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Gemeinsame Tagung Kein Tourismus ohne Werbung

Der Tourismusverband Altmark stellt sich in Seehausen vor.

Von Ralf Franke 10.11.2015, 20:00

Seehausen l Weil sie auch sonst an einem Strang ziehen, tagten die Mitglieder der Tourismusausschüsse von Stadt und Verbandsgemeinde Seehausen sowie die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Kultur“ am Montagabend gemeinsam im Rathaussaal.  Das gebündelte Interesse von Kommunalpolitikern, Verwaltungsmitarbeitern und Leistungsträgern in Sachen Fremdenverkehr galt der Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Altmark, Mandy Hodum. Sie stellte die Arbeit der Interessenvertretung vor und ließ dabei erkennen, was mit den Mitgliedsbeiträgen passiert. Nebenbei räumte sie mit ein paar Zuständigkeitsmythen des Netzwerkes mit Sitz in Tangermünde auf. Ende 1990 gegründet, begeht der Verband Ende dieses Jahres seinen 25. Geburtstag. Dass die Tourismuswirtschaft in der Altmark etwas zu feiern hat, daran ließ Mandy Hodum in ihrer Bilanz keine Zweifel aufkommen.

Derzeit zählt die Organisation 72 Mitglieder. Das sind die Landkreise Stendal und Salzwedel sowie beide Kreissparkassen, 17 Städte (inklusive Seehausen), fünf Gemeinden, zwei Verbandsgemeinden (inklusive Seehausen), zehn Tourismusvereine und 34 Betriebe (meist Gastronomen beziehungsweise Veranstalter). Diese finanzieren unter anderem drei Mitarbeiter (2,5 Vollbeschäftigte), die Konzepte erstellen, das Erarbeiten von Broschüren organisieren, Internetseiten pflegen, dafür auch Anzeigen akquirieren, die Mitglieder regelmäßig über Neues aus der Branche informieren, bei Kommunen und Leistungsträgern für Zuarbeit werben, Mitgliedsbetriebe zertifizieren, Anfragen mündlich und schriftlich beantworten, Statistiken führen oder die Region auf diversen Messen vertreten, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Besonders erfreulich sind für die Geschäftsführerin die Zuwachsraten bei den Übernachtungen: 580 000 im vergangenen Jahr bedeuten ein Plus von 5,3 Prozent. Insgesamt registrierten die Statistiker 2014 225 000 Ankünfte und berichten in dem Zusammenhang von einer hohen Verweildauer. Was Mandy Hodum aber wieder etwas relativierte, weil da die Kur- und Rehakliniken der Region mit eingerechnet sind. Für das laufende Jahr zeichne sich eine erneute Steigerung um etwas über sechs Prozent ab, was aber letztlich auch der Buga zu verdanken sei, bei der sich der Tourismusverband kräftig mit einbrachte.

Die Aktivitäten decken einen Bereich von knapp 5000 Quadratkilometern in ländlicher Region ab, was auch deutlich macht, dass die Altmark vor allem eins zu bieten hat: sehr viel grüne Gegend.

Was wiederum für ein spezielles, meist reifes Publikum spricht, das eher Ruhe und die Nähe zur Natur sucht. Kein Wunder, dass sich viele Aktivitäten auf das Wandern zu Fuß, per Fahrrad und auf dem Wasser sowie auf das Reiten konzentrieren. Daneben spielen Kultur (aber kein Veranstaltungskalender), Baudenkmäler, Parks, Gärten, Geschichte und kulinarische Angebote eine wichtige Rolle, um verschiedene Angebotspakete zu kreieren. Angebot bezieht sich indes weniger auf potenzielle Ausflügler und Erholungssuchende, sondern auf die Mitglieder. Denn der Tourismusverband selbst nimmt keine Buchungen entgegen, sondern unterstützt vielmehr seine Mitstreiter beim Vermarkten.

Dafür braucht es die Zuarbeit von der Basis und auch die Bereitschaft, Kosten für Werbung oder Messeauftritte zu übernehmen. Die Mitglieder des Verbandes bekommen indes recht exklusive Rabatte. Trotzdem gibt es gerade im Raum Seehausen offenbar einige Defizite, wie Teilnehmer der Runde bei einem Blick in die große Auswahl an Broschüren auf der Suche nach Bettenkapazitäten, Restaurants, Kirchen oder Freizeitaktivitäten feststellten.

Dass die erste Kritik auf den Tourismusverband zielt, ist Mandy Hodum offenbar gewohnt. Aber auch in Seehausen machte sie klar, dass nichts berücksichtigt werden kann, was nicht bekannt ist oder für das es keine Zuarbeit gibt, für das keine Ansprechpartner vor Ort, Öffnungszeiten, Preise und dergleichen benannt sind. Wobei einmal mehr schmerzlich deutlich wurde, dass die Region um Seehausen insbesondere bei der Werbung für Übernachtungsmöglichkeiten und Gastronomie in weiten Teilen ein weißer Fleck ist. Ausgerechnet die Angebote, die der Grundstein für einen funktionierenden Tourismus sind. Da können diverse Broschüren und Internetseiten noch so bunt sein.

Im statistischen Landesamt wird Seehausen bei Übernachtungszahlen gar nicht erst erfasst, wie eine Erkundigung des Tourismusverbandes ergab, um die die Volksstimme die Interessenvertretung im Vorfeld gebeten hatte. Das heißt entweder, dass es keine Herbergen mit mindestens zehn Betten gibt oder dass diese keine Meldung abgeben.

Das Dilemma ist bekannt, wie die wiederholte Kritik von Stadtrat Willi Hamann deutlich machte, der meint, dass die Chancen zur Wertschöpfung nicht genutzt würden.

Leuchtturm in einem Gebiet, das vielmehr von dem Fernradweg an der Elbe profitieren sollte, ist die an dem Abend oft genannte Neulandschäferei Schuster in Beuster. Dass sich das umgangssprachliche Klappern lohnt, beweisen der heimische und überregionale Publikumsverkehr, der regelmäßig in Café und Hofladen zu verzeichnen ist, bemerkte Hamann anerkennend.