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Stadtchronik Der 3. Band ist Geschichte

Der 3. Band der Oschersleber Chronik ist fast abgeschlossen. Günther Blume hat die Stadtgeschichte auf über 800 Seiten festgehalten.

Von Yvonne Heyer 01.02.2019, 00:01

Oschersleben l So langsam aber sicher weicht die Anspannung. Das große Ziel, zur 1025-Jahr-Feier der Stadt Oschersleben den 3. Band der Stadtchronik herauszubringen, ist geschafft. Autor Dr. Günther Blume hat die ersten beiden Teile des 3. Bandes an den Oschersleber Verleger Dr. Harry Ziethen übergeben. Am dritten Teil des Manuskriptes sind noch einige Restarbeiten zu erledigen, ist die Bebilderung noch ein großes Thema.

Vor Harry Ziethen steht nun die große Aufgabe, die 840 Manuskriptseiten auf 380 Buchseiten zusammen zu streichen. „Dr. Blume findet während seiner Recherche immer so viel, dass es tatsächlich weh tut, zu kürzen. Dieses Mal hat der Auto schon selbst viel gestrichen. Das Arbeitsmaterial zu schaffen, ist mitunter schwierig. Es dann zu verdichten, unangenehm“, meint der Verleger, der gemeinsam mit dem Oschersleber Chronisten bereits die ersten beiden Bände der Stadtchronik herausgebracht hat.

Viel Zeit hat Günther Blume in den vergangenen Jahren im Halberstädter Museum, im Börde-Museum Ummendorf, in der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel und im Landesarchiv Magdeburg verbracht. Immerhin hat er insgesamt 150 Akten studiert, die bis zu 300 Seiten umfassten. Natürlich sind die Akten handschriftlich verfasst. Wobei nicht jeder Schreiberling eine gestochen feine Handschrift hatte. Viele Akten waren in Französisch verfasst. Damit hat Günther Blume, der diese Sprache sehr gut beherrscht, kaum Probleme. Beim einem Schreiben in Altrussisch dauerte es schon eine gewisse Zeit, einen Übersetzer zu finden.

Aber Günther Blume sieht die Recherche in den Archiven, Museen und Bibliotheken nicht nur als Gewinn für sein Buch. Viele Menschen habe er so kennen und schätzen gelernt. „Es macht mir einfach großen Spaß“, meint der Oschersleber.

Der 3. Band der Oschersleber Chronik geht zurück in die Jahre 1801 bis 1874. Die ersten beiden Teile beschäftigen sich mit der Franzosenzeit. Gerade in dieser Hinsicht sei einiges gerade zu rücken. „Oft wird unterschätzt, wie wichtig die Franzosenzeit für Deutschland, für Preußen war. Viele bürgerlichen Rechte wurden vereinfacht, mehr Freiheiten eingeräumt. Auch die Stadtverordnetenversammlung bekam mehr Rechte, konnten Bauern über Grund und Boden selbst verfügen“, erzählt Günther Blume. Bis zum heutigen Tage gilt die Regelung, dass sich die Größe des Gemeinderates nach der Größe des Ortes richtet, eingeführt 1831.

Im dritten Teil geht Günther Blume auf Firmen ein, die sich in Oschersleben zu jener Zeit entwickeln konnten und als echte „Keimzellen zukünftiger Industrie“ bezeichnet werden können. Zu jener Zeit entstanden die Maschinenfabriken Forstreuther, Bölte und Bartels, wurde die erste Buchdruckerei Haeniche gegründet. „Gustav Schmidt gründete das erste große Bauunternehmen der Stadt. Er baute die katholische Kirche, so wie wir sie heute kennen“, weiß Günther Blume zu berichten. Doch in jene Zeit fällt auch der Bau der Eisenbahnstrecke (1843). Zeitgleich entstanden zahlreiche Chausseen als Zubringer zur Stadt. Eine große Bedeutung für die Entwicklung der Stadt hatten natürlich auch die Zuckerfabriken, die bis heute ihre Spuren im gesamten Landkreis hinterlassen haben.

Der Oschersleber legt auch als 83-Jähriger eine große Disziplin an den Tag. „Sonst würde ich mein Arbeits-pensum nicht schaffen und wäre auch nicht so fit“, ist der Autor überzeugt. Auch wenn ihm sein Rücken gewaltigen Ärger beim Sitzen am Computer macht.

Es ist eigentlich nicht vorstellbar, dass Oscherslebens Stadtchronist den Stift, oder besser die Computertastatur, in die Ecke legt. „Einen vierten Band der Oschersleber Stadtgeschichte zu schreiben ist eine Wunschvorstellung. Als fast 84-Jähriger muss ich schauen, ob aus dem Wunsch Realität werden kann“, drückt sich Günther Blume vorsichtig aus. Themen wie die Königliche Domäne, die Zeit bis zum Ende des I. Weltkrieges mit der Entstehung der Parteien und Vereine wären schon Themen, denen sich der Stadtchronist gern annehmen würde.

„Es stellt sich ja auch die Frage, wer in der Lage wäre, weiter zu machen. Günther Blume ist noch immer mit Herz und Feuer dabei“, meint Verleger Harry Ziethen.

Schon als 2016 der 2. Band der Oschersleber Chronik erschien, stand im Wesentlichen fest, dass der 3. Band zum Stadtjubiläum im Jahr 2019 erscheinen soll. Nun, das Festjahr ist offiziell eröffnet, was allerdings nicht bedeutet, dass damit auch der Termin für die Buchpräsentation steht. Autor und Verleger sind sich einig, dass dafür ein Termin zu den Festlichkeiten im Juni gefunden wird.