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Forstbilanz 1855 war die Geburtsstunde des Stadtwaldes

Seehausen hat mit dem Stadtwald einen Schatz, über den nicht so viele Kommunen in dieser Art sowie Größe verfügen

Von Ralf Franke 04.03.2016, 00:01

Seehausen l Die Einnahmen aus der Bewirtschaftung der 861 Hektar Forst am Fuß zur „Altmärkischen Höhe“ sind mittlerweile eine feste Größe im gebeutelten Haushalt der Hansestadt. Das wurde auch bei der Bilanz deutlich, die die Leiterin des Betreuungsforstamtes „Nordöstliche Altmark“, Katja Döge, und Revierleiter Thomas Schroeder dem Stadtrat kürzlich präsentierten.

Demnach wurden im vergangenen Jahr 3690 Festmeter Holz eingeschlagen und verkauft. Was einem sogenannten Hiebsatz von fast 4,3 Festmeter pro Hektar entspricht. Das heißt wiederum, dass 2015 mehr nachwachsen konnte, als entnommen wurde.

Letzteres geschah motormanuell (per Hand mit Motorsäge), maschinell mit dem Harvester (Vollernter) oder zum ersten Mal mit dem Königstiger. Das „Raubtier“ ist ebenfalls ein Vollernter, nur dass er größer und schwerer als herkömmliche Harvester ist. Der Greifer auf Ketten kann bestandsschonender viel weiter in den Wald greifen als sein kleiner Bruder, sogar über 100 Jahre alte Nadelbäume senkrecht entnehmen und diese fraktioniert ablegen. Das Kontrastprogramm ist sozusagen die Brenn- und Energieholzwerbung, die auch von privaten Kunden genutzt wird.

Immerhin sieben Prozent des verkauften Holzes landen in Kaminen, Kachelöfen oder Heizungsvergasern. Vorwiegend für Wärmegewinnung gehen fünf Prozent als Hackschnitzel weg. Der Anteil des Kurzholzabschnittes liegt bei 14, der des Sägeholzabschnittes bei 32 Prozent. Der Löwenanteil, 39 Prozent, ist Industrieholz, das unter anderem zu Zellstoff verarbeitet wird. Der Anteil des wertvollen Langholzes beträgt nur drei Prozent. Kalamitätsholz, das zum Beispiel durch Fraßschäden anfällt, spielte keine Rolle.

Außerdem machte Katja Döge deutlich, dass man aus dem Wald nicht nur nimmt, sondern auch etwas gibt. So wurden zwei Hektar aufgeforstet und auf sieben Hektar Kulturpflege betrieben, 1500 Meter Zaun abgebaut, aber auch Nistkästen gereinigt, Wege freigeschnitten oder Waldbrandschutzstreifen bearbeitet.

Die Holzpreise, so die Forstamtsleiterin seien zwar etwas niedriger als 2014 ausgefallen, bewegen sich aber immer noch auf gutem Niveau. Und wenn die Waldbetreuer alle Einnahmen aus dem Holzverkauf, der Jagd und Fördermitteln für Waldbaumaßnahmen den Kosten, die für Ernte, Waldpflege und Aufforstung sowie Gebühren, Versicherungen, den Mitgliedsbeiträge für die Forstbetriebsgemeinschaft Priemern und dergleichen gegenüberstellen, blieben Ende des Jahres immerhin rund 120 000 Euro für das Stadtsäckel übrig.

Das war nicht immer so, hatte Stadtrat Walter Fiedler mit seiner Leidenschaft für Chroniken herausgefunden. Und gab zum Besten, dass der Stadtwald einst die „Heide am Berge“ war, dessen Stündlein erst 1755 schlug, als der Magistrat dem königlichen Aufruf folgte, „jede Sandfläche mit Kienen (Kiefern) zu besäen“.

Weil sich die Bemühungen irgendwann zwischen Daumen und Zeigefinger auszahlte, kaufte die Stadt Seehausen Flächen dazu – unter anderem aus dem Barsewisch-Besitz – und forstete weiter „Blößen“ (Freiflächen, Ödland und so weiter) auf. Übrigens: Auch heute werden im Stadtrat wieder Stimmen laut, das hölzerne Erbe zu mehren – insbesondere, da der Autobahnbau um die 15 Hektar Wald fordern wird.

Abschließend erinnerte die Forstamts-Chefin daran, dass sich die Förster und ihre Helfer auch bei der Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung vorwiegend für Kindertagesstätten und Grundschulen in der Region engagieren. Sie nannte in dem Zusammenhang die Waldfuchsprojekte, die seit Jahren laufen, den GEO-Tag der Artenvielfalt 2015 oder die Waldjugendspiele. Bei der Gelegenheit gab sie gleich den Termin für das nächste Waldfest bekannt, das das Forstamt am 21. August zusammen mit der Stadt auf Barsberge auf dem Gelände am Jagdzentrum sowie im angrenzenden Wald organisiert und das wegen des großen Aufwandes nur alle zwei Jahre über die Bühne geht.