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Schülerfirma Leberwurstplätzchen und Artistik

„School dogs & kids" ist eine Schülerfirma an der Förderschule in Klein Oschersleben. Die Jugendlichen stellen Hunde-Produkte her.

Von Susann Gebbert 11.11.2017, 00:01

Klein Oschersleben l Mit überkreuzten Beinen sitzen sie im Kreis auf Sportmatten. Die Augen geschlossen, Daumen und Zeigefinger zu einem „O“ geformt. Heute geht es mal nicht ums Verkaufen, Basteln, Backen oder Vorführen. Heute geht es um sie, um die Schüler der Schülerfirma „school dogs & kids“ von der Förderschule in Klein Oschersleben.

Es ist Seminartag für die Jungunternehmer. Zweimal im Jahr besuchen sie Schulungen, bei denen sie lernen, selbstbewusst aufzutreten, überzeugend zu sprechen oder aber wie Buchhaltung funktioniert. Heute zeigt ihnen die Vitalassistentin Andrea Diefert, wie sich die 15 Schüler entspannen können. Karola Wesemeier, Lehrerin an der Förderschule und Initiatorin der Schülerfirma, erklärt: „Vor Auftritten sind die Schüler oft aufgeregt, dagegen können Entspannungstechniken helfen.“

Mit Auftritten meint die Lehrerin den Besuchsdienst im Pflegeheim von Grit Köllmer, eines der zwei Standbeine der Firma. Einmal im Monat fahren die Kinder und Jugendlichen in besonderer Begleitung zu den Senioren: Coffee, Jona und Nugget, drei Norfolk Terrier. Dort laufen die Hunde durch Beine, springen durch Reifen oder auf Rücken. Die Senioren dürfen mitmachen, den Reifen halten oder sich mit gespreizten Beinen aufstellen. „Einige Bewohner freuen sich so auf uns, dass sie vorher zum Frisör gehen“, sagt Karola Wesemeier. Der Höhepunkt bei den Besuchen: Die Rentner dürfen die Tiere auf den Arm nehmen, streicheln, kuscheln. „Ab und zu fließen Tränen“, sagt die Lehrerin.

Das zweite Standbein der Firma ist der Verkauf von Hundeprodukten auf Messen oder Märkten. Da gibt es zum Beispiel die Leberwurst- oder die Frischkäse-Honig-Plätzchen, die laut Karola Wesemeier der „Renner“ bei Kunden und Hunden sind. Leinenhalter oder Hundespielzeug gehören auch zum Sortiment von „school dogs & kids“. Zu Weihnachten verkaufen sie Überraschungspäckchen für Vierbeiner. Alles, vom Leckerli bis zum Spielball, stellen sie selbst her.

Karola Wesemeier hat schon vor zehn Jahren angefangen, ihren Hund, damals war es nur einer, mit in die Schule zu bringen. „Tiergestütztes Arbeiten“ nennt sie es. Schaffte es ein Schüler nicht, vor der Klasse ein Gedicht aufzusagen, mit Coffee, dem Terrier im Schlepptau klappte es. Tiere gelten als motivierend und wärmespendend. Karola Wesemeier kann das jeden Tag, an dem sie einen Hund mit in die Schule nimmt, beobachten.

Da sie dem Hund nicht jeden Tag den mitunter stressigen Schulalltag zumuten wollte, die Schüler aber nach ihm verlangten, kaufte die Lehrerin erst einen zweiten und schließlich einen dritten Terrier. Eine Weiterbildung vor fünf Jahren führte dazu, dass Karola Wesemeier eine Schülerfirma an der Förderschule initiierte. An ihrer Seite ist die Schulsozialarbeiterin Silke Ertl. Die Schüler sollen dabei ihr Fähigkeiten erweitern, Selbstvertrauen in die eigene Arbeit gewinnen und sich beruflich orientieren.

Amy Zitzelsperger (14) ist die gewählte Geschäftsführerin von „school dog & kids“. „Als ich gehört habe, dass die Schülerfirma was mit Hunden macht, wollte ich dabei sein“, sagt sie und nimmt dafür auch zusätzliche Termine in den Nachmittagsstunden in Kauf. Beispielsweise für die Besuchsdienste im Pflegeheim.