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Oschersleber Burg Hohler Vogel mit neuem Innenleben

Besucher bekamen bei einem Rundgang durch die Oschersleber Burg einen Eindruck vom künftigen Stadt- und Kreisarchiv.

Von Yvonne Heyer 15.06.2016, 01:01

Oschersleben l Noch ist der Blick beinahe bis in den Himmel möglich. Das ehemalige Frauenhaus zeigt sich noch völlig entkernt, ist ein hohler Vogel. Aber das wird sich bald ändern, werden die Zwischendecken eingezogen. Im Moment stützen Stahlskelette die Außenwände. Die großen, einstigen Deckenbalken schauen nur noch als Stümpfe heraus. „Sie mussten komplett entfernt werden, weil sie völlig zerbröselt waren. Der Sandstein, aus dem das Gebäude besteht, war sehr ausgespült, so ist die Feuchtigkeit bis in die Balken gedrungen“, erklärt Projektleiterin Simone Siermann.

Als am vergangenen Freitag die Stadt Oschersleben gemeinsam mit der Bewos interessierte Bürger und Stadträte zum Rundgang eingeladen hatte, standen rund 80 Männer und Frauen ebenso staunend in der alten Burg wie am Montag Dr. Harry Ziethen. Der Verleger begutachtete die Räumlichkeiten unter einer ganz anderen Prämisse: Am 3. Juli präsentiert Dr. Günther Blume den zweiten Band der Oschersleber Chronik. Die Präsentation wird in der Burg stattfinden, schließlich dreht sich in der Chronik vieles um das ehemalige Königliche Amt. Gemeinsam mit Simone Siermann und Bewos-Geschäftsführer Dr. Thomas Harborth wurde schließlich entschieden, dass die Buchpräsentation im künftigen Lesesaal des Archivs von Stadt und Landkreis stattfinden soll. Der Lesesaal wird somit noch vor seiner Fertigstellung zum Vorlesesaal. Dr. Harry Ziethen hatte zunächst den großen Saal ins Visier genommen. Doch der künftige große Veranstaltungsraum für die Stadt Oschersleben mit einer Kapazität von bis zu 195 Plätzen wird sich in diesen Tagen in eine Großbaustelle verwandeln, „wandern“ die Zwischendecken weiter nach unten. Unermüdlich tragen die Bauarbeiter Platten für das Gerüst hinein. „Der große Saal, einst als Speicher über vier Etagen genutzt, wird über zwei Etagen gehen, ist barrierefrei gestaltet. Die Sanitärräume in der ersten Etage können über einen Fahrstuhl, der übrigens bis in den Keller geht, erreicht werden“, erklärt Simone Siermann weiter. Mit dem großen Saal werde ein Veranstaltungsraum für die Stadt Oschersleben geschaffen, der hier bislang fehlt. Aber noch gut ein Jahr werde ins Land gehen, ehe der Saal fertig ist.

Im künftigen Archiv sind die ersten Zwischendecken eingezogen. An die Decken samt Träger sind besondere Anforderungen gestellt, müssen sie doch mit vier Magazinräumen, die einmal knapp fünf Kilometer Regallänge aufweisen, eine besondere Last tragen: eine Tonne pro Quadratmeter. Die Fenster in den Magazinräumen werden verschlossen. Da außen Fensterläden angebracht werden und damit die ursprüngliche Ansicht hergestellt wird, ist dieser Umstand nicht sofort zu erkennen.

Bekanntlich wurde in den vergangenen Monaten die Burg im wahrsten Sinne des Wortes auf neue Füße gestellt. „Die Pfahlgründung war kompliziert, hat ein halbes Jahr länger gedauert“, berichtet Simone Siermann. Umfangreiche Bohrungen waren notwendig, um mehr als 80 Löcher in bis zu 20 Meter Tiefe zu treiben. In diese Löcher wurden die neuen Pfähle gesetzt. Auf diesen ruht das neue Bauwerk.

Am 20. Juni beginnen auf dem Burghof die Arbeiten zum Verlegen von Ver- und Entsorgungsleitungen.

Insgesamt 5,5 Millionen Euro werden in die Sanierung des historischen Oschersleber Gebäudes gesteckt. Rund die Hälfte der Kosten werden über Fördermittel refinanziert.

Hoch oben im Dachgeschoss werden insgesamt fünf Wohnungen entstehen.