich als erstes auf eine Glastür an der Notausgangs-treppe. „Die haben hier ein Loch reingemacht“, sagt Lena und zeigt auf einen Schaden in der Glasscheibe.

Außerdem verweisen die kleinen „Schulpolizisten“ auf etliche Löcher im Zaun. „Hier können wir nicht mehr barfuß herumlaufen. Das ist einfach zu gefährlich wegen der Glasscherben. Die werfen einfach Flaschen auf den Boden“, sagt Selina.

Derweil steigt Lena flink wie ein Wiesel durch die Elemente eines Klettergerüstes und zeigt auf Graffiti. „Das sind wohl irgendwelche Liebeserklärungen. Die können die doch woanders hinschreiben, aber nicht auf unsere Spielgeräte“, schimpft das Mädchen. Doch das ist längst nicht alles, was an blinder Zerstörungswut auf den Schulhof so auffällt. Immer wieder zeugen Brandspuren an Gartenmöbeln und Bäumen von den Kokeleien der Jugendlichen. Ferner würden stets Müllbehälter umgekippt. „Neulich haben die ein Spielzeugauto und eine Wasserpistole zerstört. Die machen Spielzeug kaputt, so dass wir uns damit nicht mehr beschäftigen können“, sagt auch Lisa Katherina.

Die Liste mit Schäden, die die Kinder erstellt haben, liest sich noch lang. So wurden vermutlich mit Taschenmessern Schriftzeichen in Bäume und Tische geritzt. Selbst vor Beleidigungen und Drohungen sind die Grundschüler nicht gefeit. „Oft rufen die uns irgendwas hinterher und zeigen sogar den Stinkefinder“, berichtet Lena und erntet heftiges Kopfnicken von ihren Kameraden.

„Der Schulhof ist gar kein Schulhof mehr. Wir wollen, dass das endlich aufhört“, fordert Elisa von den Jugendlichen. Meist würden die sich ab dem Nachmittag auf dem Gelände der Grundschule treffen, „manchmal sind die auch schon mittags hier“, weiß Mia zu berichten.

Nun gehen die Mitglieder der Hortpolizei regelmäßig Streife, nehmen neue Schäden auf und leiten diese an die Erwachsenen von der Schulleitung weiter. Rund 30 Schüler machen mittlerweile mit, erzählen die Mädchen und Jungen. Dabei werden sie von Doreen Drunk unterstützt. „Wir haben den Schülern auch einen kleinen Raum überlassen, den sie als Büro nutzen können“, berichtet die Hortleiterin. Mittlerweile seien die kleinen „Beamten“ dabei, Ausweisschilder zu basteln. „Das Schlimme ist eigentlich, dass die Jugendlichen auch mal an diese Schule und den Hort gegangen sind“, sagt sie etwas nachdenklich. Nun hofft sie, dass der Spuk auch mal vorbei ist, wieder Ruhe einkehrt und die Kinder ihre Sachen nutzen können.

Schon seit mehreren Monaten treten auf dem Schulhofgelände immer wieder Vandalismus-Schäden auf. Die Schul- und Hortleitung macht Jugendliche dafür verantwortlich. Für allgemeines Entsetzen sorgten die jüngsten Vorfälle. So wurden am vergangenen Wochenende angezündete Holzlatten wie brennende Fackeln auf das Schuldach geworfen. Die Gemeindeverwaltung hatte daraufhin erhöhte Streifentätigkeit durch die Polizei und das Ordnungsamt angekündigt. Die Polizei ermittelt in diesem Fall.