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Vereine Zusammenarbeit untereinander stärken

„Unsere Vereine, was sind sie uns wert?“ Diese Frage ist auf dem SPD-Stammtisch in Osterweddingen lebhaft diskutiert worden.

Von Detlef Eicke 25.02.2016, 00:01

Osterweddingen  l In Anbetracht der aktuellen Ebbe in der Kasse der Gemeinde Sülzetal und der Notwendigkeit, freiwillige Leistungen drastisch zu kürzen, sollte diese Frage geklärt werden. 30 Gäste hatten sich in der Pension „Magdeburger Börde“ eingefunden. Eine zweieinhalbstündige Debatte sollte sich entwickeln.

Saskia Steuer als einzige Vertreterin der Gemeindeverwaltung und Marco Falkenberg, Vorsitzender sowohl des Gemeinderats-Sozialausschusses als auch des Osterweddinger Sportvereins, sowie andere Vorsitzende und Mitglieder diverser Sport- und Heimatvereine verfolgten gespannt den Kurzvortrag Silke Schindlers (MdL), der SPD-Direktkandidatin für den Wahlkreis 20 der kommenden Landtagswahl. Sie beleuchtete die Verantwortlichkeiten für die Förderung des Sports: Der Spitzensport wird vom Land und der Breitensport von den Kreissportbünden unterstützt. Die Sportförderung des Landes betrifft kommunale und vereinseigene Sportstätten und kann je nach Priorität 30 bis 100 Prozent der Projektsumme betragen. Aktuell seien rund drei Millionen Euro ausgereicht worden, allerdings habe sie keinen Antrag aus dem Sülzetal gefunden. Sie regte an, die Fördermöglichkeiten stärker zu nutzen.

Norbert Dregger, Vorsitzender der SPD/-FDP-Fraktion im Gemeinderat und des Freibad-Fördervereins in Langenweddingen, hielt einen Einleitungsvortrag über die Bedeutung der Vereine für die Gemeinde: „Vereine leisten einen wichtigen Beitrag zur Engagementskultur.“ Er führte aus, dass sowohl die Gemeinde die Vereine bräuchte als auch die Vereine die Gemeinde.

Diese These blieb nicht unwidersprochen: Schließlich sei die Initiative, einen Verein zu gründen und darin mitzuarbeiten, die freie Entscheidung eines jeden Vereinsmitgliedes, das dabei seine Erfüllung in der Freizeit erfährt. Sicher erhöht die Existenz vieler verschiedener Vereine in einer Gemeinde den Wohnwert, der daraus für die Gemeinde entstehende messbare Nutzen erschließt sich jedoch nicht unmittelbar. Von der den Einzelnen befriedigenden Vereinstätigkeit ließe sich wohl kaum ein Anspruch auf eine Förderung durch die Gemeinde ableiten, hieß es.

Die ideellen Werte des Vereinslebens erläuterte Rudolf Ehrhardt aus Langenweddingen, der die Anwesenden mit einer sorgfältig vorbereiteten Liebeserklärung an das Sülzetal und die Börde überraschte. Nach poetischer Beschreibung der abwechslungsreichen Landschaft, die es wert sei, touristisch beworben zu werden, kam der kommunalpolitisch versierte und vereinserfahrene Chronist auf Rolle und Bedeutung der Vereine zu sprechen. Er sagte, das Sülzetal und seine Vereine hätten sich in den letzten Jahrzehnten sehr positiv entwickelt und es gäbe nicht wirklich nur Grund zum Nörgeln. Tatsächlich sei die finanzielle Situation mancher Vereine sehr prekär und sie bedürften der Unterstützung von außen.

Ehrhardt forderte eine Art Vereinsstammtisch mit der Gemeindeverwaltung, in dem über aktuelle Sorgen, neue Projekte, aber auch Veranstaltungspläne gesprochen werden kann, um sich untereinander zu helfen. Auch soll dabei die Gemeindeverwaltung in die Lage versetzt werden, für konkrete Projekte Gelder bei Industrie- und Gewerbebetrieben einzuwerben, wenn die Gemeinde selbst dafür keine Mittel habe. Dies geschähe derzeit nicht und müsse eine wesentliche Aufgabe des Bürgermeisters bei den nun beginnenden Stammtischen mit den Firmen sein. Auch müsse sich die Gemeinde genau überlegen, ob nicht die Erhaltung der Vereinsgebäude für das Gemeinwohl bedeutsamer sei, als den Verlust an Identifikation und Heimatkultur zu riskieren.

Siegfried Kindler, langjähriger Vorsitzender des Osterweddinger Radsportvereins, wies auf die erzieherische Bedeutung und Vorbildfunktion der Vereine hin, die viel Energie in die Jugendarbeit stecken. „Die international besetzten Großveranstaltungen, bei denen wir uns gut von der Gemeinde betreut fühlen, sind besondere Höhepunkte für die Bewohner des Sülzetals.“ Auch würde das Interesse von Neubürgern geweckt, im Sülzetal sesshaft zu werden, wenn sie von den vielen Betätigungsmöglichkeiten in den unterschiedlichen Vereinen erfahren. Kindler, der gelegentlich von Gästen angesprochen wird, bei dem großen Gewerbegebiet in der Nähe sei es ja leicht, finanziell unterstützt zu werden, ist sowohl traurig, weil dies eine Fehleinschätzung ist, aber auch stolz auf das bisher aus eigener Kraft im Radsportverein Erreichte.

Auf die Frage, ob sich Siegfried Kindler vorstellen könne, dass sich sein Verein in Radsportverein Sülzetal umbenennen würde, um die Einheit und den Bekanntheitsgrad des Sülzetals zu fördern, sagte er, es gäbe schon einen „Radsport-Förderverein Sülzetal“, der in Osterweddingen gegründet wurde.

Bei diesem Stammtischabend wurde deutlich, dass die Zusammenarbeit der Vereine im Sülzetal untereinander und mit der Gemeinde verstärkt werden muss. Auch zeigte sich, wie wichtig das aktive Einwerben unterstützender Mittel aus Industrie und Gewerbe durch die Gemeinde ist, die selbst kaum noch Geld hat, die Beiträge der Vereine zu Kultur, Jugendarbeit und Lebensqualität im Sülzetal angemessen zu würdigen. Die behutsame Übernahme von Verbrauchskosten und Immobilien durch die Vereine selbst könne die Finanzkrise der Gemeinde nicht lösen, aber ein Zeichen setzen, dass die Bewohner der Sülzetals eigene Anstrengungen dazu leisten wollen, hieß es dazu.