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Selbstständigkeit Couscous statt Kartoffeln

Vor zwei Jahren kam Mahmoud Hejazi Mouafak als Flüchtling nach Oschersleben. Mittlerweile hat er ein eigenes Geschäft eröffnet.

Von Susann Gebbert 29.03.2018, 01:01

Oschersleben l Die Tür von Mahmoud Hejazi Mouafaks Geschäft klemmt noch ein wenig. Vor einem Monat ist er in den Eckladen an der Barbierstraße gezogen. Hinter den Schaufenstern stehen Holzkisten voll mit Petersilie und Minze. In anderen liegen rote und grüne Paprika. Bunte Verpackungen verbergen Süßigkeiten, Konservengläser geben den Blick auf eingelegte Weinblätter frei und Fünf-Kilo-Säcke Reis beschweren die schmalen Regale an den Wänden.

Der 37-jährige Mahmoud Hejazi Mouafak hat einen Lebensmittelladen eröffnet. Einen, in dem das Fleisch an der Frischetheke halal ist und Kohlenhydrate in Form von Reis und Couscous ausliegen. Er bietet syrische, iranische, afghanische, libanesische, türkische und andere Nahrungsmittel an.

Der Oschersleber ist vor zwei Jahren vor dem Krieg in Syrien nach Deutschland geflohen. Er stammt aus Aleppo. Eine Stadt im Norden des Landes, die traurige Berühmtheit erlangt hat. Im Zuge des Bürgerkriegs war sie lange umkämpft und wurde in weiten Teilen zerstört. Nach einer kurzen Zeit in der Erstaufnahmeeinrichtung in Halberstadt kam er nach Oschersleben. Die Stadt, in der er sich jetzt selbstständig gemacht hat, in der er auf eine Perspektive hofft.

„Es gibt viele Ausländer hier, die ihr heimisches Essen vermissen“, sagt Mahmoud Hejazi Mouafak. Sie mussten bis vor einem Monat noch nach Magdeburg fahren, um Baklava (türkisches Gebäck) oder reines Fleisch (halal) zu kaufen. „Halal“ bedeutet im Deutschen „erlaubt“. Für das Fleisch heißt das, dass die Tiere geschlachtet wurden, ohne sie vorher elektrisch zu betäuben.

Nur dann erlaubt der Glaube es Muslimen, das Fleisch zu essen, da es dann als rein angenommen wird. Jetzt können die von weit Gereisten den Geschmack von Heimat auch in Oschersleben kaufen. An sie richtet sich Mahmoud Hejazi Mouafak in erster Linie mit seinem Laden. Er freut sich aber auch über deutsche Kunden. Irgendwann will er sein Sortiment auch um einheimische Lebensmittel erweitern.

Imad Aldeen Alaloush zeigt auf ein Schraubglas, in dem dicke Knollen schwimmen. „Das ist ein typisches syrisches Essen“, sagt er. Bint al reff. Was aussieht wie eingelegte Kartoffeln sind Auberginen mit Sonnenblumenöl, Knoblauch, Paprika, Walnüssen und Salz. „Dazu passt Fladenbrot“, sagt er.

Imad Aldeen Alaloush macht ein Praktikum in dem Geschäft von Mahmoud Hejazi Mouafak. Er findet, dass das syrische und das deutsche Essen wenig gemeinsam haben. „Für mich hat das deutsche Essen zu wenig Geschmack“, sagt er. Auch er ist bislang nach Magdeburg gefahren, um sich Essen zu kaufen, das ihm schmeckt.

In dem Laden abseits der Fußgängerzone hat Mahmoud Hejazi Mouafak Fliesen an die Wand hinter der Frischetheke gebracht und Regale an die Wände geschraubt. Er hat sich eine Kasse, eine Theke und Tiefkühltruhen gekauft. Ein Freund aus Magdeburg, der ebenfalls einen Lebensmittelladen betreibt, stand ihm beiseite. Mouafak hatte sich auch nach Räumen in der Fußgängerzone umgesehen, aber die waren ihm zu teuer. Er ist sich aber sicher, dass die Leute, die zu ihm wollen, ihn auch in der Barbierstraße finden.

Bis 20 Uhr, von Montag bis Sonnabend, steht der Oschersleber in seinem Geschäft. Warum so lange, wo doch die anderen Einzelhändler 18 Uhr schließen? Mahmoud Hejazi Mouafak erzählt, dass er in Aleppo auch ein Geschäft führte. In dem gab es aber nur Kaffee und Schokolade. Er hatte auch eine große Kaffeemühle und servierte seinen Gästen Kaffee mit Kardamom – täglich von 8 bis 24 Uhr.

„Wir Syrer sitzen nicht gerne zuhause rum, wir wollen arbeiten“, sagt der Oschersleber. Der Grund, warum er nicht auch in Oschersleben bis 0 Uhr öffnet, ist seine Frau, für die er Zeit haben möchte. „Früher war ich ledig. Da ging das“, sagt Mouafak und lacht dabei.

Sobald seine Frau ihren Integrationskursus beendet hat, will sie sich auch in das Geschäft des Oscherslebers einbringen. Sie will süße syrische Speisen zubereiten, die Mahmoud Hejazi Mouafak verkaufen kann.

Wenn der Laden irgendwann einmal gut läuft, würde der Ladenbetreiber gern noch ein kleines Restaurant mit Grillspeisen einrichten. Der Platz wäre da und ein Schornstein auch.