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Sanierung Minibagger schaufeln Kirche frei

Das Innere der Oschersleber Marktkirche gleicht einem riesigen Sandkasten. Vor mehr als einem Monat hat die Schwammsanierung begonnen.

Von Yvonne Heyer 08.10.2016, 01:01

Oschersleben l Vorsichtig fährt der Mini-Bagger durch die Kirchenpforte, um seine Ladung nach außen zu bugsieren. Von vorbeigehenden Fußgängern ernten die Bauarbeiter so manch erstaunten Blick. Insider wissen jedoch: Die Oschersleber Marktkirche ist für gut ein Jahr eine Baustelle, erst im Sommer des nächsten Jahres kann das Gotteshaus wieder genutzt werden.

Anfang August wurde die Nicolai-Kirche komplett geräumt und damit für die Schwammsanierung vorbereitet. Inzwischen haben die Handwerker in den vergangenen sechs Wochen ganze Arbeit geleistet. Der komplette Holzfußboden, etwa 750 Quadratmeter, ist herausgerissen. „Bei diesen Arbeiten sind die Bauarbeiter auf Reste der Vorgängerkirchen gestoßen. An Hand des Mauerwerks, welches mit Lehm und Kalk oder nur mit Kalk gemauert war, konnten zwei unterschiedliche Epochen festgestellt werden“, erklärt Rainer Bückner, Gemeindekirchenratsvorsitzender. Erst 1880 war die letzte Vorgängerkirche abgerissen worden. Anscheinend sind damals Teile der Fundamente dieser und einer noch älteren Vorgängerkirche stehen geblieben. Sogar Farbreste wurden an den alten Mauern gefunden. Diese werden nun untersucht, um festzustellen, aus welcher Epoche der Oschersleber Kirchengeschichte diese stammen.

Unermüdlich schaufeln in diesen Tagen die Minibagger die Fußbodenreste heraus, um sicher zu gehen, dass der Schwamm endgültig aus der Kirche vertrieben wird. Ist der Untergrund des einstigen Kirchenfußbodens gänzlich entfernt, wird Schotter aufgetragen. In die Schichten des neuen Fußbodenaufbaus kommen Lehrrohre für verschiedene Medien. Untere anderem werden dort die Kabel für die neue Sitzheizung eingelegt. „Über den Förderverein von St. Nicolai können die Anfänge der Sitzheizung bezahlt werden“, erklärt Rainer Bückner.

Um den Schwamm endgültig aus der Kirche zu verbannen, wird es definitiv keinen Holzfußboden mehr im Gotteshaus geben. Die Kirche wird komplett mit Sandstein ausgelegt. Selbst die Holzstützen der Empore bekommen einen Sandsteinsockel. „Ohne Holzfußboden wird natürlich auch die Akustik in der Kirche eine andere sein. Wir werden deshalb einen Fachmann kommen lassen. Mit ihm wollen wir uns beraten, mit welchen Maßnahmen wir der Kirche dennoch eine gute Akustik geben können“, berichtet der Chef des Gemeindekirchenrates.

Aber nicht nur der Fußboden von St. Nicolai wurde entfernt. An markanten Stellen, dort wo der Schwamm festgestellt worden war, musste der Putz von den Wänden geschlagen werden. Das Mauerwerk wurde anschließend „geimpft“. „Wir wollen versuchen, noch 2016 das Verputzen zu schaffen“, erklärt Rainer Bückner. Die genannten Arbeiten gehören allesamt in den ersten Bauabschnitt, der zweite Bauabschnitt beginnt 2017. Derzeit werden die Ausschreibungen dafür bereits vorbereitet. Derzeit mache sich der Kirchengemeinderat auch Gedanken über das künftige Farbkonzept. Möglicherweise können gefundene Unterlagen zu einer Bauausmalung der 1930er Jahre weiterhelfen.

Mehr als 200 000 Euro sind für die Schwammsanierung der Oschersleber Marktkirche veranschlagt. Die Kosten werden durch Fördermittel von Bund und Land Sachen-Anhalt komplett getragen.