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Wasserstand Angler wollen die Teiche aufgeben

Während der Wasserstand in den Peseckendorfer Schlossteichen sinkt, wächst bei den Anglern die Wut über das Fischsterben.

Von Yvonne Heyer 16.07.2019, 01:01

Peseckendorf l Ja, es ist wieder ein trockener Sommer, wie schon 2018. Der trocken gefallene Schaftalgraben als Zufluss zu den Peseckendorfer Schlossteichen „liefert“ kein Wasser mehr. Am immer geringer werdenden Wasserstand der Teiche ist dies inzwischen deutlich zu erkennen. Im vergangenen Jahr wurde der Wassermangel etlichen Fischen zum Verhängnis. Obwohl die Petrijünger vom Angelverein Groß Germersleben, deren Angelgewässer die Peseckendorfer Teiche sind, versuchten, zu retten, was noch zu retten war.

Was den Vorsitzenden des Groß Germersleber Angelvereins, Donald Dölle, besonders verärgert, ist die Tatsache, dass sich weder der Unterhaltungsverband „Untere Bode“, noch die untere Wasserbehörde des Landkreises Börde für die Situation verantwortlich fühlen. Aktuell hat sich Donald Dölle erneut an den Unterhaltsverband „Untere Bode“, der für die Unterhaltung des Schaftalgrabens zuständig ist, gewandt. An dieser Stelle muss auch erwähnt werden, dass die Stadt Oschersleben erst im Jahr 2012 die Peseckendorfer Schlossteiche mit großem Aufwand entschlammen ließ. Die Gesamtkosten lagen bei 124.000 Euro, es flossen knapp 77.000 Euro Fördermittel aus der Dorferneuerung in die Maßnahme. Allein im Jahr 2017 haben die Angler, die seit zehn Jahren die Teiche bewirtschaften, mehr als 900 Stunden in Arbeitseinsätzen rund um die Teiche und im denkmalgeschützten Park geleistet.

„Der Anglerverein Groß Germersleben möchte aus gegebenem Anlass dringend auf eine akute Gefahrenlage hinweisen und bittet um eine schnelle Beseitigung. Zum aktuellen Fischbestand der Gewässer gehören auch die geschützten Arten Schlammpeitzger und Bitterling, die über die FFH-Richtlinie einem hohen Schutzstatus unterliegen“, macht Donald Dölle im Schreiben an den Unterhaltungsverband deutlich.

Die Teiche im Peseckendorfer Schlossteich müssten permanent über den Schafstalgraben gespeist werden, was derzeit nicht möglich ist, aber über Jahrzehnte funktionierte. Dass das Wasser im Schaftalgraben nicht mehr fließt, ist in den Augen des Angelvereins auch darin begründet, dass sich geradezu explosionsartig Schilf und andere Wasserpflanzen im Graben ausgebreitet haben. „Mit großer Sorge sehen wir nach der Hitzeperiode und dem verhinderten Zufluss in die Teiche einem unausweichlich scheinenden Fischsterben bzw. einem Umweltschaden durch Austrocknung entgegen, zu dessen Abwehr die Behörden nach Paragraph 5 Umweltschutzgesetz verpflichtet sind. Neben den Fischen droht auch anderen aquatischen Lebewesen der Verlust ihres Lebensraumes“, heißt es im Schreiben an den Unterhaltungsverband „Untere Bode“.

Zur Gefahrenabwehr sei eine umgehende Mahd bzw. Räumung des Schaftalgrabens zwingend notwendig, um eine sofortige Wiederherstellung des Zuflusses zu erzielen. „Wir bitten darum, dass sich der Unterhaltungsverband schnellstmöglich des Problems annimmt“, fordert der Angelverein Groß Germersleben. Doch die Antwort, die Donald Dölle inzwischen erhalten hat, sagt Anderes aus.

Und die Hoffnung, dass der Unterhaltungsverband (UHV), in diesem Jahr rechtzeitig auf den Schilfbewuchs im Schaftalgraben reagiert, kann der Angelverein Groß Germersleben begraben.

„In der fehlenden Bespeisung der Teiche mit Wasser sehen Sie als Grund den gegenwärtigen Unterhaltungszustand des Schaftalgrabens. Sie kritisieren, dass bis heute noch keine Unterhaltungsarbeiten am Gewässer ausgeführt wurden. Aus unserer Sicht können wir Ihre Auffassung gegenwärtig nicht nachvollziehen“, antwortet Martina Ritterhaus, Geschäftsführerin des UHV, auf das Schreiben von Donald Dölle. Nach einer Vorortkontrolle sei bestätigt worden, dass auf Grund der gegenwärtigen Witterungssituation der Graben trocken ist. Die einzelnen Schilfbestände und die jetzt anzutreffende Vegetation würden größtenteils gegenwärtig das Gesamtbild des Gewässers prägen. Röhricht dürfe aber gemäß Bundesnaturschutzgesetz vom 1. März bis 30. September grundsätzlich nicht zurück geschnitten werden. Da der Graben ohnehin trocken gefallen sei, wäre das Beantragen einer vorgezogenen Schilfmahd nicht notwendig.

„Aus Sicht des Unterhaltungsverbandes stellt der derzeitige Zustand des Grabens keine Gefahr für den Wasserabfluss im Graben dar“, heißt es im Antwortschreiben. Der Schaftalgraben wurde 2016 und 2017 und der Entlastungsgraben zu den Teichen 2018 grundgeräumt.

Zur Klärung des Problems werde in Abstimmung mit dem Umweltamt vorgeschlagen, die diesjährige Gewässerschau zu nutzen, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Die Gewässerschau sei für den 24. oder 25. September vorgesehen.

Diese acht Wochen können die Fische nicht warten. Der Angelverein Groß Germersleben zieht die Notbremse. Um die Fische nicht weiter dem Stress des Niedrigwassers auszusetzen, wird abgefischt. „Die Endkonsequenz wird für uns heißen, dass wir die Teiche und damit einen ganzen Lebensraum für andere Tiere aufgeben“, sagt Donald Dölle.

Die Volksstimme bat auch das Natur- und Umweltamt des Landkreises Börde um eine Stellungnahme. Amtsleiter Matthias Wilcke verweist auf die Zuständigkeit des Unterhaltungsverbandes und auf das Wasserhaushaltsgesetz, wonach ein Gewässer zu einem bestimmten Zweck genutzt werden kann. Aber: „Es besteht kein Anspruch auf Zufluss von Wasser in einer bestimmten Menge und Beschaffenheit. Diese Rechtslage ist auch Bestandteil der vergebenen Staurechte für den Staurechtsinhaber oder Nutznießer wie beispielsweise der Angelverein.“

Was passiert, wenn die Peseckendorfer Teiche gänzlich trocken fallen? Diese Frage muss nicht nur unter Natur- und Umweltschutzbelangen gestellt werden. Denn am vorderen Teich gibt es eine Löschwasserentnahmestelle, die von der Stadt Oschersleben vor einigen Jahren geschaffen wurde. Die werde aber aktuell nicht gebraucht, wie eine Nachfrage bei der Stadtverwaltung ergab. In Abstimmung mit der Stadtwehrleitung teilt Mathias Steffen, Leiter des Bürgermeisterbüros, mit: „Die Löschwasserversorgung für den Grundschutz in Peseckendorf erfolgt über das Trinkwassernetz. Dieses ist ausreichend dimensioniert. Dass es aus historischen Gründen eine Löschwasserentnahmestelle am größeren der beiden Teiche gibt, spielt bei der Frage nach der Sicherheit der Löschwasserversorgung in Peseckendorf somit keine Rolle. Diese ist gewährleistet.“

Bliebe noch der Gedanke, die Peseckendorfer Teiche mit Wasser, beispielsweise aus dem Trinkwassernetz, zu befüllen. Damit aber stellt sich die nächste Frage. Wer soll das bezahlen? Eine dauerhafte oder besser nachhaltige Lösung wäre das wohl auch nicht.