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Oldtimer Das große Staunen vorm Feldmann

Motorräder, mehr als 100 Jahre alt, sind auf einer großen Tour. Am Sonnabend stoppten sie am Eisenbahnmuseum "Feldmann".

Von Yvonne Heyer 26.08.2019, 01:01

Klein Oschersleben l Der Veteranen-Fahrzeug-Verband (VFV) wird 60 Jahre alt. Grund genug, nach 2009 und 2014 wieder eine Rundreise zu starten. Etwa 1200 Kilometer wollen die Veteranen der Landstraße bewältigen. Von Meisdorf im Harz geht es in Richtung Ostsee und wieder zurück zum Ausgangspunkt.

Am Sonnabendmorgen war der Tross in Meisdorf gestartet und traf gegen 10 Uhr am Bahnhof Hadmersleben auf dem Hof des regionalen Eisenbahnmuseums „Feldmann“ ein, wo die Eisenbahnfreunde die „Piloten“ bewirteten und ihr besonderes Museum vorstellten. Andererseits wurde der Oldtimer-Tross bereits von vielen Fans alter Fahrzeuge erwartet. Schließlich gibt es in Klein Oschersleben und Umgebung eine große Fangemeinde von Oldtimern. Etliche hatten ihre alten Fahrzeuge gleich mitgebracht. Viele Köpfe steckten am Sonnabendvormittag zusammen, es wurde gefachsimpelt, gefragt, gefragt, gefragt....

„Etwa alle 50 bis 60 Kilometer legen wir einen Zwischenstopp ein, müssen die Frauen und Männer aus Deutschland und den Niederlanden runter von den Motorrädern, die in keinster Weise gefedert sind. Für diese Zwischenstopps haben wir verschiedene touristische Kleinode ausgesucht und wir müssen sagen, die Eisenbahnfreunde haben das hier richtig toll für uns organisiert“, berichten Timo und Heiner Rohrwick, die für die Jubiläumstour des VFV den Hut auf haben. Der Verein selbst hat in Frankfurt/Main seinen Sitz, die beiden Vorsitzenden allerdings kommen aus Berlin.

Vielfach umringt findet sich auf dem Hof des „Feldmanns“ Horst Klett wieder. Der 73-Jährige aus Bad Tölz hat im Tross der 19 Motorräder und einem Automobil das älteste Fahrzeug vorzuweisen. Stolze 115 Jahre hat die Achilles auf dem Buckel.

„1971 habe ich das Motorrad gefunden, gut zwei, drei Jahre habe ich gebraucht, um es wieder fahrtüchtig zu machen“, berichtet der Ingenieur, der es in seinem Berufsleben mit Flugzeugen zu tun hatte. Täglich ist etwa eine Stunde notwendig, um die inzwischen 115 Jahre alte „Dame“ am laufen zu halten. Alle Ersatzteile sind selbst gebaut. Das Motorrad hat im Übrigen einen Flachriemenantrieb, besitzt allerdings kein Getriebe und keine Kupplung.

„Es ist nicht so einfach, das Fahrzeug in Gang zu bekommen. Man muss treten wie bei einem Fahrrad, allerdings ist das Motorrad wesentlich schwerer“, erklärt Horst Klett. Mit Treten wie bei einem Fahrrad kommt Katrin Böhner nicht weiter. Ihr Zweirad vom Typ JAP ist eine ehemalige Rennmaschine von 1907, allerdings ohne Getriebe, Kupplung und Anwerfhilfe. Katrin Böhner muss Anschieben und Aufspringen, um in Gang zu kommen. Lian Klaas aus dem Westerwald fährt eine Levis AJS, 250 Kubik. Das englische Fabrikat hat sie zum 50. Geburtstag von ihrem Mann geschenkt bekommen. Gestern ist sie 54 geworden, fährt das Motorrad aus dem Jahr 1912 also vier Jahre.

Das einzige Automobil in der Runde steuern der 68-jährige Helmut Schmittner und der 74-jährige Hans Spiske aus Penzberg bei Garmisch. Der zitronengelbe Citroen hat die 100 noch nicht ganz erreicht, wurde 1923 gebaut. Der Schlossermeister und der Kfz-Meister haben immer etwas zu basteln.

Heute übrigens lautet das Etappenziel Forsthaus Damerow bei Koserow auf der Insel Usedom. Unter www.keilriemenfahrt.de kann die (Ost-)Deutschlandfahrt des VFV verfolgt werden.