1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Oschersleben
  6. >
  7. Neues Domizil nur Zwischenstation

Plan B Neues Domizil nur Zwischenstation

Die Besucher der Oschersleber Tagesstätte für psychisch kranke Menschen "Plan B" verbringen ihren Tag zurzeit an mehreren Standorten.

Von Susann Gebbert 07.11.2017, 00:01

Oschersleben l Es ist stickig in dem Aufenthaltsraum im ehemaligen Bistro am Busbahnhof. Bei Salzstangen und Apfelsaft sitzen dicht an dicht Besucher der Tagesstätte „Plan B“ und ihre Angehörigen. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK), Betreiber der Einrichtung, hat zum Angehörigenfest und gleichzeitig zur Einweihung des neuen Standorts eingeladen. Das Gebäude an der Friedrichstraße ist zu klein geworden für die wachsende Zahl an Besuchern. Nicole Strauß leitet die soziale Einrichtung, die 40 Menschen mit psychischen Erkrankungen besuchen. „Das aktuelle Credo lautet: Ambulant vor stationär“, sagt sie. Erkrankte Menschen sollen demnach bevorzugt selbstbestimmt an ihrem Wohnort leben statt im Heim untergebracht zu werden. Dadurch steigt die Besucherzahl in der Tagesstätte.

Es mussten also zusätzliche Räume her. Das ehemalige Bistro der Wohnungsbaugesellschaft Bewos am Busbahnhof stand leer und bot sich an. In dieser Woche beziehen Tagesstätten-Besucher und Betreuer die neuen Räume auf Zeit. Denn im Herbst nächsten Jahres will das DRK mit „Plan B“ in die alte Stadtbäckerei An der Wasserrenne ziehen und dafür die derzeitigen Räumlichkeiten aufgeben.

„Das ehemalige Bistro ist für uns eine Übergangslösung mit hervorragenden Bedingungen“, sagt Nicole Strauß. Es besteht aus zwei Küchen, in denen die Tagesstätten-Besucher das Mittagessen zubereiten können, einem Speiseraum, Aufenthaltsräumen und einem Büro für die Mitarbeiter. Vor allem für Kochtraining und die Nachmittagsbetreuung wollen Besucher und Betreuer das ehemalige Bistro nutzen und müssen dafür zwischen den verschiedenen Standorten der Tagesstätte pendeln. „Wir sind immer unterwegs: Von der Friedrichstraße in das Bistro am Bahnhof in den ‚Plänemacher-Laden‘ in der Thälmannstraße“, so Nicole Strauß.

Das soll sich ändern. Die Bewos saniert von dem kommenden Jahr an das Gebäude des ehemaligen Stadtbäckers, das seit etwa zehn Jahren leer steht. „Im Erdgeschoss entstehen die Räumlichkeiten für die Tagesstätte und im Obergeschoss bauen wir barrierefreie Wohnungen“, sagt Thomas Harborth, Geschäftsführer der Bewos. Die neue Tagesstätte wird eine Fläche von 400 Quadratmetern haben und Platz für alle 40 „Plan B“-Besucher. Hier entstehen zum Beispiel Kreativ-, Bewegungs- oder PC-Räume und eine neue Holzwerkstatt. 80 Prozent des Rohbaus will die Bewos erhalten.

Das DRK mietet die Räume voraussichtlich ab Herbst 2018. „Es beruhigt die Seele unserer Klienten, einen festen Standort zu haben“, sagt Nicole Strauß. Ursprünglich hatte die SPD-Stadtratsfraktion die Idee, die ehemalige Bäckerei als Jugendzentrum zu nutzen.

Die Tagesstätte „Plan B“ ist ein Anlaufpunkt für Menschen mit psychischen Behinderungen. Hier können sie mit Ergotherapeuten, Heilerziehungspflegern, Sozialarbeitern und ehrenamtlichen Helfern je nach Neigung töpfern, kochen, entspannen, nähen oder einfach auch nur reden. Voraussetzung ist, dass sie eine Erwerbsunfähigkeitsrente beziehen. Aktuell teilt sich die Einrichtung auf verschiedene Standorte auf: Aufenthalts- und Therapieräume in der Friedrichstraße und dem ehemaligen Bistro am Busbahnhof und der „Plänemacher-Laden“ in der Thälmannstraße Straße, in dem Tagesstätten-Besucher Kleidung und Accessoires nähen und verkaufen. „Der Laden wird in der Thälmanstraße bleiben“, sagt Nicole Strauß.