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neubau Spielplatz ruft Beschwerden hervor

Noch im Juli soll der neue Gemeindespielplatz in Harbke freigegeben werden. Anwohner in unmittelbarer Nähe sind darüber nicht glücklich.

05.07.2017, 23:01

Harbke l Der Spielplatz auf dem Areal zwischen Halberstädter Straße (B 245a) und Goethestraße hatte vor knapp drei Jahren dem Neubau eines Mietshauses mit altengerechten Wohnungen weichen müssen. Die Gemeinde veräußerte einen Teil des Grundstücks zur Bebauung an den Investor und kündigte seinerzeit schon an, auf der verbleibenden Wiese einen neuen Spielplatz zu errichten, im Vergleich zum alten um ein Stück Richtung Bundesstraße versetzt. Zu diesem Zweck ist dann auch der Kanalgraben verrohrt und zugeschüttet worden.

Nun ist der Spielplatz fast übergabebereit. Tischtennisplatte, Doppelschaukel, Kletterturm mit Rutsche und ein Hängemattenring – hochwertige Geräte sind in den vergangenen Wochen aufgebaut und jeweils mit Fallschutzmatten umsäumt worden. Es fehlen nur noch Bänke und der Sandkasten, die sollen in den nächsten Tagen das öffentliche Gelände komplettieren. „Wir möchten den Spielplatz gern noch im Juli eröffnen“, sagt Bürgermeister Werner Müller. „Es hat jetzt bald drei Jahre gedauert, lange genug. Und ich denke, es ist ein schöner Spielplatz geworden, etwas Vernünftiges, das wir uns auch einiges haben kosten lassen.“ Insgesamt rund 25 000 Euro, so Müller, ein Großteil davon aus Erlösen der 975-Jahr-Feier finanziert.

Aus dem Wohnhaus wurden nun Stimmen laut, die alles andere als begeistert von der neuen Errungenschaft der Gemeinde sind. Sie fürchten um ihre Altersruhe und monieren insbesondere das großzügig bemessene Ausmaß des Spielplatzes. Andererseits gibt es auch Mieter, die dem Spielplatz wohlwollend gegenüberstehen, ihn sogar ausdrücklich begrüßen, weil dadurch „hier ein Stück Mehrgenerationencharakter entsteht.“ Namentlich in der Zeitung genannt möchte niemand, weder die Kritiker noch die Befürworter – um des lieben Hausfriedens willen.

„Ich habe tatsächlich ein großes Problem mit diesem Spielplatz“, erklärt eine Mieterin, „wir haben ihn und somit auch den Lärm und die Sichtbehinderung direkt vor der Nase, keine zehn Meter von der Terrasse entfernt. Das ist doch nicht seniorengerecht, und beim Einzug war keine Rede davon, dass sich der Spielplatz über die ganze Fläche erstreckt.“

Ein Nachbar befeuert den Vorwurf: „Uns wurde damals gesagt, der Spielplatz wird hinten in der Ecke gebaut.“ Man könne das mit einer Planzeichnung der Gemeinde auch belegen. Dass die Klettertürme mit leuchtend gelben Dächern montiert wurden, empfindet er als „zusätzliche und gezielte Provokation uns gegenüber.“

Beide sind sich einig, so ein Spielplatz gehöre nicht zu einer altengerechten Wohnanlage, „jedenfalls nicht so dicht heran.“ Zugleich betonen die beschwerdeführenden Mieter: „Wir sind nicht kinderfeindlich, ganz im Gegenteil. Kinder brauchen solche Plätze. Uns stört das mangelnde Fingerspitzengefühl der Gemeinde und des Bürgermeisters. Wir konnten nie unsere Meinung zu den Plänen sagen, wurden einfach nicht gefragt.“ Es seien auch weniger die spielenden Kinder, gegen die sich ihre Bedenken richten, sondern „vor allem die Jugendlichen, die sich dann hier aufhalten werden, spätestens, wenn die Bänke aufgestellt sind.“

Werner Müller hat für die ganze Kritik wenig Verständnis: „Da wird etwas aufgebauscht und teilweise auch an den Haaren herbei gezogen. Obwohl es genügend Gelegenheiten gab und gibt – öffentliche Ratssitzungen, Bürgermeistersprechstunden oder auch private Anlässe – wurden mir gegenüber all diese Bedenken nie geäußert. Ich habe bislang nur positive Reaktionen von den Harbkern auf den Spielplatz erlebt.“

Die erhobenen Vorwürfe kontert der Bürgermeister: „Wir haben aufgrund der engen Ortsbebauung keine alternativen Flächen, darum war auch von Anfang an klar – und das war auch eine Bedingung beim Grundstücksverkauf –, dass der Spielplatz wieder dort errichtet und auch nicht bloß in die Ecke gequetscht wird. Zwischen einzelnen Geräten wie Schaukel, Klettergerüst und Tischtennisplatte muss ja auch Platz sein. Das Mietshaus selbst sollte Müller zufolge ursprünglich weiter Richtung Goethestraße gebaut werden. Der Investor habe dann umgeplant, um dort noch einen Garagenkomplex zu setzen.

Zu Lärm und Sichtbehinderung meint Müller: „Ohne den Spielplatz blickt man auf den Parkplatz des Einkaufsmarkts. An dieser Stelle gibt es auch keine völlige Ruhe, und der Straßenlärm dürfte weit größer sein als die Spielplatzgeräusche. Wir haben mit Blick auf die Nähe zum Wohnhaus bewusst auf Ballspielgeräte wie Fußballtore verzichtet. Letztlich muss man in einem Ort wie Harbke damit leben, dass man nicht Abgeschiedenheit und zugleich Versorgungsnähe haben kann.“

Er plädiert dafür, die Situation abzuwarten: „Jetzt werden Probleme herbei geredet. Wenn sie tatsächlich eintreten sollten, haben wir Möglichkeiten zu reagieren.“ Man werde eine Spielplatzordnung und darin unter anderem eine Nutzung nur bis 20 Uhr erlassen. „Mir würde aber am besten gefallen, wenn Senioren und Junioren miteinander harmonieren, wie es in einem so kleinen Dorf sein müsste“, betont Werner Müller. „Genau“, schaltet sich eine ältere Hausbewohnerin ein und findet es darüber hinaus „schlimm, dass wegen so etwas die Presse eingeschaltet wird. Es geht um einen Spielplatz für Kinder, der zudem noch wunderschön geworden ist. Ich kann die Kritik nicht verstehen, und die meisten Mieter haben mit dem Spielplatz auch gar kein Problem.“