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Stadtrat Kritik an neuem Festplatz für Oschersleben

Oschersleben soll einen neuen Festplatz bekommen. Das ist zwar beschlossene Sache, die Kritik daran geht aber weiter.

Von Mathias Müller 09.10.2020, 14:11

Oschersleben l Auch nach der Entscheidung des Hauptausschusses des Oschersleber Stadtrates, auf dem ehemaligen Busbahnhof an der Lindenstraße für 71 300 Euro eine neue Trafostation errichten zu lassen und den Platz damit fit für kommende Stadtfeste zu machen, kann die Fraktion der Freien Unabhängige Wählergemeinschaft Oschersleben und Ortsteile/FDP das Zustandekommen des Votums nicht nachvollziehen. Hinzu kommen Kosten von 32 100 Euro, die für den Anschluss des Trafos an das Mittelspannungsnetz des Energieversorgers Avacon nötig sind.

Mit der neuen Trafostation will die Stadt die ausreichende Stromversorgung bei Festen auf dem Areal an der Lindenstraße sicher stellen. Die jetzige Versorgung großer Fahrgeschäfte und anderer Anbieter reiche nicht aus. Deshalb musste zum Beispiel beim Fest 2019 aus Anlass der 1025-Jahrfeier ein mobiler Trafo angemietet werden, wofür die Stadt 17 000 Euro zahlen musste. Die Kosten, die bei kommenden Festen immer wieder auftreten würden, wolle die Stadt mit der neuen Station vermeiden.

„Für uns als Stadtratsmitglieder war es sehr schwer nachzuvollziehen, laut vorliegender Beschlussvorlage im Sinne des Antragstellers in lediglich sieben Tage Ladefrist, über eine Ausgabe in Höhe von 100 000 Euro zu entscheiden. Noch dazu in Zeiten einer Haushaltssperre und ohne dass diese Thematik im dafür zuständigen Bauausschuss vorberaten wurde“, sagte FUWG/FDP-Fraktionsvorsitzender Jörg Gildemeister, der auch Ortsbürgermeister von Klein Oschersleben ist, zur Volksstimme. Eine von Gildemeister in der Hauptausschusssitzung vor der Abstimmung gestellte Anfrage an die Verwaltung, ob denn ein Beschluss vorliege, in Zukunft die Stadt- oder Volksfeste nicht mehr auf dem Schützenplatz durchzuführen, sei verneint worden. Für den Fraktionsvorsitzenden ergebe sich nunmehr mit dem Beschluss des Hauptausschusses, die neue Trafostation errichten zu lassen, zwangsläufig die Situation, dass mit dieser genehmigten Ausgabe von mehr als 100 000 Euro keine Feste mehr auf dem dafür gut ausgerüsteten Schützenplatz an der Friedensstraße mehr stattfinden würden. „Deshalb stellte unsere Fraktion den Antrag, die Beschlussvorlage in den Stadtrat zu verweisen, um alle Ratsmitglieder darüber entscheiden zu lassen“, verdeutlichte Gildemeister. Leider sei dieser Antrag aus Sicht der FUWG/FDP mit drei Ja-Stimmen, zwei Stimmenthaltungen und vier Nein-Stimmen abgelehnt worden. Dem eigentlichen Antrag zum Aufstellen der neuen Trafostation auf dem Festplatz an der Lindenstraße stimmte der Hauptausschuss zu. Der Stadtrat Oschersleben muss darüber nicht mehr abstimmen, so dass die Entscheidung gefallen ist.

„Somit finden zukünftig alle größeren Feste in der Innenstadt statt, auch wenn keine besonderen Jubiläen anliegen“, stellte Gildemeister fest. Über diese Grundsatzentscheidung hätte die Fraktion FUWG/FDP lieber alle 28 Oschersleber Stadtratsmitgliedern und nicht nur neun Hauptausschussmitglieder abstimmen lassen.

Dass das Fest aus Anlass der 1025-Jahrfeier der Stadt Oschersleben auf dem Platz an der Lindenstraße 2019 ein großer Erfolg gewesen sei, stehe auch für die Fraktion der FUWG/FDP fest. Schließlich habe es für die Stadt einen besonderen Anlass gegeben, „zu dem man auch mal tiefer in die Tasche fassen konnte“, wie Gildemeister sagte.

Die Stadt hält weiter am Schützenplatz als Veranstaltungsstätte fest, sagte Stadtpressesprecher Mathias Schulte. Dort könnten unter anderem Zirkusse bei Gastspielen ihre Zelte aufschlagen. Aufgeben wolle die Kommune den gut ausgebauten Schützenplatz auf keinen Fall. Jedoch sehe das Rathaus die Zukunft der Oschersleber Stadtfeste auf dem Platz an der Lindenstraße, weil der zentral liege und von den Bürgern besser angenommen werde als der weiter entfernte Schützenplatz.

Dabei spielt auch eine Rolle, dass die seit fast 30 Jahren bestehende Verbundenheit des Bodefestes der Stadt und des Schützenfestes des Bürgerschützenvereins zu Oschersleben zerbrochen ist. Die Schützen haben 2018 und 2019 ihre Feste auf der Burg gefeiert, das Boderennen fand im Rahmen des Wiesenparkfestes statt. Wie René Herbert als Vorsitzender des Wiesenpark-Fördervereins bestätigte, solle das Boderennen 2021 unter Regie der Stadt wieder beim Wiesenparkfest veranstaltet werden.

„Wir wollen 2021 wieder ein Schützenfest feiern. Das hängt von der Corona-Lage und dem möglichen Veranstaltungsort ab“, sagte Ralf Gottschlich, Vorsitzender des Bürgerschützenvereins. Schließlich wolle der Verein noch das 30-jährige Jubiläum seiner Wiedergründung feiern, was in diesem Jahr wegen Corona ausfallen musste.

Auch im Internet hat die Debatte über das Für und Wider eines Festplatz an der Lindenstraße an Fahrt aufgenommen. Kurz nach der Veröffentlichung in der Volksstimme diskutierten Nutzer in der Facebook-Gruppe „Oschersleben und Umgebung – Was uns bewegt!“ kontrovers über das Thema. Dabei wurde unter anderem der Verdacht wieder laut, dass Oschersleben den Schützenplatz für ein neues Einkaufszentrum und Bauplätze für Eigenheim benötige. „Ich finde die Idee mit dem Stadtfest gut in der Innenstadt. Auch hatte ich das Gefühl, dass es 2019 sehr gut angenommen wurde. Ob es am Jubiläum lag, kann ich nicht sagen. Aber zuvor die Jahre auf dem Schützenplatz war doch wirklich nichts los“, schrieb eine Nutzerin. „Das Schützenfest und das Bodefest war immer zusammen und auf dem Schützenplatz, was ja auch Sinn macht. Das Stadtfest macht Sinn in der Stadt zu feiern. Zirkus oder vielleicht ein Osterfeuer auf dem Schützenplatz ist sinnvoll. Wäre auf dem Marktplatz oder Parkplatz nicht so toll. Warum nicht zwei Möglichkeiten für Festivitäten haben?“, war die Meinung einer anderen Diskussionsteilnehmerin.

„Die Innenstadt ist tot. Was gibt es da außer Verwaltung und geschlossenen Geschäften? Das belebt man auch nicht mit ein Stadtfest“, fand hingegen ein anderer Diskussionsteilnehmer. „Stärkung der Innenstadt für die paar Tage, und was passiert für die Stärkung der Stadt für den Rest des Jahres? Ich glaube, damit wird die Innenstadt nicht belebt oder gestärkt“, ging eine weitere Meinung in diese Richtung.