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Prüfung Schlechte Noten für Oschersleber Brücken

23 Brücken in und um Oschersleben sind einer Prüfung unterzogen worden. Etliche Bauwerke bekamen schlechte Noten.

Von Yvonne Heyer 07.05.2019, 01:01

Oschersleben l Für 23 Brückenbauwerke standen 9 Haupt-, 10 Einfach- und 4 Sonderprüfungen an. Insgesamt drei Tage war Siegmar Depping in Oschersleben und Umgebung unterwegs. Hauptprüfungen, die alle sechs Jahre für ein Brückenbauwerk vorgeschrieben sind, nahm der Fachmann beispielsweise an den fünf Oschersleber Brücken über den Großen, Filler- und Lehnerts Graben sowie über die Wasserrenne und über den Pfefferbach vor. Um die Brücken besser in Augenschein oder darunter schauen zu können, hatte Siegmar Depping eine spezielle Arbeitsbühne geordert. Mit dieser konnte unter die Brücken „gefahren“ werden und somit jeder Stein oder jedes Tragwerk genau angeschaut werden.

Für einfache Prüfungen ist ein Rhythmus von drei Jahren vorgeschrieben. Die Stadt Oschersleben holt sich schon seit Jahren einen Brückenprüfer für ein unabhängiges Urteil ohne jedes Schönreden ins Haus. Die Leistung wird ausgeschrieben. Bei Sonderprüfungen werden Brücken überprüft, die in Vorjahren ein besonders kritisches Urteil erhielten. „Sie werden in kürzeren Abständen geprüft“, so Depping. Deshalb wurde in 2019 die Brücke am Oesenweg einer Sonderprüfung unterzogen. Diese Brücke hier ist nur noch für Fußgänger nutzbar. „In solchen Fällen setzen wir auf eine jährliche Prüfung, dann ist die Stadt auf der sicheren Seite“, so Gunnar Wendt, in der Tiefbauabteilung der Stadt für die Brücken verantwortlich.

In diesen Tagen präsentierte Siegmar Depping im Tiefbauamt der Stadtverwaltung die Ergebnisse der Brückenprüfung 2019. Wie schon in den Vorjahren war es keine frohe Botschaft. „Im Ergebnis der 23 Prüfungen musste für 12 Bauwerke die ‚Note‘ ungenügend vergeben werden. Damit steht für knapp 50 Prozent der geprüften Brücken fest, dass sie nicht mehr sanierungs- oder reparaturwürdig sind und nur ein Abriss in Frage kommt“, erklärt Siegmar Depping. „Für keine Brücke konnte festgestellt werden, dass sie in einem guten oder sehr guten Zustand ist. In vielen Fällen fehlen die Schutzgitter“, berichtet der Brückenprüfer weiter.

Besonders bedenklich sei der Zustand eines Ziegelgewölbes bei Emmeringen. „Als Sofortmaßnahme wurde veranlasst, dass die Belastung auf 2,5 Tonnen beschränkt wird. Gleiches trifft für die Sarrebrücke hinter der Kirche von Groß Germersleben zu. Hier war die Belastung bislang auf 7,5 Tonnen begrenzt. Das ist mir zuviel. Nach der Note ‚ungenügend‘, gilt nun die Begrenzung bei 2,5 Tonnen. Der Beton bröckelt gewaltig. Hier kann kein landwirtschaftliches Fahrzeug mehr drüber fahren“, betont Siegmar Depping.

Nach der Note „ungenügend“ folgt die nächst bessere, die besagt, dass ein Bauwerk einen nicht ausreichenden Bauwerkszustand hat. „Das musste im Fall von einer Brücke festgestellt werden. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Sieben Brücken erreichten ein besseres Urteil. Ihr Zustand ist ausreichend. Befriedigend ist der Zustand von drei Bauwerken.

Im Stadtgebiet von Oschersleben gibt es insgesamt 74 Brücken. Zwei wurden in jüngster Vergangenheit abgerissen. Dazu gehört ein Bauwerk in der Anderslebener Straße vor dem Bahnübergang, den die Bahn rückgebaut hat. „Die Wasserrenne fließt an dieser Stelle wieder frei“, berichtet Gunnar Wendt.

Im Bruch, entlang eines landwirtschaftlich genutzten Weges bei Hornhausen, wurde eine Brücke durch Wellblechprofile ersetzt. „Diese Bauwerke weisen zwar eine einfache Bauweise auf, sind aber mit 60 Tonnen Tragkraft völlig ausreichend für Wirtschaftswege. Der Grabendurchlass wurde gemeinsam mit dem Unterhaltungsverband Großer Graben gebaut“, erklärt Gunnar Wendt.

Für die nächsten Jahre seien immer wieder Neubauten im Haushalt der Stadt Oschersleben eingeplant. „So ist der Bau einer neuen Brücke am Dialyse-Zentrum in Neindorf bereits beauftragt, ebenso der Brückenneubau an der Bleichstelle in Hadmersleben. Im nächsten Jahr wird die hintere Bodebrücke bei Groß Germersleben saniert, da sie für den landwirtschaftlichen Verkehr wichtig ist. Dann werden der Beton und Schrammborde saniert und ein neues Gelände angebaut“, so Gunnar Wendt.

Für 23 der insgesamt 74 Brücken muss festgestellt werden, dass ihr Zustand sehr mangelhaft ist. „Ich mache mir da schon so meine Gedanken“, meint Siegmar Depping. Eine Prioritätenliste ist erarbeitet. „Diese ist aber veränderbar, beispielsweise bei Gefahr in Verzug muss ein Bauwerk bei der Sanierung vorgezogen werden“, erklärt Gunnar Wendt. Wie in der Baubranche insgesamt seien auch die Preise für Brückenneubauten oder Sanierungen enorm gestiegen. „Als Problem kommt hinzu, dass viele Auflagen zu beachten sind und oftmals nur zu einer bestimmten Zeit gebaut werden kann“, weiß Gunnar Wendt aus Erfahrung zu berichten. Er spricht von Neubaukosten, die bei rund 1,5 Millionen Euro liegen. Die Sanierungskosten schätzt er auf 240.000 Euro. Hinzu kämen jeweils mindestens 25 Prozent Planungskosten.