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Opeltreffen Chrom, Rennbenzin und Partylaune

Unter dem Motto "Benzin im Blut - Opel im Herzen" haben in Oschersleben rund 50.000 Opel-Fans ihre Marke gefeiert.

Von Sebastian Pötzsch 04.06.2018, 01:01

Oschersleben l Riesige Party in der Motorsportarena Oschersleben: es liegt der Geruch von Benzin und verbranntem Gummi in der Luft, Reifen quietschen, Motoren heulen laut auf, Musik mit fetten Bässen dröhnt aus allen Richtungen und immer wieder werden Freudenrufe laut. Etwa 50.000 Opel-Fans sind mit rund 10.000 Autos in die Börde gereist, um gemeinsam ihrer Marke mit dem Blitz zu huldigen.

Auf einem extra eingerichteten Parkplatz haben sich jene Opel-Fans versammelt, die mit ihren Fahrzeugen am Tuning-Wettbewerb „Show & Shine“ teilnehmen. Hier blitzt das Chrom und glitzert der Lack: Weit über 100 Teilnehmer wollen mit ihren aufgemotzten Autos einen der begehrten Pokale abstauben. Auch immer mehr Frauen wagen sich unter ihre männliche Konkurrenz. Besonders fällt der Opel Adam von Anke Witte aus Porta Westfalica (Nordrhein-Westfalen) auf. Sie nennt ihr Gefährt „Mr. Gray Opel Adam S“. Vor allem die feinen Grafiken an Türen und Motorhaube fallen dem Betrachter sofort ins Auge. „Die sind mit Airbrush aufgetragen worden“, erklärt die Opelanerin bereitwillig. Vieles habe sie selbst entworfen, Grafiken und die eine oder andere Umbauidee habe sie sich sogar schützen lassen. Alles in allem sei ihr „Liebster“ im Wert von rund 85.000 Euro umgebaut worden. „Kaum ein Teil ist original“, bekennt die junge Frau voller Stolz.

Zum Opeltreffen sei sie nicht das erste Mal angereist. „Das ist das Szene-Treffen überhaupt. Hier lernt man viel Gleichgesinnte kennen, schließt Freundschaften und tauscht Erfahrungen aus“, berichtet Anke weiter. „Das ist das größte Opel-Treffen Europas und etwas ganz Besonderes.“

Vorbei an vielen chromblitzenden und tiefergelegten Autos geht zu einem ganz besonders flachen Exemplar seiner Zunft: Ein schwarzer Opel GT2. „Der ist Baujahr 2008“, sagt sein Besitzer Sascha Tietz. Er ist das zweite Mal von Dortmund nach Oschersleben gekommen und möchte sich ebenfalls der strengen Jury stellen. „Felgen, Fahrwerk, Türen – da ist nichts mehr original“, erklärt der Tuning-Fan. Zwar rechne er sich einige Chancen auf einen der vorderen Plätze im Schönheitswettbewerb aus, „doch vor allem geht es mir darum, Tipps und Feedback zu bekommen, was ich noch besser machen kann. Deswegen bin ich in erster Linie hier“, betont der Dortmunder. Ihm gehe es vor allem um die Gespräche unter Gleichgesinnten, um das Sammeln von Ideen. Auf die Frage, ob er denn mit seinem Umbauten schon fertig sei, winkt ab, lächelt und sagt: „Ach, noch lange nicht.“

Wieder zurück im Fahrerlager der Motorsportarena bahnt sich ein außergewöhnliches Gefährt den Weg durch die Besuchermassen. Es ist laut, bunt und sehr lang. Nicht nur das Motorgeräusch lässt die Hörorgane bis an die Belastungsgrenze arbeiten, auch laute Musik und Jubelrufe dröhnen aus dem Opel. Das Funcar „Motor-Kremser“ gehört Uli aus Märkisch-Oderland ganz im Osten Brandenburgs und zeichnet sich unter anderem durch eine Sitzecke im hinteren Bereich aus. Doch auch unter der Motorhaube ist nichts von der Stange. „Wir haben hier zwei Motoren eingebaut. Die sind sehr robust, brauchen nicht einmal unbedingt Öl. Hauptsache Benzin, dann laufen die schon“, erklärt der Brandenburger. Das Fahrzeug sei ursprünglich einmal ein Opel Astra gewesen. „Vorne haben wir eine Kadett-Front angeschweißt und hinten einen Astra F, also aus drei Autos eines gemacht“, beschreibt der Autonarr weiter. Dann bahnt sich das Fahrzeug weiter seinen Weg – auf sage und schreibe vier Achsen.

Laut und rauchig geht es auch an der Burnout-Strecke zu. Hier werden extra umgebaute Wagen derart über einen abgesteckten Parcours gequält, dass die Hinterachsen zum Ausbrechen bewegt werden. Driften nennen das die Autofans. Ein Durchgang dauert bis zum Burnout, also bis mit lauten Knall beide Reifen an der Hinterachse platzen. Was dann folgt sind Jubelrufe und lang anhaltender Applaus.

Quietschende Reifen ohne Ende gibt es auch auf der Rennstrecke. Hier trainieren Fahrer mit ihren Rennkisten das Driften – aber eben ohne den Burnout. Hier geht es darum, möglichst „schön“ das Hinterteil des jeweiligen Wagens ausbrechen zu lassen und um die Kurven zu zirkeln. Wer möchte, kann sich sogar eine Taxifahrt als Mitfahrgelegenheit buchen.

Derweil versammeln sich immer mehr Schaulustige auf der Tribüne an der Start-Ziel-geraden. Hier findet gerade das 1/8-Meile-Rennen statt. Auch hier ist es laut und es riecht nach Rennbenzin. Im Prinzip kann hier jeder mit seinem Auto teilnehmen, ob mit Straßenzulassung oder t seinem speziell umgebauten Rennauto die ziemlich genau 201,17 Meter lange Strecke entlangbrausen. Die schnellsten benötigen gerade einmal knapp unter sieben Sekunden bis ins Ziel.

Laut ist auch am Messstand für Soundtests. Wer wissen möchte, auf welche Werte es seine Musikanlage, sein Motor oder die Abgasanlage schafft, ist hier richtig. So schrauben die Autobesitzer in ihrer Freizeit so lange, bis es richtig kracht. Ein Opel Tigra, der nicht gerade ein Augenschmaus ist, „hängt“ gerade an den Mikrofonen der Messanlage. Das Röhren aus seinem Auspuff schafft es auf immerhin 135,5 Dezibel, andere Teilnehmer sind noch viel lauter – dürfen jedoch mit ihren Kisten, genau wie die Funcars, nicht im öffentlichen Straßenverkehr fahren.

Wer sein Geld nicht für Benzin oder Reifen verbrennen, aber trotzdem ausgeben will, hat dazu auf der Händlermeile Möglichkeiten. Hier gibt es Klamotten sowie Ersatz- und Tuningteile. Und hier kann auch der eigene Opel verschönert werden: mit Pinstripes, also nadeldünnen mit Hand gezogenen Farbstreifen auf dem Lack, oder mit Glasgravur.

Wem das Wochenende zu kurz war, kann sich schon auf die nächsten Opeltreffen in der Motorsportarena freuen: Das 24. Opeltreffen findet im kommenden Jahr auf jeden Fall wieder statt. Vielleicht wird ja auch im Winter eingeladen.