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Tierisch Was tun, wenn die Mieze krank ist

Für den Besuch einer Tierarztpraxis gelten aktuell aber besondere Regeln - auch in Oschersleben.

Von Uta Müller 18.04.2020, 01:37

Oschersleben l Wenn Silke Knopf ihre vierbeinigen Patienten untersucht, werden sie normalerweise von ihren Besitzern festgehalten. Diese dürfen zwar noch mit ins Behandlungszimmer, müssen aber von sicherer Entfernung aus bei der Behandlung zusehen und werden nur bei Bedarf dazu geholt. „Das ist wichtig, denn während der Untersuchung ergeben sich oft Fragen, die so nach wie vor direkt geklärt werden können“, sagt Knopf. Festgehalten werden die Tiere von ihren Mitarbeitern.

Viele Abläufe erfolgen jetzt nacheinander. Durch die verlangsamte Abfolge und die damit verbundene gesunkene Zahl an Patienten bekommt die Tierärztin die Auswirkungen der Coronakrise täglich zu spüren. Ist das Haustier erkrankt, sollten Besitzer vor dem Gang zum Tierarzt momentan den Besuch in der Praxis telefonisch ankündigen und das Problem schildern.

Ihre Praxis im Damaschkeweg in Oschersleben bleibt jedoch nach wie vor geöffnet. Vor zwei Wochen hatte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner Tierärzte, Tierpfleger und tiermedizinische Fachangestellte als systemrelevant eingestuft. Die Tierarztpraxis von Silke Knopf hat bereits vor einem Jahr die offene Sprechstunde mehr oder weniger abgeschafft. Die Tierbesitzer kommen seitdem nur noch nach vorheriger Anmeldung.

Auch in der Praxis von Manuela Heine laufe der Betrieb seit der Coroanakrise normal weiter. Die Tierärztin habe zur Zeit eher das Gefühl, dass sie mehr Patienten in ihrer Praxis im Schermcker Winkel betreut. „Die Besitzer haben jetzt mehr Zeit und betrachten ihre Haustiere jetzt vielleicht viel intensiver“, sagt die Veterinärmedizinerin. Da würden kleine Veränderungen eher auffallen. Auch sie hat schon seit Jahren keine richtige offene Sprechstunde mehr, sondern koordiniert ihre Termine selbst. Oft ist die Ärztin auch direkt bei Pferden und Rindern im Stall oder auf der Weide. Allein dadurch gebe es kein volles Wartezimmer und keine langen Schlangen vor der Praxis.

Bei Tierärztin Silke Knopf weist seit Beginn der Abstandsreglungen an der Eingangstür ein Schild darauf hin, dass nur einzeln eingetreten werden darf. Außerdem habe die Tierärztin sämtliche Prospekte und Zeitschriften aus dem Wartebereich entfernt. „Die Menschen akzeptieren das, mittlerweile ist der Ernst der Lage glaube ich bei fast allen angekommen“, sagt Knopf. Das zeige sich auch darin, dass der Andrang generell etwas zurückgegangen sei. Dringende Fälle würden selbstverständlich nach wie vor behandelt. „Es gibt aber Symptome, bei denen man durchaus zwei bis drei Tage abwarten kann – manchmal erledigen sie sich von selbst.“ Dazu zählen Durchfall, Niesen oder ein tränendes Auge. „Ich habe mehrere Jahre Berufserfahrung und seit meiner Praxiseröffnung ein Notfallhandy, auf dem ich erreichbar bin. Da gilt es letztlich genauso, die Dringlichkeit einzuschätzen.“

Bestimmte Untersuchungen lassen sich auch verschieben. Impfungen beispielsweise zählen zu Routineuntersuchungen und werden meist verschoben. Anders verhalte es sich beispielsweise bei der Grund-Immunisierung von Jungtieren: Hier müssen, wie beim Menschen auch, zwei bis drei Impfungen in einem gewissen Zeitrahmen erfolgen – bleibt eine aus, kann man wieder von vorne anfangen.

Auch für eine Wurmkur und Anti-Zecken-Präparat ist keine Behandlung nötig, die Mittel können wie andere Medikamente von den Besitzern abgeholt und selbst verabreicht werden. Im Zweifelsfall helfe ein Anruf in der Praxis – hier könne anhand der Symptome entschieden werden, ob eine Untersuchung notwendig sei.

Chronische Patienten, die etwa an Arthrose oder Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems leiden, brauchen natürlich nach wie vor ihre Medikamente. „Die meisten Besitzer bestellen sie vor und holen sie bei uns ab“, sagt die Tierärztin. Und bezahlen würden die meisten Tierbesitzer bei den beiden Veterinärmedizinerinnen meist noch mit Bargeld. „Das ist für uns aber völlig in Ordnung“, sagt Knopf. Sie und ihre Mitarbeiter seien schließlich ständig in Kontakt mit Sekreten, die teilweise auch infektiös seien. „Häufiges Händewaschen gehört deswegen sowieso fest zu unserer Arbeit dazu.“ Während der Untersuchungen würden sie Mundschutz tragen. Die Herausforderungen im Praxisalltag lassen sich momentan gut meistern. „Die Situation verändert sich ständig, auch unsere Zahlen schwanken – es bleibt abzuwarten, wie sich diese Pandemie entwickelt.“

Genauso besonnen gehen die beiden Tierärzte mit der Frage nach der Übertragung des Coronavirus auf Tiere um. Dafür gebe es nach Auskunft des Robert-Koch-Instituts bisher keine wissenschaftliche Evidenz und damit auch keinen Grund zur Panik. Wer in seinen Heimtier-Impfausweis schaue, der finde dort allerdings Schutzimpfungen gegen das Coronavirus. Es gibt ein Coronavirus bei Hunden und Katzen, das Magen- und Darmbeschwerden auslöst. „Daher werden Katzen dagegen geimpft“, so Knopf. Das Virus sei jedoch ein völlig anderer Vertreter aus der Corona-Familie als das Virus, das der Menschheit derzeit zu schaffen macht.

Hunde und Katzen dürfen also weiterhin geknuddelt und beschmust werden. Vielleicht sei das in der jetzigen Zeit sogar wichtiger, als zuvor. Die kuscheligen Fellnasen seien die besten Trostspender in schlimmen Zeiten und können gerade jetzt eine große Hilfe sein.