1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Oschersleben
  6. >
  7. Friedhöfe müssen kleiner werden

Planung Friedhöfe müssen kleiner werden

Eine Kommission hat sich mit der Aufstellung eines Friedhofsentwicklungsplanes in Oschersleben beschäftigt. Das Ergebnis wird diskutiert.

Von Yvonne Heyer 23.10.2018, 01:01

Oschersleben l Mit der Bildung einer Friedhofskommission reagiert die Stadtverwaltung Oschersleben auf die geänderten Ansprüche an das Friedhofswesen. Die Bestattungsformen haben sich geändert, die Bestattungszahlen sind zurück gegangen. Bevorzugt werden heute Feuerbestattungen sowie pflegeextensive Grabstätten. Auf vielen Friedhöfen der Stadt und ihrer Ortsteile existiert ein Flächenüberhang, die Bewirtschaftung der Friedhöfe ist schon lange nicht mehr kostendeckend. „Neben dem Ziel, Überhangflächen des Friedhofswesens einer Renaturierung beziehungsweise Nachnutzung zuzuführen, steht die Reduzierung von Pflegekosten im Vordergrund“, heißt es im erarbeiteten Friedhofsentwicklungsplan. Jedoch sorgt die Einhaltung der Bindungs- und Ruhefristen für Grabstätten zugleich dafür, dass die Reduzierung von Flächen ein sehr langfristiger Prozess ist. Ehe Friedhofsareale geschlossen und erst danach entwidmet werden können, vergehen oftmals viele Jahre.

Mit dem Friedhofsentwicklungsplan hat die sogenannte Friedhofskommission eine Bestandsaufnahme für alle Friedhöfe vorgenommen und Empfehlungen ausgesprochen.

Auf den Ortsteilfriedhöfen Altbrandsleben, Ampfurth, Beckendorf, Groß Germersleben, Hadmersleben, Hordorf, Hornhausen, Klein Oschersleben, Neindorf, Peseckendorf und Schermcke existieren Grabfelder für anonyme Urnenbeisetzungen, auch Grüne Wiese genannt. Zusätzlich befindet sich auf dem Friedhof Hornhausen ein Grabfeld für anonyme Erdbestattungen. In jüngster Vergangenheit entstand in den Ortsteilen der Wunsch, nach einer Alternative zu den anonymen Bestattungen. Jedoch sollten dafür keine neuen Grabfelder geschaffen werden. Stattdessen sollen die anonymen Urnengemeinschaftsanlagen auf den Ortsteilfriedhöfen in Urnengemeinschaftsanlagen mit Namenskennzeichnung umgewandelt werden. Möchte jemand anonym auf der Grünen Wiese bestattet werden, könne dies auf dem Friedhof in Oschersleben passieren.

Um den Pflegebedarf auf den Ortsteilfriedhöfen zu minimieren, sollen dort in Zukunft keine weiteren Gemeinschaftsanlagen angelegt werden. Lediglich eine Erweiterung von bestehenden Anlagen können ins Auge gefasst werden.

Auf einigen Friedhöfen existieren Grabfelder mit Soldatengräbern. Mit dem Landesverwaltungsamt müsse geklärt werden, wie mit den Gräbern bei Schließung des Grabfeldes zu verfahren ist, denn die Kriegsgräber müssen dauerhaft erhalten bleiben.

Für die Friedhöfe in Emmeringen und Peseckendorf-Neubau wurde vorgeschlagen, diese zu schließen und nach Ablauf des letzten Nutzungsrechtes zu entwidmen.

Die Ortschafträte von Schermcke haben dem Friedhofskonzept keine Zustimmung gegeben. „In unserem Fall soll der hintere Teil des Friedhofes geschlossen werden. Doch wir können dabei keine Kosteneinsparung feststellen. Viele Areale sind mit Efeu bewachsen. Zweimal im Jahr erfolgt ein Pflegeschnitt“, schätzt Ortsbürgermeister Marcel Ott ein. „Ich war selbst in der Friedhofskommission. Hier wurde einfach zu wenig nach rechts oder links geschaut. Ich sehe vor allem die Kostenschätzungen kritisch. Die Kostenentwicklung entspricht nicht der Realität“, holt Ott weiter aus.

Eine einstimmige Zustimmung zum Friedhofskonzept gab es vom Ortschaftsrat Altbrandsleben. „Eine Fläche wird entwidmet. Das ist aus Kostengründen auch richtig so“, meint Ortschef Herbert Wilke.

„Es ist gut und richtig so, dass auf unserem Friedhof ein Grabfeld stillgelegt wird. Doch zur neuen Beerdigungsform bleiben Fragen offen. Es fehlt unserem Ortschaftsrat die Vorstellung, wie es praktisch umgesetzt wird und was es kosten soll“, berichtet der Hordorfer Ortsbürgermeister Norbert Kurzel.

Der Groß Germersleber Ortschaftsrat hat sich komplett der Stimme enthalten. „Die Verkleinerung des Friedhofes passt nicht, ist in den Plänen falsch eingezeichnet. Fraglich ist für uns die Nachnutzung des zu schließenden Friedhofsareals als landwirtschaftliche Nutzfläche. Wir plädieren dafür, ein parkähnliches, pflegearmes Areal mit einer lockeren Bepflanzung mit Bäumen anzulegen. In diesen Park könnten die Soldatengräber integriert werden“, meint im Namen seines Ortschaftsrates Groß Germerslebens Ortsbürgermeister Donald Dölle.

„Die Reduzierung der Friedhofsflächen ist bei uns nicht das Thema, deshalb haben wir dem Friedhofsentwicklungsplan zugestimmt. Doch es bleiben die Fragen nach dem Aussehen der Stele für die halbanonyme Grabanlage und nach den Kosten dieser Bestattungsform. Letztendlich entscheidet der Stadtrat, auch darüber, dass es eine komplett anonyme Bestattung nur noch auf dem Oschersleber Friedhof geben wird“, teilt Achim Röttger aus der Ampfurther Ortschaftsratssitzung mit.

Mehrfach ist im Klein Oschersleber Ortschaftsrat die Friedhofsproblematik diskutiert worden. Deshalb hatten die Ortschaftsräte auch kein Problem mit der Friedhofsentwicklungsplanung und bestätigten diese. „Doch wir haben die Vorschläge konkretisiert. Das bereits geschlossene Gräberfeld H kann ab 2028 entwidmet werden, aber nicht mit der Maßgabe dort eine Grünfläche zu schaffen. Wir schlagen vor, ein naturbelassenes Biotop zu schaffen“, erklärt Ortsbürgermeister Jörg Gildemeister.

Auf dem Grabfeld D befinden sich noch vier, auf dem Grabfeld E noch sechs Grabstätten. Die Nutzungsrechte laufen zum 31. Dezember dieses Jahres aus und werden zum 1. Januar 2019 geschlossen, dürfen dort keine Bestattungen mehr stattfinden. Für je ein Grab der Gräberfelder soll eine Sondergenehmigung für eine Bestattung beantragt werden, da die Ehefrauen noch leben. „Die Efeuflächen auf den genannten Gräberfeldern sollten entfernt und in Wildblumenwiesen umgewandelt werden. So kann der Pflegeaufwand minimiert werden“, erklärt Jörg Gildemeister.