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Soziale Hilfe Kurzarbeiter auf Tafel angewiesen

Die Oschersleber Tafel und die Kleiderkammer müssen Angebot ausweiten. Durch Corona sind immer mehr auf Unterstützung angewiesen.

Von André Ziegenmeyer 25.06.2020, 01:01

Oschersleben l Durch die Krise mussten viele Menschen in Kurzarbeit gehen. Oder ihnen brach auf andere Weise ihr Einkommen weg. Aus diesem Grund stellt ihnen der DRK-Kreisverband Börde seit einiger Zeit auf Wunsch befristete Bezugsscheine aus. „Sie können sich jederzeit melden“, betont Mandy Oelke. Sie leitet beim DRK-Kreisverband die soziale Arbeit. Die Neuregelung solle zumindest bis zum Ende des Jahres gelten. Denn es sei nicht abzusehen, welche wirtschaftlichen Folgen Corona noch mit sich bringe.

Die Tafeln des Roten Kreuzes befinden sich in Oschersleben, Haldensleben und Wolmirstedt. Wegen der verstärkten Nachfrage werden ab Juli die Öffnungszeiten ausgeweitet. Bisher wurden die Lebensmittel in Oschersleben dienstags und freitags von 12.30 bis 14 Uhr ausgegeben. Ab dem 1. Juli ist das montags von 15 bis 16.30 Uhr sowie mittwochs und freitags von 12.30 bis 14 Uhr der Fall.

Die Zeiten am Montag wurden bewusst so gewählt, um Menschen, die arbeiten, eine Ausbildung absolvieren oder an irgendeiner Maßnahme teilnehmen, entgegen zu kommen. Grundsätzlich steht das Angebot aber allen offen, die an den anderen beiden Tagen verhindert sind.

Die bisherige Pandemie hat den Mitarbeitern der Tafel und der Suppenküche bewegte Zeiten beschert. Wie Mandy Oelke betont, waren beide Einrichtungen durchgängig offen, die Suppenküche sogar täglich. Allerdings war das mit Herausforderungen verbunden. Diejenigen der ehrenamtlichen Mitarbeiter, die selbst zu einer Risikogruppe gehören, wurden beurlaubt. Die Übrigen mussten die steigende Nachfrage bewältigen. Aber es habe alles geklappt. „Ich bedanke mich bei allen, die mitgezogen haben. Alle haben geholfen, damit Menschen, die Unterstützung benötigen, auch Hilfe bekommen haben“, betont Mandy Oelke.

Allerdings durfte das Soziale Zentrum im Neuen Weg 5, zu dem unter anderem die Tafel, die Kleiderkammer, die Suppenküche, die Unterkunft für nicht Sesshafte, die Migrationsberatung und die soziale Unterstützung gehören, von Besuchern über viele Wochen gar nicht betreten werden.

Tafel und Suppenküche versorgen die Menschen durch offene Fenster. „Um Kontaktlosigkeit zu gewährleisten, wurde zwischenzeitlich sogar die Bezahlung ausgesetzt“, erklärt Mandy Oelke. In dieser Hinsicht habe das DRK ausgesprochen gute Erfahrungen gemacht. Alle Besucher hätten mitgemacht, sich an die Regeln gehalten und nach einigen Wochen alles bezahlt.

Auch die Versorgung mit Lebensmittelspenden durch Supermärkte und private Aktionen sei großartig gewesen, so Mandy Oelke. Auf diese Weise habe man im Unterschied zu Tafeln in anderen Teilen Sachsen-Anhalts und Deutschlands nicht schließen müssen.

Allerdings gibt es eine Einschränkung: Es werden wieder vorgepackte Beutel mit Lebensmitteln ausgegeben. Eigentlich wollte das DRK von diesem System weg. Stattdessen sollten sich die Tafelbesucher ähnlich wie in einem Geschäft die Sachen aussuchen können, die sie auch wirklich verbrauchen. Das sei allerdings mit den aktuellen Einschränkungen nicht vereinbar und werde deshalb auch im Juli so bleiben.

Wie Mandy Oelke mitteilt, ist auch die Kleiderkammer seit zwei Wochen wieder geöffnet. Allerdings dürfen Nutzer zur einzeln eintreten. Sie werden am Eingang des Sozialen Zentrums abgeholt, wo sie eine Selbstauskunft ausfüllen müssen. Handdesinfektion und Mund-Nase-Maske sind ebenfalls Pflicht. Am Ende werden die Nutzer wieder hinausgeleitet. Auch die Kleiderkammer weitet ihre Öffnungszeiten aus. Sie ist ab Juli immer dienstags von 9.30 Uhr bis 12 Uhr, mittwochs von 9.30 Uhr bis 12 Uhr und donnerstags von 13 bis 15.30 Uhr offen. Allerdings kann es laut Mandy Oelke passieren, dass die Donnerstagsöffnung auf den Montag verlegt wird. Die Migrationsberatung könne nach Terminabsprache ebenfalls wieder besucht werden.

Darüber hinaus gibt es noch ein komplett neues Angebot. Um mehr Menschen unterstützen zu können, plant der DRK-Kreisverband eine Art Lieferung durch die Tafeln. Gedacht ist sie für Personen, die die Ausgabestellen sonst nicht erreichen können. Wie Mandy Oelke informiert, sind dafür verschiedene Gründe denkbar - sei es, dass Menschen in ihrer Mobilität eingeschränkt sind oder dass es von ihrem Wohnort keine Buslinie gibt, die zu den Öffnungszeiten der Tafel passt. Nicht zuletzt gebe es viele Personen, die zu einer Risikogruppe gehören und sich aus Angst vor einer Corona-Infektion nicht aus dem Haus trauen. Auch für sie ist das neue Angebot gedacht. „Wer Interesse hat, kann sich ab sofort melden“, betont Mandy Oelke. Die Telefonnummer dafür ist die 03904/725 07 25 0. Wichtig: Das Lieferangebot ist nicht nur für die Umgebung von Oschersleben gedacht. Von allen drei Tafel-Standorten aus sollen Touren zusammengestellt werden. Denkbar seien eine Lieferung bis an die Haustür oder auch eine mobile Ausgabe, falls es in einem Ort mehrere Interessenten gibt. Gefördert wird das Angebot durch die Aktion Mensch. Sie soll für mindestens ein Jahr laufen.

Ebenfalls neu: Tafel-Nutzer haben im Sinne einer Nachbarschaftshilfe die Möglichkeit, Lebensmittel für andere Menschen mitzunehmen. Allerdings wird laut Mandy Oelke kontrolliert, ob diese auch wirklich ankommen.