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Naturschutz Neunauge in Bode nachgewiesen

In der Bode wurden Bachneunaugen nachgewiesen. Das könnte Auswirkungen auf die künftige Bewirtschaftung des Flusses haben.

Von Yvonne Heyer 30.06.2015, 01:01

Oschersleben l Anfang Juni wurde die Bode zwischen Gröningen und Hadmersleben untersucht. Veranlasst hatte die Untersuchung der Angelverein Oschersleben und Umgebung zur Ermittlung des aktuellen Zustands der Bode. „Doch auch alle im Fluss vorkommenden Fischarten sollten erfasst werden“, teilt Gewässerwart Heimo Reilein mit. Das Ergebnis bildet die Grundlage für die zukünftige Bewirtschaftung durch den Angelverein von Oschersleben und Umgebung. Finanziert wurde die Maßnahme aus Eigenmitteln des Vereins und aus Mitteln der Fischereiabgabe, die letztlich auch von den Anglern bezahlt werde. Bei der Elektrobefischung wurden erstmals Bachneunaugen (Lampetra planeri) direkt am Wehr Oschersleben nachgewiesen.

„Das ist durchaus als historisch zu bezeichnen, da Bachneunaugen in der Bode durch den Bau von Wehren, Turbinen und durch die Wasserverschmutzung schon vor langer Zeit ausgerottet wurden“, erklärt Reilein. Bachneunaugen haben einen aalähnlichen Körper, werden aber nur etwa 15 Zentimeter lang. Als Angelfisch seien sie bedeutungslos, allerdings haben sie aus Sicht des Naturschutzes einen sehr hohen Stellenwert. „Sie sind die einzige, nicht parasitäre, einheimische Neunaugenart in Mitteldeutschland. Bachneunaugen gelten als Indikator für gute Wasserqualität und stehen somit für eine gesunde und intakte Natur. Sie benötigen für ihre unterschiedlichen Lebensabschnitte einen vielschichtigen Lebensraum. Das Vorhandensein verschiedener Strukturen im Fluss ist für die Bachneunaugen lebensnotwendig“, weiß der Gewässerwart weiter zu berichten.

Die benötigten Lebensräume würden allerdings nur in natürlichen bzw. naturnahen Fließgewässern vorkommen. In Flüssen, welche durch Wehre und Stauhaltungen zerstückelt werden, sei das Entstehen solcher Strukturen nicht möglich.

„Besonders wichtig ist daher der Verzicht auf den Bau von Wehren und Turbinen, denn es ist nicht möglich, die Bachneunaugen vor dem Eindringen in Turbinen zu schützen, wo sie qualvoll getötet werden. Ebenso muss die ökologische Durchgängigkeit gewährleistet sein, so wie es seit Jahren in Oschersleben durch das offene Wehr der Fall ist“, meint Heimo Reilein. Sollte der geplante Wehrneubau mit inte- grierter Turbine in Oschersleben realisiert werden, würde dies das Ende für die Neunaugen bedeuten. „Der Neubau verstößt zudem gegen bestehende Gesetze. Wir als Angler und Naturschützer setzen uns deshalb dafür ein, dieses Szenario zu verhindern. Der Schutz der Artenvielfalt und die Arterhaltung gehören zu unserer Grundeinstellung. Wir fordern die Einhaltung bestehender Gesetze zum Artenschutz und werden sie, wenn nötig, mit Rechtsmitteln einfordern“, erklärt das Vorstandsmitglied des Angelvereins von Oschersleben und Umgebung. Für die Bachneunaugen gilt übrigens gemäß Fischereiordnung Sachsen-Anhalts ein ganzjähriges Fangverbot. Die Fische sind im Anhang II der Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Richtlinie gelistet und werden zusammen mit ihrem Lebensraum durch das Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt.