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Taucher Silvesterabstieg ins Grundlos

Die Oschersleber Kay Knobbe und Holger Kahmann haben den Sprung ins kalte Nass gewagt. Sie tauchten im Grundlos bei Gröningen.

Von Sebastian Pötzsch 02.01.2017, 00:01

Heynburg l Es ist still am Grundlos, einem kleinen See in Heynburg bei Gröningen. Das Thermometer zeigt minus drei Grad – die Luft ist schneidend kalt. Kein Lüftchen weht und der strahlendblaue Himmel spiegelt sich an der glatten Wasseroberfläche. Ein knisterndes Lagerfeuer im Garten von Ina Thiele spendet wohlige Wärme. „Damit es nicht nur die Taucher, sondern vor allem auch wir schön warm haben“, sagt die Heynburgerin mit einem Lächeln auf den Lippen und wirft weitere kleine Äste in die Flammen. Ihr Grundstück grenzt direkt an den See.

Nur wenige Meter weiter stehen Kay Knobbe und Holger Kahmann. Beide sind eingezwängt in ihre schwarzen Taucheranzüge aus Neopren. Kleine Stickstoffbläschen in dem schaumgummiartigen Material sollen für ausreichend Kälteisolation sorgen.

Dann zischt es noch einmal, weil die Tauchsportler die Funktion ihrer Atemluftregler überprüfen. Anschließend schnallen sich die Beiden ihre Luftdruckflaschen auf die Rücken und schnappen sich ihre ABC-Ausrüstung. Diese besteht aus Brille, Flossen und Schnorchel. Nun geht es wenige Meter bergab an den Uferbereich des Grundlos, der im Jahre 1815 aufgrund eines Erdfalls entstand. „Das Grundlos ist etwa 50 Meter tief. Deswegen gefriert der See nicht so schnell“, erzählt Kay Knobbe, der seinen Tauchschein im Jahr 1992 machte.

Holger Kahmann ist schon etwas länger dabei. „Ich erinnere mich noch, dass hier früher auch Trinkwasser entnommen wurde. Als der Korb der Sauganlage einmal verstopfte, hat uns die LPG um Hilfe gebeten. Das war im Jahr 1986 und meine Tauchprüfung“, erinnert sich Kahmann, während er sich die Flossen anzieht.

Nach weiteren Handgriffen sitzen die Flossen sowie Maske und Schnorchel. Dann steigen die beiden Wagemutigen in das sieben Grad kühle Nass. „Das sind harte Kerle“, sagt Ehefrau Sabine Kahmann. Dann folgt noch der typische Tauchergruß und schon ist die Wasseroberfläche wieder so glatt, dass sich Bäume und Himmel darin spiegeln. Nur die sich an der Oberfläche brechenden Luftblasen zeigen an, wo sich Kay Knobbe und Holger Kahmann gerade befinden.

Derweil nähren Ina Thiele und Sabine Kahmann das Feuer weiter mit Ästen und Zweigen. Außerdem bereiten sie den beiden Männern – und natürlich auch für sich selbst – den wärmenden Glühwein vor.

Nach gut 20 Minuten kommen die Blasen, die durch die Wasseroberfläche brechen, wieder näher an den Einstiegsbereich. Wenig später erscheinen die Köpfe der beiden Taucher. Als sie an Land kommen, wirken beide etwas durchgefroren und nicht ganz glücklich. „Die Sichtweite betrug kurz unter der Wasseroberfläche nur eineinhalb Meter“, berichtet Holger Kahmann enttäuscht. Nach etwa vier bis fünf Metern Tiefe sei ganz deutlich die Sprungschicht zu erkennen gewesen. „Dann zeigten unsere Thermometer nur noch vier Grad an, doch die Sicht wurde nur ein klein wenig besser“, ergänzt Tauchpartner Kay Knobbe. Bei der Sprungschicht handelt es sich um eine thermische Schichtung, also um einen Temperatursprung im Wasser. Der ist auch mit bloßem Auge sichtbar, weil Wasser unterschiedlicher Temperaturen auch unterschiedliche Dichten aufweist und eine Schicht damit mehr, die andere Schicht weniger Schwebeteilchen aufnehmen kann.

„Unter der Sprungschicht war es ganz schön dunkel. Ohne unsere Lampen hätten wir nichts gesehen“, berichtet Knobbe weiter, während er und sein Kamerad die schwere Technik abstreifen und sich beide aus ihren Anzügen pellen. Nach etwa zehn Minuten stehen die Männer vor dem Lagerfeuer und sind in ihrer Straßenkluft kaum wiederzuerkennen. Dann gibt es den heiß ersehnten Glühwein aus den Händen der Damen. Ihnen wird dann weiter vom Tauchgang berichtet und von den vielen, vielen Erinnerungen, die dieser Sport so mit sich bringt.