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Schulprojekt Montessori-Imker und ihre Bienen

In der Freien Großalsleber Grundschule „Maria Montessori“ gibt es eine Imker-Arbeitsgemeinschaft.

Von René Döring 26.04.2016, 01:01

Großalsleben l Nein nein, Emelie, Dean, Jette, Arthur, Luca und Jonas haben sich nicht etwa umgezogen, um für ein Theaterstück zu proben. Auch sind sie keine Models für eine etwas ausgefallene Mode geworden. Was die sechs da angezogen haben soll sie vielmehr schützen. Und zwar vor Bienen, genau vor Bienenstichen.

Denn die zwei Mädchen und vier Jungen gehören zur Imker-Arbeitsgemeinschaft der Großalsleber Freien Grundschule „Maria Montessori“. Und heute besuchen sie die zwei Bienenvölker, die gleich neben dem Schulhof ihr Gelände haben.

„Heute wollen wir mal sehen, ob die Bienen die Honigwaben schon angenommen haben“, sagt Lehrerin Kathrin Gensel-Nolte, die gemeinsam mit Horterzieherin Manuela Rusche die Imker-AG leitet und nun mit den sechs Schülern der Klassen 1 bis 3 und ihrer Kollegin zu den Bienenstöcken marschiert. Allesamt gehen ganz gemächlich, ohne hastige Bewegungen. Wollen sie doch die Bienen nicht aufregen oder gar in Panik versetzen.

Damit das auch nicht passiert, wenn jetzt der obere Teil des Bienenstocks geöffnet und die eine oder andere Wabe zur Begutachtung kurz herausgenommen wird, zündet Kathrin Gensel-Nolte einen Smoker an. Den bekommt dann Arthur, der die Bienen mit dem Qualm zusätzlich beruhigt und die Inspektion des Honigraums beginnen kann. Und siehe da, in der ersten und auch in der zweiten Wabe tummeln sich bereits zahlreiche Bienen, die allerdings noch keinen Honig eingesammelt haben.

„Das wird aber nicht mehr lange dauern. In zwei drei Wochen werden wir den ersten Honig bekommen“, sagt Kathrin Gensel-Nolte, während Manuela Rusche noch ein dritte Wabe herausholt, sich gemeinsam mit den Schülern über den Stand der Dinge freut und schließlich den Honigraum des Bienenstocks wieder schließt.

Um danach noch einen Blick in den unteren Brutraum zu werfen, in dem auch etliche Waben nebeneinander hängen. „Vielleicht sehen wir ja sogar die Königin“, sagt Kathrin Gensel-Nolte. Was aber heute nicht klappt, da sich die Königin wohl auf keiner der Waben eingenistet hat, die Kathrin Gensel-Nolte und Manuela Rusche probeweise herausholen.

Zu sehen bekommen die Schüler jedoch neben schon etwas älteren Bienen auch die eine oder andere, die gerade schlüpft. Das sind vor allem Arbeitsbienen, dabei ist aber auch mindestens eine Drohne, wie Kathrin Gensel-Nolte sogleich erkennt.

Mit ihrem im wahrsten Sinn des Wortes geschulten Auge. Denn nachdem 2012 während eines Imker-Projektes Bienen zum ersten Mal in der „Montessori“-Schule eine größere Rolle gespielt haben und daraufhin eine Imker-Arbeitsgemeinschaft gegründet wurde, hat sich Kathrin Gensel-Nolte weitergebildet. „Ich habe einen Jungimker-Lehrgang besucht und dabei viel gelernt“, sagt die Lehrerin.

Zudem gab es Unterstützung von Virginia Heyd, der Besitzerin des Hordorfer Imkerhofs, die so etwas wie eine Patin der Arbeitsgemeinschaft ist. So dass es auch nicht verwundert, dass ihr Sohn Dean als „Montessori“-Schüler der Arbeitsgemeinschaft angehört.

Der nun wieder mit den anderen AG-Mitgliedern Mittwoch für Mittwoch auf dem Bienen-Gelände zugange ist, nachdem es die kalten Monate über dort recht ruhig war und Kathrin Gensel-Nolte mit ihrer Imker-Kollegin Manuela Rusche diese Zeit genutzt hatte, den Kindern theoretisches Wissen zu vermitteln. Beispielsweise Wissen über die überlebenswichtige Bedeutung der Bienen für den Menschen und über den Umgang mit diesen Tieren. Wie auch Wissen über den Honig.

Denn auf den Honig des Jahrgangs 2016 freuen sich die sechs Schüler und ihre beiden Arbeitsgemeinschafts-Leiterinnen schon jetzt. „Den Honig werden unsere Schüler beispielsweise wieder auf Frühstücksbrötchen essen oder sich in ihrem Tee schmecken lassen“, wie Kathrin Gensel-Nolte sagt und auch ankündigt, dass der Schulhonig bei solchen Veranstaltungen wie dem jährlichen Tag der offenen Tür den Besuchern zur Verkostung angeboten wird.

Dass es bis dahin noch etwas dauert, ist den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft klar, als sie am Ende dieser AG-Zeit das Bienen-Gelände verlassen und zunächst ihre Imker-Schleierhüte absetzen. Was eine gute Gelegenheit für ein Gemeinschaftsfoto bietet. Das dann auch die Gesichter der insgesamt acht „Montessori“-Imker zeigt.

Die sich vor einer Stunde eben nicht für eine Theater-probe oder für eine Modenschau so ungewöhnlich um-gekleidet hatten, sondern für ihre beiden Bienenvölker. Um die sie sich auch in Zukunft Woche für Woche in eben dieser Kostümierung kümmern werden.