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Restauration Kur für Hadmersleber Orgelpfeifen

Die Hadmersleber Kirchengemeinde nimmt die Sanierung der Kirchenorgel in Angriff. Für die Reparatur wurde die Orgel vorerst abgebaut.

Von Yvonne Heyer 28.12.2017, 00:01

Hadmersleben l „Zehn Jahre lang haben wir Geld über Kollekten des Gottesdienstes, viele Spenden oder Kuchenbasare gesammelt, nun endlich ist es uns gelungen, die 40.000 Euro zusammenzubekommen. Wir können unsere Orgel in der Orgelbauwerkstatt Hüfken in Halberstadt reparieren und reinigen lassen“, berichtet Hadmerslebens Pfarrer Theo Spielmann. Das von langer Hand geplante wie unbedingt notwendige Projekt wird zu einem Drittel vom Kirchenkreis Egeln, zu einem weiteren Drittel vom Orgelfonds der Landeskirche und zum letzten Drittel von der Kirchengemeinde Hadmersleben tragen.

Die Kirchenorgel der Hadmersleber Stadtkirche hielt im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts „Einzug“ in das Gotteshaus. Gebaut wurde die Königin der Instrumente vom Halberstädter Orgelbauer Wilhelm Bergen. Die Orgel wurde in eine altes, barockes Prospekt hinein gesetzt.

„Vor 100 Jahren, zu Zeiten des Ersten Weltkrieges, gingen alle Prospektpfeifen sozusagen in Rauch auf. Wegen ihres hohen Zinngehaltes waren sie wichtig, um Kriegsmaterial herstellen zu können. In der Hadmersleber Stadtkirche wurden diese Prospektpfeifen in Folge der Inflation, der Weltwirtschaftskrise, des Zweiten Weltkrieges und der DDR-Zeiten nie ersetzt“, berichtet Pfarrer Theo Spielmann aus der Geschichte der Orgel. Ein „Vorhang“ verbarg die fehlenden Prospektpfeifen.

An den verbliebenen Orgelpfeifen hat im Verlauf der Jahrzehnte ordentlich der Zahn der Zeit genagt. Die Pfeifen sind von Holzwürmer zerfressen. „Die Tasten hatten einen gehörigen Schwergang. Fünfmal mehr Kraft als gewöhnlich musste aufgewendet werden, um das Instrument überhaupt noch spielen zu können, was zuletzt schon gar nicht mehr möglich war“, berichtet der Pfarrer weiter.

Noch vor Weihnachten waren der Halberstädter Orgelbauer Reinhard Hüfken und seine Mitarbeiter Johannes Weinert, Lehrling im ersten Ausbildungsjahr, sowie FSJ-ler Johann Ksinsik in die Hadmersleber Kirche gekommen, um das Pfeifenwerk und weitere Technik auszubauen. „Wir nehmen die Teile über die Wintermonate mit in unsere Werkstatt. Wir haben in der Stadtkirche schon eine sehr desolate Orgel vorgefunden, deren letzte Reparatur schon viele Jahre zurückliegen muss“, meint Orgelbaumeister Reinhard Hüfken.

In der Halberstädter Werkstatt wird zunächst eine Holzschutzbehandlung vorgenommen, werden Teile repariert und vor allem gereinigt. „Unser Ziel für die nächsten Monate muss es sein, die Spielfähigkeit der Orgel wieder herzustellen“, so der Fachmann Hüfken. Er und seine Mitstreiter haben gerechnet und dabei kam heraus, dass 975 Pfeiffen mit in die Halberstädter Werkstatt gingen. Für den Ausbau war eigens eine besondere Vorrichtung in der Kirche installiert worden.

In der wärmeren Jahreszeit werden die ausgebauten Teile zurückkehren. So sieht es der aktuelle Fahrplan für die Orgelreparatur vor. Dann wird die Orgel in der Hadmersleber Stadtkirche wieder zusammengesetzt. Pfarrer Theo Spielmann geht davon aus, dass zur Jahresmitte 2018 die reparierte und gereinigte Orgel wieder erklingen kann.