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Neue Pläne Schweinemast: Güllesilo statt Biogas

Es gibt neue Pläne für die Schweinemast bei Dalldorf. Der Investor verzichtet auf eine Biogasanlage. Gegner sind dennoch skeptisch.

Von Sebastian Pötzsch 29.12.2016, 00:01

Dalldorf/Heynburg l So will die Agrargesellschaft mit Sitz in Tarthun (Salzlandkreis) im Zuge ihrer Erweiterungspläne für die Schweinemastanlage auf die Errichtung einer Biogasanlage verzichten. „Der Investor hat entsprechend aktualisierte Antragsunterlagen eingereicht. Hierbei handelt es sich nicht um einen neuen Antrag, sondern um eine aktualisierte Fassung des Antrags aus dem Jahr 2009“, sagte Denise Vopel, Pressesprecherin beim zuständigen Landesverwaltungsamt, auf Volksstimme-Nachfrage. Allerdings sollen die bisher im Zusammenhang mit der Biogasanlage beantragten Behälter als Güllelager mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 15 054 Kubikmetern genutzt werden.

Ferner will die Van der Velde Agrar GmbH die Schweinemastplätze in Dalldorf von derzeit 4098 auf insgesamt 10398 erhöhen und die Plätze für Ferkel von 2100 auf 1200 reduzieren.

Für Michaela Knappe und Ina Thiele aus Heynburg ist damit der Kampf gegen die Pläne des Investors noch längst nicht beendet. Denn für die Mitstreiterinnen einer Bürgerinitiative gegen die Erweiterung der Schweinemast bleiben alte Problematiken weiterhin bestehen. „Ob große Tanks für eine Biogasanlage gebaut werden oder riesige Gülle-Behälter: Sollten diese im Havarie-Fall bersten, fließt der ganze Mist den Berg hinunter und wird entweder Dalldorfer oder Heynburger treffen – oder gar die Bewohner beider Orte“, ist Ina Thiele überzeugt.

Auch die Zuwegungen zur Anlage auf der Kuppe bereiten den beiden Frauen Sorgen. „Wenn bei Schneefall große Traktoren oder riesige Lastkraftwagen von Heynburg oder Dalldorf die Hügel hinauffahren, vereist die Strecke schnell und macht das Befahren unmöglich“, berichtet Ina Thiele aus ihren Erfahrungen. Und Michaela Knappe ergänzt: „Zudem wird der Schnee vom Feldweg auf die Ausweichflächen an der Hügelkuppe geschoben. Ein Abschwenken vor Gegenverkehr ist dann nicht mehr möglich.“ Außerdem sei die Straße zum Stall keine Straße, sondern nur ein Feldweg, der gerne auch von Wanderern und Fahrradfahrern genutzt wird. Der Weg würde durch die Lastkraftwagen und Traktoren stark in Mitleidenschaft gezogen. Somit sehen die Heynburgerinnen auch ihre Lebensqualität in Gefahr.

Ähnlich sehen das auch Gröningens Bürgermeister Ernst Brunner (SPD) und Ines Kühn von der Verbandsgemeindeverwaltung Westliche Börde. Beide weisen gegenüber der Volksstimme darauf hin, dass der Agrarbetrieb die Verkehrsströme künftig teilen will. Beladene Lastkraftwagen sollen über Gröningen nach Dalldorf fahren, Leertransporte dagegen über Heynburg erfolgen. „Der Zustand der Straße in Heynburg ist aber problematisch“, wiederholt Ines Kühn ihren Standpunkt aus dem Vorjahr. Außerdem seien die Wege nicht tragfähig. Ferner habe der Investor Pläne für die Verlegung von Entwässerungsmulden in Richtung privater Grundstücke vorgelegt, die die Verwaltung ebenfalls für problematisch hält. „Schon im Jahr 2010 hatte der Gröninger Stadtrat festgestellt, dass eine ausreichende Erschließung der Verbindungswege zum Standort der Mastanlage nicht gesichert ist. Zudem hatten die Räte Bedenken, dass mit schädlichen Umwelteinflüssen zu rechnen ist“, erklärt Bürgermeister Ernst Brunner dazu.

Doch für die beiden Damen von der Bürgerinitiative sind das nicht die einzigen Schwachpunkte einer vergrößerten Schweinemast in ihrer Nachbarschaft. So machen sich Michaela Knappe und Ina Thiele auch gegen die generelle Massentierhaltung stark. Nicht nur in Sachen Tierschutz stehen sie solch riesigen Anlagen skeptisch gegenüber. Die Hinterlassenschaften der Schweine, oftmals als Gülle über die Felder gespritzt, sorge für die erhöhten Nitratwerte in Grundwasser, Flüssen und Bächen. „Unser Anliegen ist, dass die Bürger das Thema weiter auf dem Schirm haben, denn es ist noch nicht vom Tisch“, sagt Michaela Knappe. Der Kampf gegen die Erweiterungspläne daure schon sechs Jahre – und werde weiter fortgesetzt.

Erst im vergangenen Jahr hatte die Bürgerinitiative eine Petition in den Landtag von Sachsen-Anhalt eingereicht. Darin wurde darum gebeten, eine baurechtliche Stellungnahme des Landkreises noch einmal zu prüfen. In dieser Stellungnahme an das Landesverwaltungsamt hatte die Kreisverwaltung die Zulässigkeit der Erschließung der Schweinemastanlage festgestellt. Das wiederum brachte eine große Mehrheit des Gröninger Stadtrats auf die Palme. So wurde im Sommer des vergangenen Jahres mehrheitlich beschlossen, gegen den Landkreis zu klagen, wozu es allerdings nicht kam. Außerdem verweigerten die Gröninger im Sommer 2016 zum wiederholten Mal das gemeindliche Einvernehmen zur Erweiterung der Schweinemastanlage.

Im September war der Landkreis vom Landesverwaltungsamt noch einmal darum gebeten worden, die aktuellen Unterlagen des Investors – nunmehr ohne Neubau einer Biogasanlage – zu prüfen und eine abschließende Beurteilung abzugeben. „Das Ergebnis der Prüfung der Erschließung unterscheidet sich nicht wesentlich von den Inhalten im Artikel der Volksstimme vom 18. September 2015“, teilte die zuständige Mitarbeiterin der Landkreisverwaltung, Ute Burchhardt, auf Volksstimme-Nachfrage mit. In dem Artikel war berichtet worden, dass die Landkreisverwaltung die Erschließung der Schweinemastanlage als gesichert ansieht. Doch Ute Burchhardt weist noch einmal darauf hin, dass es sich weiterhin um ein laufendes Verfahren in der Zuständigkeit des Landesverwaltungsamtes handelt.

Von dort steht eine endgültige Entscheidung indes noch aus. „Über den Antrag der Van der Velde Agrar GmbH ist noch nicht entschieden worden“, teilte Pressesprecherin Denise Vopel dazu mit. Über eine erneute Öffentlichkeitsbeteiligung zu dem Verfahren habe das Landesverwaltungsamt noch keine Entscheidung getroffen. Vielmehr würde zunächst geprüft, ob die Voraussetzungen des Bundes-Immissionsschutzgesetzes erfüllt werden. Auch die Beteiligung jener Behörden, deren Belange durch das Vorhaben berührt werden, würde derzeit erfolgen. „Eine Prognose, wann voraussichtlich mit einer Entscheidung zu rechnen ist, können wir derzeit leider nicht treffen“, sagte Pressesprecherin Denise Vopel.