Kleine Oschersleber Weihnachtsgeschichte

Oschersleben l Krippenspiel, Kartoffelsalat mit Würstchen, Familientrubel, blaue Säcke voll mit Geschenkpapier und im Radio läuft „Last Christmas“. Das könnte der „deutsche Style“ sein, von dem Jakub Kubacki spricht, wenn er morgen an sein erstes deutsches Weihnachtsfest denkt. Nur, dass ihm ein wesentlicher Teil fehlt – seine Familie. Der Jugendliche und erzählt, wie sie den Heiligen Abend verbringt.

Schwarze Haare fallen ihm in die Stirn. Er lacht und scherzt viel, hat für jeden ein Kompliment auf den Lippen. Jakub Kubacki nennt sich selbst einen Charmeur. Zu Hans Wöltge sagt er „Opa“, zur Sozialpädagogin vom Jugendamt „zweite Mama“, zu den Betreuern im Jugendhausprojekt Lebenswelt „Familie“. Der 16-Jährige wird an den Weihnachtstagen nicht von seiner Familie abgeholt wie die anderen 25 Heimbewohner. Er feiert mit einer anderen Jugendlichen und einem Betreuer in der Villa in der Oschersleber Hermann-Krebs-Straße.

Hans Wöltge leitet das Jugendhausprojekt. Er weiß, dass die Jugendlichen fast unerträglich viel Druck aushalten müssen, wenn sie über die Weihnachtstage nicht abgeholt werden. „Wir versuchen alles, um die Zeit so erträglich wie möglich für sie zu gestalten“, sagt er. Kartoffelsalat mit Würstchen, Weihnachtslieder singen und ein paar Geschenke sollen dabei helfen.

Jakub lebt seit drei Jahren in Deutschland. Aufgewachsen ist er in Polen. „Am Heiligen Abend haben wir immer viel gebetet, der ganze Tisch war voll mit Essen, Wurst, Eier, Salat, und wir haben uns gegenseitig Wünsche überbracht“, erinnert sich Jakub. „Mir wurde immer gewünscht, dass ich die Schule schaffe“. Zurzeit absolviert Jakub ein Berufsvorbereitungsjahr an der Europaschule.

Nun ist sein erster Heiliger Abend im Jugendhausprojekt. Sein erstes Weihnachten ohne seine Mutter und die Geschwister, die er vermissen wird. Er ist aber auch gespannt darauf, den „deutschen Style“ kennenzulernen, will erleben, wie die Deutschen Weihnachten feiern.