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Winterdienst Streusalz sucht Schneeflocke

Was macht der Winterdienst ohne Winter? Diese Frage hat die Volksstimme Fred Häbecke als Leiter des Oschersleber Bauhofes gestellt.

Von André Ziegenmeyer 12.02.2020, 00:01

Oschersleben l Gräben ausbaggern statt mit dem Streufahrzeug unterwegs sein. Vandalismusschäden beseitigen statt Schnee schippen. Die Aufgaben der Bauhof-Mitarbeiter sehen dieser Tage etwas anders aus als in vergangenen Wintern.

Mit 300 Tonnen Streusalz und 100 Tonnen Splitt hat sich die Stadt Oschersleben auf die Saison vorbereitet. Gebraucht wurde vorläufig kaum etwas. „Wir hatten bisher vier kleine Winterdienst-Einsätze“, erklärt Fred Häbecke. Im Wesentlichen habe es sich um Kontrollfahrten gehandelt. Darüber hinaus wurden zwei Tonnen Salz gegen Raureif ausgebracht.

Als Leiter des städtischen Bauhofes ist Fred Häbecke auch für den Winterdienst zuständig. In der aktuellen Saison gab es in dieser Hinsicht nicht viel zu tun. Bisher. Trotzdem wird jeden Tag um 2 Uhr und um 14 Uhr der Wetterdienst ausgewertet. „Wenn es so aussieht, als ob es glatt wird, rufen wir für 13 Mann die Bereitschaft aus“, so Fred Häbecke. „Um 19 Uhr werden sie von mir informiert, ob es wirklich losgeht.“

Zuständig ist das Winterdienst-Team des Bauhofes für 96 Kilometer Straße. Da nicht alles auf einmal zu schaffen ist, gibt es verschiedene Stufen. Zur ersten und damit wichtigsten Stufe zählen beispielsweise das Krankenhaus, Fuß- und Radwege, der Busbahnhof oder die Halberstädter und die Hornhäuser Straße in der Innenstadt. Dort wird der Winterdienst zuerst aktiv.

Danach werden, je nach Leistungsfähigkeit, die Straßen der anderen Stufen abgearbeitet. „Wir erfüllen auch die Anwohnerpflicht an den kommunalen Grundstücken der Stadt“, ergänzt Steffen Czerwienski als Leiter des Fachbereichs Bauen und Umwelt. In dieser Hinsicht komme der Stadt eine Vorbildfunktion zu. Schließlich müssten die Bürger ihre Gehwege ebenfalls räumen.

Allgemein ist Winterdienst nichts für Langschläfer. Zwar gibt es laut Fred Häbecke keine feste Startzeit. Aber in der Regel beginne die Arbeit zwischen 4.30 Uhr und 5 Uhr. Wenn viel zu tun ist, kann es auch um 3.30 Uhr losgehen. Schließlich müssen die Straßen und Wege der Stufe 1 bis 7 Uhr fertig sein.

Die technische Ausstattung des Bauhofes wurde 2019 aufgestockt. „Wir haben seit letztem Jahr einen Feuchtsalzstreuer. Das führt beim Salz zu einer Einsparung von rund 30 Prozent“, erklärt Fred Häbecke. Das Prinzip dahinter ist folgendes: Vor dem Streuen wird das Salz mit Sole angefeuchtet. Das sorgt laut dem Bauhof-Leiter dafür, dass es schneller und effektiver wirkt. Ergo muss weniger Material eingesetzt werden. Voraussichtlich solle es 2020 noch zwei weitere dieser Geräte und eine dazu passende Soleaufbereitungsanlage geben.

Aktuell verfügt der Bauhof für den Winterdienst in der Kernstadt über fünf Fahrzeuge. Dazu zählen ein Lkw, ein Traktor und drei Multicars. „Für die Ortsteile gibt es drei Teams mit jeweils einem Multicar“, informiert Fred Häbecke.

Dass es in Sachen Winterdienst bislang ruhig ist, eröffnet für die Mitarbeiter des Bauhofes andere Möglichkeiten. „Wenn es frostfrei bleibt, können wir zum Beispiel reparieren“, erklärt Fred Häbecke. Allein bei den Gehwegen gebe es da immer etwas zu tun. Darüber hinaus haben die Mitarbeiter bereits alle 3686 Regeneinläufe in den Gossen gereinigt. Auch dafür gibt es ein neues Gerät. Es kann die Roste automatisch anheben und die darunter befindlichen Eimer leeren.

Aber das ist nicht alles. Die Liste des Bauhof-Leiters ist lang: An der Klagenfurter Straße wurden Spielgeräte installiert. Darüber hinaus haben die Mitarbeiter vorhandene Bänke aufgearbeitet sowie 15 bis 18 neue Bänke montiert. Sie sollen demnächst aufgestellt werden. „Im Freibad muss eine 50 Meter lange Abwasserleitung verlegt werden, weil die alte kaputt ist“, fährt Fred Häbecke fort. An der Anderslebener Straße im Bereich des entstehenden Lidl-Marktes soll der kombinierte Rad- und Fußweg auf einer Länge von 65 Metern und bei einer Breite von vier Metern erneuert werden.

Schlaglöcher werden derzeit mit Kaltmischgut ausgebessert, bevor im Sommer die eigentliche Reparatur mit Heißbitumen erfolgt. „Außerdem haben wir einen Haufen Schilder zu wechseln und zu richten“, informiert Häbecke.

In Sachen Grabenausbau seien schon zehn Aufträge abgearbeitet worden, zum Beispiel in Groß Germersleben, Altbrandsleben, Schermcke, Peseckendorf und Ampfurth. Dabei wurde die Sohle der jeweiligen Gräben mit einem Bagger ausgeschält. Auf diese Weise wurden Sedimente entfernt und das Wasser kann wieder frei fließen.

Die hölzernen Hütten der Stadt, wie sie beispielsweise beim Weihnachtsmarkt zum Einsatz kommen, würden kontrolliert und in Ordnung gebracht. Darüber hinaus gebe es einen Kollegen, der die ganze Technik, wie etwa die Rasenmäher warte, bei Bedarf repariere sowie das Öl- und die Filter wechsle. Auf diese Weise sei alles zum Beginn der Grünsaison vorbereitet.

Nicht zuletzt wurden bereits Rabatten umgestaltet und ein Garagenkomplex in Hadmersleben aufgearbeitet. Die Kollegen von der Grünanlagenpflege würden vom Bauhof mit Technik unterstützt - zum Beispiel beim Fällen von Bäumen. Das müsse bis zum 29. Februar erledigt sein.

Außerdem gelte es, Vandalismusschäden wie Schmierereien oder mutwillige Zerstörungen zu beseitigen. Ein weiterer Vorteil: Solange es keinen Frost gibt, kann die Straßenreinigung ihre Runden drehen.

Für Fred Häbecke ist es nicht der erste Winter, in dem Eis und Schnee auf sich warten lassen: „Im letzten Jahr war auch schon sehr wenig Winterdienst nötig“, erklärt er. Trotzdem sei es wichtig, immer gut vorbereitet zu sein. „Denn das kann sich nächstes Jahr schon wieder ändern“, so der Bauhof-Leiter. Auch dem Streugut mache eine längere Wartezeit nichts aus. Das sei gut in einer Trockenhalle verstaut und verliere nichts an Kraft und Qualität.