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Neue Chronik Stadt-Geschichte zu Preußens Glanz

Der 2. Band der Oschersleber Chronik ist vorgestellt worden. Autor Dr. Günther Blume beleuchtet darin die Zeit der Preußen.

Von Yvonne Heyer 05.07.2016, 01:01

Oschersleben l Noch braucht es viel Fantasie, um sich den Lesesaal der künftigen Archive des Landkreises und der Stadt Oschersleben vorstellen zu können. Und doch waren die noch nackten Wände genau die richtige Kulisse für die Präsentation der Oschersleber Chronik, Band II. Denn der künftige Lesesaal in der einstigen Oschersleber Burg oder Königliches Amt befindet sich genau dort, wo Günther Blume begann, die Geschichte Oscherslebens zwischen 1700 und 1806 aufzuschreiben. Allein 32 Kapitel sind dem Amt gewidmet. „Dieses Amt war dem Fürstentum Halberstadt zugeordnet. Oschersleben war immer eher Halberstadt zugeneigt als nordlastig gen Haldensleben“, wie Günther Blume augenzwinkernd in Richtung Landrat Hans Walker (CDU) meinte. Rund um die Burg, wie das Amt im Volksmund jeher genannt wird, ranken sich viele Geschichten. Gut anderthalb Stunden „marschierte“ der Autor mit seinen Zuhörern durch die Historie, „fütterte“ sie mit Informationen an, um dann zu sagen: „Das können Sie auch selber nachlesen.“ Günther Blume erklärte die Struktur des Amtes, berichtete von den „Handtuch“-Feldern der Pächter, die mit einer großen Vielfalt bestellt wurden und mit der heutigen „Monokultur“ kein Vergleich seien. Der Autor wusste auch zu berichten, dass eine Inventur (Schätzung) 1720 ergab, dass die Kuhherde elf verschiedene Farben aufwies.

Dank eines Grundrisses, der in dem Buch ebenso wie zahlreiche andere Karten, Grafiken und Bilder zu finden ist, bekamen die Zuhörer einen Einblick, wie das Gelände der Burg einmal aussah. Das eigentliche Amtshaus gibt es ja bekanntlich heute nicht mehr. „Es fiel nach 2000 der Spitzhacke zum Opfer“, wie Günther Blume sagte. Und damit wurde eines der zwei barocken Gebäude Oscherslebens abgerissen. „Mit den Fledermausgauben war es das wertvollste Denkmal, was unsere Stadt je besaß“, so der Autor. Heute existiert aus dem Barock nur noch das Rathaus. Und auch dieses lässt sich im zweiten Chronikband wiederfinden. Und natürlich findet auch die Kirche Erwähnung. Diese verkaufte 500 Kirchenstühle, ließ in der Kornstraße zwischen 1717 und 1729 ein Predigerwitwenhaus errichten. Eine schwierige Angelegenheit wie folgende Notiz im Band beweist: „1719 blieb das Witwenhaus als Rohbau mit teilweisem Ausbau aus Geldmangel unvollendet liegen...“

Viele Geschichten mehr hätten an diesem Sonntag Günther Blume und Verleger Dr. Harry Ziethen erzählen können. „420 Seiten Geschichten am Stück zu lesen, erscheint mir nicht so ganz einfach. Doch Sie sollten für sich gerade die vielen kleinen Geschichten heraussuchen“, meintet Harry Ziethen, der gleich noch eine zum Besten gab. Nämlich die vom Turmwächter, der seinen Rausch ausschlief und so den Brand in Hornhausen nicht bemerkte. Er hätte sich im Turm verlaufen, so seine Ausrede. Als er entlassen wurde, hat er sich auch noch prompt beim Preußenkönig beschwert.

Verleger wie Autor bedankten sich bei zahlreichen Sponsoren, die das Herausbringen des zweiten Bandes der Chronik unterstützten. Bürgermeister Benjamin Kanngießer hingegen freue sich schon auf den dritten Band, in dem es wieder viele interessante Geschichten aus der Historie Oscherslebens, wie das Entstehen der Bahnlinie, geben wird. Günther Blume arbeite schon fleißig daran. Wann der dritte Band erscheinen wird, könne heute noch nicht gesagt werden. Schließlich habe man aus dem II. Band gelernt, der gleich mehrere Jahre im Katalog des Verlages als in Vorbereitung angepriesen wurde. Immer neue Erkenntnisse wollten schließlich eingearbeitet sein. Zu guter Letzt äußerte sich auch der Oschersleber Hans Brandt. Er sprach gezielt Bürgermeister und anwesende Stadträte an mit der Bitte, die Arbeit des Stadtchronisten zu würdigen und ihn zum Ehrenbürger zu ernennen.