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Totes Kind Gesuchte Mutter stellt sich der Polizei

Nach dem Tod ihres Kleinkindes war eine 43-Jährige aus der Börde spurlos verschwunden. Jetzt hat sie sich gestellt.

Von Matthias Fricke 20.01.2021, 17:56

Wefensleben l Die seit knapp fünf Monaten mit ihren drei Kindern (3, 6 und 7 Jahre) verschwundene und wegen Totschlags durch Unterlassen per Haftbefehl gesuchte vierfache Mutter Annika M. aus Wefensleben hat sich am Dienstag der Polizei in Halle gestellt. Die Kinder waren zu dem Zeitpunkt nicht bei ihr. Inzwischen befindet sich die 43-Jährige in Untersuchungshaft, so Oberstaatsanwalt Frank Baumgarten.

Während der Vernehmung durch den Haftrichter hatte die Frau zwar keine Angaben gemacht, nur darüber, wo sich die Kinder aktuell aufhalten. Der Haftrichter soll dann das Jugendamt des Landkreises Börde darüber informiert haben. Dieses sollte sich weiter um die Kinder kümmern. Der Landkreis lehnte dazu gestern eine Auskunft ab.

Annika M. wird vorgeworfen mit ihrem Lebensgefährten Collin G. den gemeinsamen Sohn Oskar (14 Monate) derart vernachlässigt zu haben, dass er an den Folgen einer unbehandelten Erkrankung verstarb. Der 37-jährige Kindesvater Collin G. hatte am 3. September den Rettungsdienst in die Wohnung in Wefensleben gerufen, doch da war es für das Kind bereits zu spät. Der Notarzt konnte nur noch den Tod des kleinen Oskars feststellen.

Schon damals fiel den Polizisten auf, dass die Mutter und die anderen Kinder verschwunden waren. Der Vater selbst hatte sich gegenüber den Polizisten unkooperativ verhalten und keine Angaben zum Aufenthalt der anderen gemacht, hieß es aus Ermittlerkreisen. Beide Beschuldigte werden der Selbstverwalter-Szene zugeschrieben, die staatliche Institutionen ablehnt. Der Junge war offiziell auch nie gemeldet. Bei ihm und auch den anderen Kindern soll es sich um Hausgeburten gehandelt haben.

Nach der Obduktion des Jungen waren die Rechtsmediziner davon überzeugt, dass bei rechtzeitiger medizinischer Hilfe das Kind hätte gerettet werden können. So erfolgte am 30. September die Festnahme von Collin G. Er wurde zunächst in Untersuchungshaft und später in eine psychiatrische Klinik gebracht. Sein Sicherungsverfahren beginnt am 25. Februar am Magdeburger Landgericht wegen Totschlags durch Unterlassen.