1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Oschersleben
  6. >
  7. Modernes Lernen im alten Kloster

Hadmersleben Modernes Lernen im alten Kloster

Hinter dicken Klostermauern wird in Hadmersleben (Landkreis Börde) gelernt. Die Internatsschule ist bei Eltern durchaus beliebt.

29.09.2020, 07:10

Hadmersleben l Das Gymnasium in Hadmersleben gilt als eine der besten Privatschulen in der Region. Nur selten bekommen Anwohner und Interessierte die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu schauen. Bei einem „Tag der offenen Tür“ war dies nun möglich.

Ein bisschen versteckt und sehr idyllisch gelegen findet man am Ende von Hadmersleben das ehemalige Benediktinerinnen-Kloster, welches 961 gegründet wurde. Auf dem Gelände befindet sich unter anderem die Internatsschule Hadmersleben. Hier lernen tagtäglich rund 200 Jungen und Mädchen ab der fünften Klasse. Wenn das neue Schuljahr begonnen hat, laden die Betreiber zum „Tag der offenen Tür“ in das historische Gemäuer ein. Die Betreiber sind Astrid von Smuda und Frank Melsbach. Sie leiten zusammen die Schule und das Internat. Während sie sich an diesem Tag mit den Eltern unterhalten, übernehmen die Schüler der zwölften Klasse die Führungen durch das weitläufige Gelände. „Wir legen bei unseren Jungen und Mädchen großen Wert auf Eigenständigkeit“, erklärt Frank Melsbach. Auch Tugenden wie Höflichkeit - tatsächlich wird jeder Erwachsene respektvoll gegrüßt - und Pünktlichkeit werden groß geschrieben.

Das bestätigt auch Schülerin Laura Staeger. Seit sie in der Internatsschule von Hadmersleben sei, habe sich in Sachen Disziplin nochmal so einiges getan. Die 17-Jährige ist seit letztem Jahr auf der Privatschule. „Zuvor habe ich eine öffentliche Schule besucht. Das war hier Anfangs schon eine ganz schöne Umgewöhnung für mich“, gibt die Abiturientin zu. Sie sei nach Hadmersleben gewechselt, da sie hier mehr gefördert würde. „An meiner alten Schule war es den Lehrern relativ egal, dass ich einen sehr guten Abschluss machen möchte. Hier hingegen werde ich individuell gefördert.“ Das helfe ihr persönlich sehr, erzählt sie weiter. Was sie nach dem Abitur machen möchte, weiß sie noch nicht so genau. „Ich würde gerne dual studieren. Vielleicht etwas in Richtung Wirtschaftsinformatik.“

„Tatsächlich bekommen unsere Schüler eine sehr individuelle Förderung“, bestätigt Astrid von Smuda. Das funktioniere natürlich an einer Schule wie in Hadmersleben viel besser, als an öffentlichen Schulen. „Wir haben insgesamt 25 Lehrer, die sich um 200 Kinder und Jugendliche kümmern.“ Etwa ein Drittel, meist sind es 55 Jungen und Mädchen, sind im Internat untergebracht. „Da kann man natürlich viel besser auf die Bedürfnisse eines Schülers eingehen“, erzählt von Smuda weiter. So werde am Anfang des Jahres immer ein persönliches Gespräch mit den Schülern geführt, um deren Stärken und Ziele zu ermitteln. „Dadurch sind wir in der Lage, die Probleme des Einzelnen zu erkennen und abzustellen.“

Allgemein versuche man die Schüler mit einem strukturierten Tag und etwas Strenge durch den Tag zu bringen. „Ich würde unseren Erziehungsstil schon als konservativ bezeichnen, aber gemäßigt.“ Melsbach tituliert dies gerne als „Konservativen Ansatz mit freundlicher Strenge“. „Letztendlich ist es wichtig, dass die Jungen und Mädchen gerne in den Unterricht kommen, sonst nützt es nichts.“ Frank Melsbach legt auch großen Wert darauf, dass die Schüler am Abend die Tagesschau gucken. Allgemeinbildung sei eines der höchsten Güter, das man einem Schüler mitgeben könne.

Der schulische Teil des Tages läuft für die Internatsschüler und übrigen Schüler im Großen und Ganzen gleich ab: So findet der Unterricht jeden Tag von 7.45 Uhr bis 15.30 Uhr statt. „Dafür haben die Jungen und Mädchen an Freitagen bereits um 13.45 Uhr Schluss“, erläutert Astrid von Smuda weiter. Insgesamt fünf Mahlzeiten sind für die Schüler im Internat vorgesehen. Davon werden mindestens zwei Mahlzeiten gemeinsam mit den externen Schülern in einem der Speisesäle eingenommen. „Aktuell wird unser Essen noch von einem externen Dienstleister geliefert. Das soll sich aber bald enden“, so von Smuda. Man wolle einen neuen Speisesaal mit großer Küche bauen. Schon jetzt sei man dabei auf einem sehr guten Weg.

Ebenfalls auf einem guten Weg, aber noch lange nicht finalisiert, ist die Digitalisierung in Hadmersleben. „Wir haben bereits seit einigen Jahren sogenannte Smartboards in einigen Klassenzimmern“, erzählt Astrid von Smuda.

Das seien elektronische Tafeln, welche ohne Kreide funktionieren. „Da hoffen wir, dass im Zuge der Digitalisierungs-Offensive von Bund und Ländern auch Geld für uns abspringt. Eine während der Hochphase der Corona-Pandemie beantragte Hilfe sei bis heute nicht ausgezahlt worden. „Trotzdem konnten wir diese Zeit ganz gut meistern“, erklärt sie weiter. Ab dem 17. März habe man mit einem Sonderstundenplan den Fernunterricht aufrechterhalten. „Von 8 bis 13 Uhr hatten die Jungen und Mädchen Zeit, ihre Aufgaben zu lösen und mussten diese dann an das Lehrpersonal schicken. Am nächsten Tag erfolgte dann die Auswertung.“ Dafür hätten die Lehrer und Lehrerinnen zum Teil bis tief in die Nacht gesessen und korrigiert sowie ausgewertet. Da auch nicht jeder Schüler über ein mobiles Endgerät verfügt hat, wurde diese ebenfalls kurzfristig beschafft. „Zumindest alle Schüler ab der Klassenstufe 7 haben so ein Gerät bekommen.“ Nach sechs Wochen habe man dann zum „normalen“ Schulalltag zurückkehren können. „Wir haben unsere Schüler nun in zwei Kohorten unterteilt“, erklärt Geschäftsführerin von Smuda weiter. So besteht die Gruppe A aus Schülern der fünften bis neunten Klasse und Gruppe B von Klassenstufe Zehn bis Zwölf. „So können wir eine Trennung im Sinne des Infektionsschutzes ermöglichen.“ Das spiegle sich zum Beispiel beim Essen gehen wieder.

Dass das Konzept der Schule auf großes Interesse stößt, zeigt sich nicht nur beim „Tag der offenen Tür“. Dazu kamen mehrere Hundert Interessierte in wenigen Stunden nach Hadmersleben. „Auch bei den anschließenden Bewerbungen für einen Platz an unserer Schule sehen wir das“, erklärt Frank Melsbach. Zum Teil seien bereits die Plätze im übernächsten Schuljahr vergeben. Das liege aber auch daran, dass es pro Jahrgang nur zwei Klassen gebe. Im Schnitt werden hier etwa 16 Schüler betreut. Der größte Unterschied zu den öffentlichen Schulen bleibt jedoch das Geld. Während der Schulbesuch an staatlichen Schulen kostenlos ist, wird in Hadmersleben Schulgeld nötig, so Melsbach abschließend.