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Stadtrat Erneute Abfuhr für Netto-Investor

Auch der zweite Anlauf ist gescheitert. Der Oschersleber Stadtrat hat erneut dem Netto-Investor eine Absage erteilt.

Von Yvonne Heyer 07.05.2018, 01:01

Oschersleben l Über die Fraktion der FUWG war der Antrag gestellt worden, die Bebauung des Gebietes zwischen Bahnhof, Lüneburger Straße, Fabrikstraße und Berliner Straße erneut zu überdenken, alte Bebauungspläne aufzuheben und neue anzuschieben. Ziel der Aufstellung eines neuen Bebauungsplanes sollte es sein, die Voraussetzungen für die Ansiedlung eines neuen Netto-Lebensmittelmarktes mit einer Verkaufsfläche von 1000 Quadratmetern sowie zweier allgemeiner Wohngebiete zwischen Berliner Straße und Lüneburger Straße zu schaffen.

Der Investor des Einkaufsmarktes, Detlef Mispelbaum, habe inzwischen auch die Brachflächen zwischen Lüneburger Straße und Berliner Straße vom früheren Eigentümer erworben und wolle dort die bereits früher angestrebte Wohnnutzung mit der Entwicklung von Wohnbauflächen etablieren. Der Investor halte auch an seinem Ansinnen fest, leer stehende Gebäude wie die „Bärenschenke“ abzureißen. Damit würden weitere Schandflecke aus dem Stadtgebiet verschwinden.

In der dem Stadtrat vorliegenden Beschlussvorlage ist auch erwähnt, dass es für den aktuell bestehenden Netto-Markt bereits Interessenten für die Nachnutzung gäbe. Erwartungsgemäß sollte sich in der Stadtratssitzung eine kontroverse Diskussion zu diesem von der FUWG eingebrachten Antrag entwickeln. „Der Investor hat uns hier neue Pläne vorgelegt. Eine seit Jahren bestehende Dreckecke würde verschwinden. Dagegen kann man doch nichts haben“, erklärte Stadträtin Lilo Drohberg (Die Grünen).

„Wir haben schon einmal kontrovers über den Antrag von Herrn Mispelbaum diskutiert. Doch unsere Fraktion hat bewusst diesen Eintrag eingebracht, weil wir die Nachhaltigkeit der Pläne erkennen. Wir haben einen Investor für ein Areal gefunden, das seit 25 Jahren am Eingang zur Innenstadt ein Schandfleck ist. Bislang hat es niemand geschafft, das Areal zu überplanen. Der Bau des neuen Marktes und die Wohnbebauung entsprechen zudem dem Stadtentwicklungskonzept. Die Möglichkeit, Bauplätze direkt in der Innenstadt zu haben, bekommen wir nicht wieder“, untermauerte René Herbert von der FUWG den Antrag seiner Fraktion.

„Wir sollten jeden Investor dieser Stadt gleich behandeln und darum werde ich diesem Antrag zustimmen“, erklärte CDU-Fraktionschef Torsten Schubert. Auch sehe er nicht, dass die Fläche anders entwickelt werden könnte. „Und diese auch noch zu begrünen – wir haben genug mit anderen Flächen zu tun“, sagte Torsten Schubert. Er hatte vor allem eine sachlichere Diskussion zu dem Thema eingefordert. „Wir haben einen Investor für eine Industriebrache gefunden. Die Umwandlung der Fläche kostet der Stadt kein Geld. Hier entsteht der Eindruck: Man ist dagegen, um dagegen zu sein“, meint die CDU-Stadträtin Ingeburg Gerke.

Skeptisch sehen vor allem die SPD-Stadträte die Wohnbebauung. „Wer baut schon seine Hollywood-Schaukel neben einem Kaufland auf?“, wurde in die Runde geworfen. Nico Haase (Wir für Emmeringen) fragte, ob es allen Ernstes richtig sein könne, einen neuen Netto-Markt neben den alten und dann noch neben Kaufland zu setzen. Von Oscherslebens Wirtschaftsförderer Mathias Steffen kam das Argument, dass es gerade gelungen sei, die Innenstadthändler wieder stärker in den Fokus zu rücken. Die Händler würden mit dem neuen Netto einen wieder zunehmen Absaugeffekt von Innenstadt-Kunden befürchten.

Der Stadtrat sprach sich wie schon 2017 auch 2018 mehrheitlich gegen die Überplanung der Industriebrache aus. Investor Detlef Mispelbaum war für eine Stellungnahme für die Redaktion nicht zu erreichen.