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Stadtumbau "Viel erreicht in Oschersleben"

Wie geht es weiter mit dem Stadtumbau Ost? Mit dieser Frage beschäftigte sich ein Workshop in Oschersleben.

Von Yvonne Heyer 12.11.2015, 00:01

Oschersleben l In Sachsen-Anhalt sind 43 Kommunen Nutznießer des Stadtumbaus Ost. In regelmäßigen Abständen finden sich Vertreter der Städte unter Federführung des Institutes für Stadtforschung und Strukturpolitik Berlin zu Workshops zusammen. Als die Männer und Frauen vor wenigen Tagen in Oschersleben tagten, stand die Tagesordnung unter der großen Überschrift, wie es mit dem Förderprogramm, welches 2016 ausläuft, weitergehen kann und muss. Der Workshop wurde genutzt, um auf das Erreichte zurückzublicken und zugleich wurde der Fokus nach vorn gerichtet, um das Programm gegebenenfalls an der einen oder anderen Stelle etwas nachzujustieren und so an aktuelle Entwicklungen anzupassen. „Die Tendenz sieht derzeit so aus, dass der Stadtumbau Ost wohl weitergeht, aber mit Veränderungen. Wie aber diese Veränderungen aussehen werden, diese Frage ist noch offen“, so Mathias Steffen von der Planungsabteilung der Stadtverwaltung Oschersleben.

Getagt haben die 70 Workshop-Teilnehmer im Hotel der Motosportarena. „Und natürlich sind wir bei der Gelegenheit mit unseren Gästen auch mal über die Rennstrecke gefahren“, berichtet Mathias Steffen.

Bürgermeister Benjamin Kanngießer (parteilos) war in seinem Grußwort auch auf das Zusammenspiel von Rennstrecke und Stadt eingegangen. Die Rennstrecke hätte den Bekanntheitsgrad der Bodestadt deutlich gesteigert. „Momentan ist es leider so, dass viele Besucher der Motorsportarena leider nicht den Weg in die eigentliche Stadt hineinfinden. Somit wird ein Teil des wirtschaftlichen Potenzials der Anlage verschenkt“, machte das Stadtoberhaupt deutlich. Oschersleben arbeite aber daran, nicht nur für die Besucher der Motorsportarena die Attraktivität der Stadt zu erhöhen und neue Anziehungspunkte zu schaffen.

Für die Stadt Oschersleben würde die Bilanz des Stadtumbaus Ost äußerst positiv ausfallen. „Es ist den Vorhabenträgern, dazu gehören vor allem die beiden großen Wohnungsgesellschaften Bewos und „Neues Leben“, in den vergangenen 13 Jahren gelungen, den Fördermittelgeber mit ihren Projektideen zu überzeugen“, berichtete Benjamin Kanngießer.

Insgesamt seien 83 Einzelmaßnahmen durchgeführt worden. Etwa 40 Prozent waren Rückbaumaßnahmen und zu 60 Prozent stecken Aufwertungsmaßnahmen dahinter. Zu den letztgenannten Maßnahmen gehören etliche Projekte, die auf den Erhalt historischer, stadtbildprägender Gebäude abzielten. „Jede einzelne der 83 umgesetzten Maßnahmen hat uns dabei dem Erreichen des erklärten Programmzieles – der Erhöhung der Lebens-, Wohn- und Arbeitsqualität – ein kleines Stück näher gebracht. Jede durchführte Maßnahme kurbelt dabei quasi nebenbei noch die lokale Wirtschaft an. Das ist in einer recht wirtschaftsschwachen Stadt, mit einer verhältnismäßig hohen Arbeitslosigkeit ebenso wichtig“, machte Benjamin Kanngießer den Workshop-Teilnehmern deutlich.

Was die Art der Maßnahmen angeht, so habe sich der Schwerpunkt vom Rückbau zur Aufwertung hin verlagert. Das Volumen der allein von Land und Bund bereitgestellten Mittel sei dabei Jahr für Jahr beträchtlich gewesen: Sechs- teilweise sogar siebenstellige Beträge seien geflossen und hätten in der Stadt ihre Spuren hinterlassen.

Einige dieser Spuren nahmen die Workshop-Teilnehmer während einer Tour durch die Stadt näher in Augenschein. Dazu gehörte mit dem Mehrgenerationenhaus eine erfolgreich umsetzte Maßnahme. Danach folgte mit der historischen Burg ein Vorhaben, das sich derzeit in der Umsetzungsphase befindet. Und schließlich gelangten die Männer und Frauen zum alten Bahnhofsgebäude, das die Stadt schon länger vor einige Herausforderungen stellt und ein Stadtumbau-Projekt für die Zukunft werden soll. „Vieles wurde erreicht, Einiges angeschoben, aber die Ziellinie ist dennoch noch nicht in Sicht. Damit ist klar, dass wir den Stadtbau Ost auch weiterhin brauchen werden“, fasste Benjamin Kanngießer zusammen.

Katharina Siebert von der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Börde beleuchtete in ihrem Referat den Stadtumbau und die Entwicklung in Oschersleben im Kontext der Denkmalpflege. „Für viele Denkmale, die stark beschädigt sind, sind Förderprogramme die letzte Rettung“, machte Katharina Siebert deutlich. In Oschersleben gäbe es 56 Einzeldenkmale und 145 Gebäude in Denkmalbereichen. Damit stehen 3,5 Prozent der Gebäude in Oschersleben unter Denkmalschutz. So auch die Nicolai-Kirche, das Rathaus, die Burg und der Bahnhof, die zugleich einen hohen Identifikationswert haben und das Stadtbild prägen.

Zum Bahnhof sagte sie: „Es ist ein anspruchsvolles Gebäude, mit einer künstlerisch hochwertigen Gestaltung. Leider ist es zur Zeit ungenutzt. Jedoch kann man das Gebäude retten. Mit verschiedenen Aktionen, wie dem Mieterfest der Bewos oder Konzerten, bleibt das Gebäude im Gedächtnis der Menschen. Das ist ein wichtiger Punkt“, machte die Mitarbeiterin der Denkmalschutzbehörde deutlich.

Katharina Siebert belegte auch in Beispielen, dass für den Erhalt eines altehrwürdigen Gebäudes neben den Fördermitteln auch das bürgerliche Engagement und die daraus resultierende persönliche Bindung eine große Rolle spielen.