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Stadtchronik Reise ins preußische Oschersleben

Der zweite Band der Oschersleber Chronik wird am 3. Juli in der Burg präsentiert.

Von Yvonne Heyer 22.06.2016, 01:01

Oschersleben l Der zweite Band der Oschersleber Chronik ist fertig. Wie schon im ersten Buch hat Dr. Günther Blume auf 420 Seiten ein weiteres Kapitel der Geschichte der Bodestadt festgehalten. Dabei ist der Chronist in die Zeit von 1700 bis 1806 zurückgereist. 1806 ist bewusst gewählt, denn in dem genannten Jahr endete die Preußenzeit.

Bei seiner Recherche im Landesarchiv Magdeburg, in der Herzoglichen Bibliothek Wolfenbüttel und in den Stadtarchiven Oschersleben und Halberstadt hat Günther Blume viele interessante Geschichten und Fakten aus 106 Jahren Oschersleber Stadtgeschichte zu tage gefördert Immer wieder neue Erkenntnisse sollten auch dafür sorgen, dass sich die Herausgabe des zweiten Bandes der Chronik immer wieder verschob. „Eigentlich waren wir vor zwei Jahren schon mal soweit. Aber dann gab es neue Erkenntnisse und die Kapitel mussten umgeschrieben werden. Insgesamt gab es vier verschiedene Fassungen“, berichtet Verleger Dr. Harry Ziethen. „Geschichte ist eben nie vollendet, wird immer weiter erforscht und damit ergänzt. So werden im zweiten Band auch Dinge aus dem 1. Band korrigiert, weil wir neue Belege und Erkenntnisse gefunden haben“, so Autor und Verleger.

Nun aber ist das zweite Buch fertig. Am Sonntag, 3.Juli, wird der zweite Chronikband genau dort präsentiert, wo in der beschriebenen Zeit die Geschicke der Bodestadt gelenkt und geleitet wurden - im damaligen Königlichen Amt, in der Oschersleber Burg. „Und mit dem Amt beginnt auch unser Buch. Und das aus guten Grund: Das Amt hatte eine höhere Bedeutung als die Stadtverwaltung, denn das Königliche Amt hatte mehr Rechte, die bis zur Gerichtsbarkeit gingen“, erzählt Günther Blume.

Etliches hat er bei seiner Recherche, nicht nur zum Thema Amt, entdeckt, was auch ihn überraschte. So die Tatsache, dass Oschersleben auch eine Garnisonsstadt war. „Aber wir müssen uns das nicht so vorstellen, dass in der Stadt Kasernen errichtet wurden. Nein, Reiter und Pferde waren bei Familien untergebracht. Und damit sich die Soldaten auch das Bier leisten konnten, gab der Kommandierende sogar vor, was das Bier in der Stadt kosten durfte.

Der zweite Band der Chronik, mit vielen Bildern und Grafiken, lässt durch zahlreiche Episoden die Geschichte Oscherslebens zwischen 1700 und 1806 lebendig werden. „So gab es in dieser Zeit noch einen Pranger. Dieser wurde tatsächlich gestohlen, vermutlich wurde Brennholz gebraucht. Ein neuer musste her. Und kein anderer als der Preußenkönig Friedrich II. hat sich damit befasst und den neuen Pranger genehmigt“, erzählt Verleger Harry Ziethen.

Viele Verwaltungsakte wurden an die Kriegs- und Domänenkammer Halberstadt weitergeleitet. Dafür gab es Boten, die einen Groschen für den Transport der „Post“ erhielten. In der Chronik kann übrigens auch nachgelesen werden, was es mit Bulebekühen oder Hofrechtspferden auf sich hat, dass der Ratskeller in jener Zeit erstmals mit Dorothea Heine eine Wirtin hatte.

Allein 22 Kapitel sind im zweiten Band dem Königlichen Amt gewidmet, 7 berichten aus der Kirchengeschichte, 33 Kapitel betreffen die Stadt und den fünf Dörfern, Günthersdorf, Emmeringen, Hornhausen, das Alte Dorf und Alvertshausen. Die Gründung von Günthersdorf, damit waren die Oschersleber nicht ganz einverstanden, fällt übrigens in die Zeit des zweiten Bandes.

Ein Sportunfall bei dem sich Günther Blume den Knöchel brach, ist „schuld“, dass der „Baumensch“, Blume war Architekt, zum Chronisten wurde. Als Bekannte einen Krankenbesuch machten, konnte die Frage nach dem Haupteingang der Oschersleber Flugzeugwerke AGO nicht genau geklärt werden. Günther Blumes Geschichtsforschersinn war damit geweckt.

„Ich wollte es genau wissen, was hier passiert ist“, berichtet der heute 80-Jährige. Schon mit dem ersten Band der Oschersleber Chronik hat er viele Details aus der Geschichte der Bodestadt erforscht und aufgeschrieben, für die Nachwelt erhalten. Zehn, zwölf Stunden seines Tages widmet er der Geschichtsforschung, Ehefrau Dorothea ist die „Chefsekretärin“.