1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Osterburg
  6. >
  7. Osterburgs Innenstadt ist aufgeblüht

Deutsche Einheit Osterburgs Innenstadt ist aufgeblüht

Osterburg hat mit einem Festakt die Deutsche Einheit gefeiert. Politische Protagonisten blickten auf 1990 zurück.

Von Nico Maß 05.10.2015, 08:14

Osterburg l Helmut Kohl kündigte in den Wendetagen „blühende Landschaften“ im Osten Deutschlands an. Und zumindest das Gesicht der Biesestadt ist dank vieler Investitionen in den zurückliegenden 25 Jahren tatsächlich erblüht. Wie sehr, rief Henry Gnauert den Gästen des Festaktes im „Kanzler“ in Erinnerung. Mit Fotografien führte der Stadtplaner die Betrachter in das Osterburger Grau der 80er Jahre zurück. Nur für einen Moment. Denn die trostlose, von maroden Häusern und Baulücken durchsetzte Silhouette der Innenstadt ist zum Glück Geschichte. 70 Prozent der Gebäude im städtischen Kern wurden seit 1990 saniert, andere Häuser sind zum Teil erneuert. „Wir haben jetzt lediglich 45 Gebäude, an denen noch gar nichts getan wurde“, sagte Gnauert. Ähnlich fällt die Erneuerung von vielen Straßen und Gehwegen ins Gewicht. Insgesamt sind in den 25 Jahren durch kommunale und private Initia­tiven 100 Millionen Euro in die Bausubstanz der Stadt investiert worden, schätzte der Planer ein.

Bürgermeister Nico Schulz zeigte sich von der genannten Summe beeindruckt. Die mit diesem Geld realisierte Stadtsanierung sei ein weiterer Beleg dafür, „dass die Wiedervereinigung trotz nicht wegzudiskutierender Probleme wie dem Einwohnerrückgang für Osterburg eine Erfolgsgeschichte darstellt“, resümierte er.

Die Wiedervereinigung liegt 25 Jahre zurück – Gerd Gies schaute aber noch viel weiter in die Vergangenheit. Die Bedeutung und den Wert der Einheit stellte er am Beispiel verschiedener Bemühungen in der deutschen Geschichte dar, die oftmals zersplitterte Nation unter dem Dach eines Landes oder Bundes zu vereinen. Emotionaler wurde der frühere Tierarzt und spätere CDU-Spitzenpolitiker, der 1990 zum ersten Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt gewählt wurde, bei persönlichen Erinnerungen. Wie an einen Hubschrauberflug am Morgen des 3. Oktobers 1990 zu einer Einheitsfeier nach Gardelegen. Unvergessen ist ihm, dass der Blick auf das unter ihm liegende, frisch vereinigte, friedliche Land ein tiefes Glücksgefühl in ihm ausgelöst habe, sagte er.

Die Freude über die Wiedervereinigung stellte auch Karlheinz Mewes (CDU) heraus. Der Deutscher, von 1990 bis 1994 Landrat des Kreises Osterburg, erinnerte sich aber ebenso an die schier grenzenlose Zahl an Aufgaben, mit denen er und die zu diesem Zeitpunkt neu strukturierte Kreisverwaltung konfrontiert wurden und die es zu bewältigen galt. Der frühere Landrat dachte an Marathonsitzungen der Kreistagsgremien bis Mitternacht zurück. Oder daran, dass er sich in den Nächten lediglich fünf Stunden Schlaf leistete. Dankbar sei er für Erfahrungen gewesen, die er schon zu DDR-Zeiten in ehrenamtlichen Gremien der Kirche gesammelt habe. „Dadurch waren mir demokratische Abläufe vertraut, das hat sich für meine Arbeit als Landrat als sehr hilfreich erwiesen.“

Sein Wirken an der Spitze der Kreisverwaltung endete mit dem Aus des eigenständigen Kreises. 1994 schlossen sich die Kreise Stendal, Havelberg und der größte Teil des Kreises Osterburg zum Kreis Stendal zusammen. Bei der Wahl des Landrates für den neuen Großkreis unterlag Mewes als Kandidat der CDU dem SPD-Bewerber Gerhard Miesterfeldt.

Karlheinz Mewes und Gerd Gies trugen sich auf Einladung von Nico Schulz in das goldene Buch der Stadt ein. Unter dem Beifall der Gäste, zu denen die früheren Bürgermeister Walter Baumgart, Alexander Gronner und Siegfried Dießner, heutige und frühere Stadtpolitiker, Kreistagsabgeordnete, das Bundestagsmitglied Jörg Hellmuth (CDU), Vertreter der befreundeten Städte Soltau und Oerlinghausen, Pfarrerin Claudia Kuhn, Pfarrer Richard Perner und weitere Personen des öffentlichen Lebens der Biesestadt zählten. Für die musikalische Umrahmung des Festaktes zeichnete Tabiha Harzer verantwortlich.