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Tierschutz Der Velsdorfer Nistkastenbauer

Seit 1985 zimmert Klaus Krause Nistkästen für die Gemarkungen Calvörde, Vlesdirf, Wegenstedt und Etingen - stolze 450 Vogelwohnungen.

Von Anett Roisch 21.11.2017, 11:00

Velsdorf l Hör mal, wer da hämmert! Etwa 450 Nistkästen hat Klaus Krause seit 1985 an die Bäume in den Gemarkungen Calvörde, Velsdorf Mannhausen, Wegenstedt und Etingen genagelt. Allein 22 Vogelwohnungen sind es auf dem Sportplatz unter den alten Eichen in Velsdorf. Diese Stätte ist bekannt und als Sport- und Festgelände beliebt. Kaum jemand weiß, dass nur wenige Meter davon entfernt die einstige Schweineweide als Naturdenkmal liegt.

Besonders freut sich Krause, dass sich mit den Jahren in seinem Revier Baumläufer wohlfühlen. „Das sind kleine braune gestrichelte Vögel. Da waren erst nur sechs Kästen belegt und jetzt sind es mittlerweile schon 20“, weiß Krause. Doch wo kommt der Elan und das Holz her, um so viele Kästen zusammen zu zimmern? „Die Kästen baue ich immer im Winter, wenn die Zeit dafür da ist. Das Holz ist Abfallholz – nur selten habe ich mal Holz gekauft“, erzählt der Mannhäuser.

Auf die Idee, noch viel mehr Nistkästen anzubringen, kam er zur Zeit der politischen Wende. „Damals wurden wegen der Verkehrssicherheit die alten Obstbäume an den Straßen weggenommen. Damit waren auch die Bäume verschwunden, in denen die schönen Löcher zum Brüten waren. Da wussten wir, dass wir was machen müssen“, erinnert sich der Vogelfreund. Mit dem „wir“ bezieht der 70-Jährige seine Frau Rotraut mit ein. „Sie hat ein großes Herz für die Tierwelt und hilft mir". So sieht man die Krauses oft mit Autoanhänger samt Leiter durch die Gegend fahren.

Die Leidenschaft zu den Vögeln kann Krause erklären. „Ich bin auf einem Bauernhof groß geworden. Da wurden manche Tiere geachtet und manche – wie Spatzen oder Stare – eben nicht. Irgendwann ist mir bewusst geworden, dass jedes Tier seine Daseinsberechtigung hat. Ich habe mir Bücher gekauft und viel über die Vogelwelt gelesen“, denkt er zurück. Zu den besonderen Vogelarten in seinem Revier zählt Krause zum Beispiel den Grauschnäpper, den es woanders nur noch vereinzelnd gibt.

„Wissenschaftlich betreibe ich den Vogelschutz nicht. Ich leiste praktische Arbeit“, gesteht er. Diese Hilfe wissen auch die Ranger des Naturparks Drömling zu schätzen. Und weil die Gemarkungen meist im Drömling liegen, hat Krause eine Sondergenehmigung, um besondere Wege für den Vogelschutz nutzen zu dürfen. „Ich bin im Kontakt mit Wolfgang Sender vom Naturpark“, betont Krause, der in seinem Berufsleben im Kaliwerk in Zielitz gearbeitet hat.

Buchführen muss der Mannhäuser nicht, genau weiß er, an welchem Baum sich welcher Kasten befindet. Jedes Jahr säubert Krause die Nisthäuschen. Drei Wochen dauert es dann, bis alle Vogelstuben wieder blitzeblank sind. Beim Öffnen der Kästen hat er schon so manche Überraschung erlebt. Einmal traf er sogar auf ein Hornissennest, aber alles ging friedlich zu. „Ich wünsche mir, dass die Leute etwas mehr auf die Natur achten und vor allem, dass sie nicht ihren Müll in den Wald bringen“, appelliert er.

„Ich staune, dass Klaus sich privat engagiert, ohne eine Unterstützung oder einen finanziellen Zuschuss zu bekommen “, sagt Siegfried Dörheit, Ortsteilbeauftragter von Velsdorf und Vorsitzender der Sportgemeinschaft (SG)Velsdorf/Mannhausen. Der Sportchef überreicht ein Geschenk an Krause, der auch Mitglied in der SG ist. „Das ist ein Dankeschön, denn Klaus kümmert sich auf dem Gelände des Sportplatzes der Gemeinde Calvörde um die vielen verschiedenen Vogelarten und gibt ihnen mit seinen Nistkästen die Chance zu brüten“, erklärt Dörheit und blickte vor-aus: „Wenn Klaus sich irgendwann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr um die Kästen kümmern kann, werde ich den Job übernehmen.“