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Oldtimer Motorradfieber und Eisenbahnromantik

Die Hadmersleber Eisenbahnfreunde haben am Wochenende ihr Museum „Feldmann“ am Bahnhof für Besucher geöffnet.

Von Sebastian Pötzsch 24.04.2017, 01:01

Hadmersleben/Klein Oschersleben l Im Untergeschoss des Eisenbahnmuseums „Feldmann“ am Bahnhof Hadmersleben riecht es nach Öl und Benzin. Etwa ein Dutzend Motorräder sind hier sehenswert aufgebahrt. Dabei handelt es sich um Zweiräder aus fast vergessenen Zeiten.

„In Klein Oschersleben gibt es eine starke Oldtimer-Szene. Alle, die eines oder mehrere historische Fahrzeuge haben, stellen hier aus“, erklärt Erhard Horn von den Hadmersleber Eisenbahnfreunden.

Sofort ins Auge fällt zum Beispiel eine alte DKW E200. „Die wurde früher oft als Blutblase beschimpft – wegen ihres roten Tanks“, erklärt Sebastian Behrens, einer der Sammler dieser historischen Fahrzeuge. Das Stahlross stammt aus dem Jahr 1928, die 200 Kubikzentimeter leisten 1,8 PS.

Nur wenige Meter entfernt steht eine EMW, die die Besucher offensichtlich nicht weniger beeindruckt. „Die sollte an die GST ausgeliefert werden. Deshalb hat sie diesen Grünstich“, erklärt Mitstreiter Gunther Römmer und fügt hinzu: „Das ist die einzige Viertakt-350-Kubikzentimter-Maschine, die zu DDR-Zeiten gebaut worden war, und zwar in den ehemaligen BMW-Werken in Eisenach.“

Ein weiteres technisches Detail fällt sofort ins Auge. Die Kraftübertragung vom Motor zum Hinterrad erfolgt nicht etwa per Kette oder Zahnriemen wie bei modernen Maschinen, sondern mit Kadarnwelle. Wegen Lizenzstreitigkeiten mit BMW im damaligen Westen Deutschlands wurden übrigens die Propeller im Firmen-Logo von blau in rot geändert, wissen die Sammler.

Und da es keine Ende nahm mit den Rechtstreitigkeiten wurde in der DDR die Marke MZ aus der Taufe gehoben. Ein beeindruckendes Beispiel aus dieser Ära ist ebenfalls ausgestellt, nämlich eine MZ 350. Das Besondere: Die rote Schönheit mit zwei Rädern wird von einem Zweitakt-Boxermotor angetrieben. „Ich denke, die ist Baujahr 1957“, erklärt Besitzer Hansi Behrens, ebenfalls aus Klein Oschersleben.

„Wir sind alle etwas verrückt“, mischt sich Ehefrau Bettina ein. Stolz berichtet sie, dass der 13-jährige Enkel Lucas ebenfalls vom Virus alter Fahrzeuge angesteckt worden ist.

„Wir haben ein über 2000 Quadratmeter großes Grundstück. Da übt er schon mal mit dem SR Peng“, erzählt Bettina Behrens. Und an ihren Enkel gerichtet sagt sie weiter: „Und bald übst Du schon mit der RT, oder Lucas?“ Stolz nickt ihr der Enkel zu.

Doch es gibt weit mehr zu sehen, als die Motorräder. Im Mittelpunkt des Saisonauftakts im „Feldmann“ stehen natürlich die Modelleisenbahnen im Obergeschoss. Größte Anlage ist die vereinseigene Spur II m.

Über 100 Meter Gleise schlängeln sich durch den 6 mal 26 Meter großen Raum. „Das ist die einzige Anlage dieser Art in Sachsen-Anhalt, weil sie fest installiert und mehr oder weniger regelmäßig für die Öffentlichkeit geöffnet ist“, erklärt Eisenbahnfreund Erhard Horn.

Neben der Anlage steht eine große Wand voll von Fotos und Zeitungsartikeln. „Das ist unsere Bilddokumentation zum 15. Geburtstag“, erzählt Horn weiter. Und den wollen die Vereinsmitglieder zünftig begehen – mit weiteren Öffnungstagen in diesem Jahr.

Das nächste Mal öffnet der „Feldmann“ am Freitag, 12. Mai, ab 18.30 Uhr. Dann wird Eisenbahn-Fachmann Dirk Endisch aus Stendal aus seinem Buch „Klein- und Privatbahnen im nördlichen Harzvorland“ lesen.