1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Oschersleben
  6. >
  7. Altes Zunftzeichen als Familienerbe

Pferdekopf Altes Zunftzeichen als Familienerbe

Ein kunstvoll gefertigter Pferdekopf zieht in Gröningen die Blicke auf sich. Das alte Zunftzeichen gehört Karl-Heinz Müller.

Von Christian Besecke 31.07.2017, 12:00

Gröningen l Karl-Heinz Müller und seine Ines sind heute Selbstversorger. Fast alles, was die beiden benötigen, produzieren sie auch selber. Sie bewirtschaften eine große Gartenfläche und halten sich zudem Ziegen, Schafe, Hühner, Kaninchen und Vögel aller möglichen Arten. „Ich habe schon immer eine besondere Beziehung zu Tieren gehabt“, erklärt Karl-Heinz Müller beim Besuch der Volksstimme. „Schon im Alter von sieben Jahren habe ich Tauben gehalten. Damit bin ich in die Fußstapfen meiner Vorfahren getreten.“

Müller ist auch heute noch Mitglied im Halberstädter Rassegeflügelzuchtverein. Dieser hält vom Frühjahr bis zum Herbst einen Kleintiermarkt in Harsleben ab. Nach Möglichkeit ist der „Neu-Gröninger“ immer mit dabei. Der Erfahrungsaustausch mit den Züchterkollegen sei ihm sehr wichtig, auch wenn er selber schon lange Jahre im Geschäft ist. „Der Verein ist schon vor 1877 gegründet“, erzählt Müller. „Mein Großvater Wilhelm Mehl war schon Mitglied. Das älteste Schriftstück, welches wir heute noch im Verein besitzen, stammt aus dem erwähnten Jahr.“ Heute haben die Halberstädter noch 28 Mitglieder, die Nachwuchsgewinnung ist eine schwierige Sache geworden. „Allerdings ist ein Trend zu bemerken“, sagt Müller. „Die Leute leben bewusster und gehen dazu über, sich wieder mehr selber mit Lebensmitteln zu versorgen. Das ist auch eine Chance für viele Zucht- und Gartenvereine.“

Traditionen sind für den Selbstversorger wichtig. Am Haus der Eheleute in Gröningen hängt ein Pferdekopf, daneben finden sich weitere Ornamente. Müller erklärt die Zusammenhänge. „Der Kopf und das weitere Zubehör stammen aus Halberstadt“, sagt er. „Einst hing alles zusammen an einer alten Hufschmiede in der Hospitalstraße. Als ich von dort nach Gröningen gezogen bin, habe ich alles mitgenommen.“ Es handelt sich dabei quasi um das Erbe seiner Familie.

Großvater Wilhelm war nämlich auch der Vertreter einer langen Reihe von Hufschmieden. Der feine und handgefertigte Pferdekopf stammt wohl aus der Zeit um 1870 herum. Müller macht auf die kunstvoll ausgearbeiteten Kleinigkeiten an der Arbeit aufmerksam. „Die feinen Haare, das Maul des Tieres und selbst kleine Adern sind sehr kunstvoll hergestellt worden“, schätzt er ein. Das Tier trägt Hufeisennachbildungen im Maul, welche einst Zunftzeichen der Hufschmiede waren. „Bemerkenswert sind die beiden Hufeisen“, fährt Müller mit seinen Erklärungen fort.

„Das offene Feld weist den spezialisierten Schmied aus, das geschlossene dagegen deutet auf einen echten Fachmann.“ So sei sein Großvater Experte für gesunde und auch kranke Pferde gewesen. „Das symbolisiert das geschlossene Eisen“, verrät der Nachfahre. „Nicht jeder Hufschmied hatte die Qualifikation dafür, dazu brauchte es Spezialisten.“ Müller macht auf eine Fahnenstange aufmerksam, die zu dem Ensemble gehört. „Diese stammt aus dem Jahr 1915“, sagt er. „Sie ist ebenfalls von meinem Großvater angeschafft worden.

Ein witziges Detail verrät Karl-Heinz Müller noch. „Meine Ines wollte vor Jahrzehnten den Kopf in Halberstadt käuflich erwerben. Das hat jedoch nicht geklappt“, erzählt er schmunzelnd. „Jetzt habe ich ihn in die Ehe mitgebracht. Sie musste nur ein wenig darauf warten. Als Besonderheit hat sie auch noch einen Mann gratis dazu bekommen.“