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Turmuhr eingeweiht In Kleinalsleben ist das Schweigen beendet

Nach mehr als 50 Jahren des Schweigens wissen die Kleinalsleber wieder, welche Stunde ihnen geschlagen hat. Vier Zifferblätter zieren den Kirchturm.

Von Yvonne Heyer 03.10.2017, 08:00

Kleinalsleben l Beinahe genau zwei Jahre ist es her, dass die Kirchengemeinde Kleinalsleben den 150. Geburtstag ihrer Kirche feierten. Damals blickten die Männer und Frauen auf eine wechselvolle Geschichte ihres Gotteshauses zurück. Die einstige Kirche war vor mehr als 150 Jahren abgetragen und wieder neu aufgebaut worden. Am 12. November 1865 wurde eine neue Kirche eingeweiht. Daran haben die Menschen von damals einen großen Anteil, sie haben mit angepackt, gespendet. Schließlich kam eine Zeit, in der der Kirchturm auf der Kippe stand. Er war baufällig und sollte abgerissen werden. Doch mit der politischen Wende kam auch die Wende für die Kirche, Dach und Fenster sind erneuert, der Turm blieb erhalten, weist noch heute weit ins Land. Auch zu jener Zeit haben sich die Menschen engagiert, gekämpft.

Und als vor zwei Jahren die Kleinalsleber den 150. Geburtstag ihrer Kirche feierten, kündigten sie bereits das nächste Projekt an: „Unser Kirchturm soll wieder eine Uhr bekommen.“ Dafür legte der Kleinalsleber und Unternehmer Horst Eckstein einen ersten Grundstock. Zu seinem 65. Geburtstag wünschte er sich Geld. Diese Spenden, Spenden des Lions-Clubs, der Familien Aribert Krämer und Hans Vogler aus Hadmersleben, Spenden der Kleinalsleber sowie ein Zuschuss des Kirchenkreises Halberstadt und darüber hinaus ein Vorschuss des Kirchspiels Großalsleben machten es möglich, dass tatsächlich 14.000 Euro für eine neue Kirchturmuhr samt vier Zifferblätter für  jede Seite des Turmes angebracht werden konnten. Weitere Sparschweine in der Kirche werden allerdings nötig sein, um auch eine Funkfernbedienung und eine Programmierung der Uhr noch finanzieren zu können.

Und so gab es zum Erntedankgottesdienst am vergangenen Sonntag gleich mehrere Gründe zu danken und zu feiern. An diesem Tag wurde die Kirchturmuhr ganz offiziell übergeben und eingeweiht. Über 50 Jahre haben die Menschen darauf gewartet, so lange gab es keine Uhr, hat diese geschwiegen.

„Das Herz von Kleinalsleben schlägt wieder“, mit diesen Worten begrüßt Pfarrer Christian Plötner die Menschen in der evangelischen Kirche des kleinen Dorfes. Und er stellt die Frage, ob denn eine Kirchturmuhr tatsächlich noch zeitgemäß ist. „Ist es nicht purer Luxus in einer Zeit, in der jeder eine Uhr, ein Handy hat und die Blicke daher eher nach unten als oben gerichtet sind?“, fragte der Pfarrer. Aber ist der Blick zum Himmel, zur Kirchturmuhr oder das Schlagen dieser nicht eine willkommene Unterbrechung unserer hektischen Zeit? „Was will uns eine schlagende Kirchturmuhr sagen? Sie erinnert den Menschen, dass seine Zeit begrenzt ist. Lebenszeit ist auch geschenkte Zeit.“

Nach dem Dank für die Gaben der Ernte, für eine neue Kirchturmuhr folgt am Ende des Gottesdienstes ein ganz besonderer Dank den Sängerinnen und Sängern des Chores „Belcanto“ aus Zwickau. Ein Probenwochenende gemeinsam mit dem ökumenischen Kirchenchor Großalsleben führte die Sänger unter der Leitung Nico Nebe nach Kleinalsleben, wo sie zum Erntedankgottesdienst ein Konzert gaben. Die Menschen in der Kirche hörten gebannt den leisen, sentimentalen und stimmungsvollen Tönen zu. Schließlich hielt es sie nicht mehr auf den Plätze,n als im guten alten Rock‘Roll-Rhythmus „In the mood“ erklang.

Beschwingt verlassen die Menschen an diesem Sonntagmorgen die Kirche und natürlich geht der Blick zu den neuen Ziffernblättern am Kirchturm, wo um 12 Uhr die Uhr wieder schlägt.