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Wiederbelebung „Brockenbahn“ für die Altmark

Die Natur ergreift seit über zehn Jahren Besitz von der Bahnstrecke Salzwedel - Geestgottberg. Damit soll aber bald Schluss sein.

Von Ralf Franke 13.08.2015, 21:00

Aland l Noch in Nachwende-Zeiten galten die meist unbeschrankten Übergänge an der Bahnnebenstrecke von Salzwedel-Arendsee quer durch die Gemeinde Aland nach Geestgottberg noch als Sicherheitsrisiko für den Straßenverkehr. Inzwischen nimmt die Kreuzungspunkte kaum noch jemand wahr. 2004 ist der letzte Zug gerollt. Seit dem ist Mutter Natur auf gutem Weg, die Gleisanlagen zu erobern.

Vielleicht wäre die fast 43 Kilometer lange Strecke inzwischen ganz und gar aus der Wahrnehmung der Einheimischen verschwunden, wenn sich die Trasse nicht im Rahmen der Autobahn-Planung ins Gespräch bringen würde. Die Gleise beziehungsweise deren Höhen-Niveau ist für die A-14-Planer ein sogenannter Zwangspunkt, dem sie sich unterordnen müssen. Was ein Grund dafür ist, dass die künftige Autobahn bei Geestgottberg in extremer Dammlage errichtet werden soll.

In der Pressestelle der Bahn AG ließ ein Sprecher durchblicken, dass der Logistikkonzern die betreffende Gleisanlage seinerzeit wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit aufgegeben habe, und nichts gegen die Entwidmung der Strecke und deren Rückbau habe. Allerdings hat der Gesetzgeber für diesen Fall eine Hürde, sprich eine Ausschreibung vorgesehen.

Und genau aus dem Grund ist die Deutsche Regional-Eisenbahn GmbH (DRE) inzwischen Pächter der Bahnstrecke. Und weil die Verbindung auf dem Papier und bei den Genehmigungsbehörden nach wie vor existiert, ist auch erklärt, warum die Straßenübergänge weiter genau so beschildert sind, als ob gleich ein Zug vorbeifahren würde.

Die DRE wurde 1993 vom späteren Bahnkundenverband gegründet und hat sich auf die Agenda geschrieben, Eisenbahninfrastruktur zu erhalten und Stilllegungen zu verhindern. In über 20 Jahren haben sich da einige Pachtverträge angesammelt. Das In-frastrukturunternehmen, das die Bewirtschaftung Dritten überlässt, aber auch eine eigene Tochterfima dafür gegründet hat, ist in ganz Deutschland aktiv und betreibt inzwischen das zweitgrößte Streckennetz nach der Deutschen Bahn.

Nach über einem Jahrzehnt Dornröschenschlaf will die DRE die Strecke 2017, vielleicht sogar schon Ende 2016 reaktivieren. Das Hauptaugenmerk, so Michael Schrader, Projektbeauftragter Altmarkbahn, soll im Zeichen teurer Lkw-Transporte auf Güterverkehr liegen. Vor allem für Schüttgüter, Flüssigkeiten und dergleichen gebe es Potenzial und offenbar auch Nachfragen. Wobei Schrader nicht nur die Altmark, sondern die Verbindung der Großräume Uelzen / Wendland über den nördlichen Zipfel Sachsen-Anhalts mit Berlin-Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern im Blick hat. Personenverkehr sei auch geplant. Aber vorerst eher an den Wochenenden für Ausflügler. Das müsse sich dann weiter entwickeln. Den Vergleich „Brockenbahn“ für die Altmark fand er in der Beziehung durchaus passend.

Bis dahin hat die DRE aber noch einige kostspielige Hürden zu meistern. Als erstes ist der Bewuchs an und auf den Gleisen zu beseitigen. Bei Salzwedel haben Schrottdiebe ein paar Meer Gleise mitgehen lassen. Dazu muss die Alandbrücke kurz vor Geestgottberg für schweren Güterverkehr ertüchtigt werden. Und bei Arend- see müssen die Gleise auf rund 1,5 Kilometer Länge einen neuen Unterbau bekommen.