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Wanderung Wulferstedter auf Schusters Rappen

Die Grünkohlwanderung des Schützenvereins Wulferstedt hat in diesem Jahr 50 Teilnehmer mobilisiert. Die Route führte durch die Feldmark.

Von Christian Besecke 26.01.2018, 00:01

Wulferstedt l Schon seit dem Jahr 2002 laden die Schützen in Wulferstedt zur Grünkohlwanderung rund um den Ort ein. „Wir haben mittlerweile schon einige Stammgäste dabei“, sagt Annedore Lange vom Schützenverein. „Zu den Einwohnern aus dem Orten stoßen Bürger aus Oschersleben und Hordorf dazu, so auch dieses Mal.“

Bereits am Vortag haben die „Vereinsköche“ Hans-Jürgen Goppold und Dietmar Töle mit ihren „Gehilfen“ begonnen, den Grünkohl zu kochen. „So ein riesiger Topf braucht seine Zeit“, sagt Schatzmeisterin Annedore Lange. „Noch vor der Wanderung haben sich die ersten Frauen getroffen um, die etwa 20 Kilogramm Kartoffeln zu schälen. Danach stand für sie der Marsch durch die Feldmark an.

Bei bestem Wetter haben sich dann 40 Wanderer im Alter von anderthalb bis 80 Jahren auf den Weg gemacht, der dieses Mal durch die Feldmark – vorbei an der Mühle bis zum schon zur Tradition gewordenen Haltepunkt führte. „Hier erwarteten uns heiße aber auch dem Wetter entsprechend, kalte Getränke“, berichtet Annedore Lange weiter. „Nach kurzer Rast ging es gut gelaunt wieder in Richtung Sockenland und Schützenhaus.“

Hier hatten sich inzwischen einige älter Bürger eingefunden, die zuvor nur eine kleine Dorfrunde absolvierten und sich danach das deftige Essen schmecken zu lassen. Auch der Dorfspaziergang ist schon zur Tradition geworden. „Den 50 Teilnehmern hat es offensichtlich sehr geschmeckt“, resümiert die Schatzmeisterin. „Wir verbrachten noch einige gemütliche Stunden im Schützenhaus und ließen die Wanderung mit einer Tasse Kaffee und von den Schützenfrauen gebackenen Kuchen ausklingen.“

Eine weitere große Tradition in Wulferstedt ist das alljährliche Schützenfest, welches immer am ersten Juliwochenende abgehalten wird. „Dann feiern wird vier Tage hintereinander“, sagt Schützenmitglied Doris Beusse. „Im Jahre 1818 soll nach mündlicher Überlieferung erstmals ein sogenanntes ,Friescheiten‘ in Wulferstedt stattgefunden haben.“ Diese Entstehungszeit lasse darauf schließen, dass das Fest zur Erinnerung an die Freiheitskriege veranstaltet wurde. Dabei wurden Schießübungen abgehalten und natürlich sei entsprechend gefeiert worden.

„Aus dem Protokollbuch der Schützengesellschaft der Jahre 1863 bis 1940 kann man entnehmen, dass diese sich im Jahre 1825 gegründet hat“, erzählt Doris Beusse weiter. „Laut Protokoll feierte die Schützengesellschaft im Jahr 1925 ihr 100-jähriges Bestehen.“ Diese Tradition werde in Wulferstedt durch den jetzigen Schützenverein fortgesetzt.

Organisatoren des Festes waren einst zwei Schützenherrn. Sie seien auch für die Abrechnung zuständig gewesen und brauchten neben dem Hauptmann keine Beiträge zu zahlen. „Nach dem Statut der Schützengesellschaft wurden viele Schützen mit Strafgeldern belegt, denn es war nicht gestattet, beim Laden und beim Schießen Tabak zu rauchen“, berichtet die Wulferstedterin. „Auch in der Nähe der Fahne durfte nicht geraucht werden. Strafe musste auch der Schütze bezahlen, der beim Schießen keinen Hut trug.“

Das Fest oder eben das „Friescheiten“ wurde auf der Wiese unter den Wellerwänden (heutiger Friedhof) gefeiert. Tanzzelte gab es auch noch nicht, der Tanzboden war einen Konstruktion aus Balken und Brettern und wurde vom Krugpächter ausgeliehen. Um Sitzgelegenheiten und Tische zu schaffen, wurden Pfähle in den Boden geschlagen und Bretter darüber genagelt. „Heute sind wir da natürlich viel moderner“, sagt Doris Beusse schmunzelnd. „Die Tradition halten wir aber in Ehren.“