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Aus für Seehausen Wetterdienst setzt auf Automatisierung

Der Tag der offenen Tür in der Seehäuser Station des Deutschen Wetter-Dienstes 2014 war definitiv die letzte Veranstaltung ihrer Art.

Von Ralf Franke 16.04.2016, 01:01

Seehausen l Das war seinerzeit schon zwischen den Zeilen der Pressemitteilungen zu lesen, weil der Standort langfristig ebenso wie gut 50 andere Station in ganz Deutschland automatisiert werden soll, die so lange rund um die Uhr besetzt waren beziehungsweise es bis auf Abruf noch sind. Doch während vor zwei Jahren noch 2020 als Ziel genannt wurde, soll zumindest das automatische Erfassen der Wetterdaten in Seehausen bereits 2018 gängige Praxis sein. Nur der Standort für die Technik bleibt nach derzeitigen Erkenntnissen erhalten. Das bestätigte der Chef der Offenbacher DWD-Pressestelle, Uwe Kirsche, auf Nachfrage der Volksstimme.

Dass die Automatisierung früher kommt, ist für Kirsche keine groß Überraschung, weil der Prozess lange geplant ist und teils auch eine eigene Dynamik entwickelt. Nämlich dann, wenn die lange vorab informierten Mitarbeiter die Eigeninitiative ergreifen und sich um eine neue Stelle außerhalb oder innerhalb des Wetter-Dienstes bemühen. Entlassen, betonte er in dem Zusammenhang, werde niemand. Im Gegenteil. Die Frauen und Männer aus den Stationen würden für andere wichtige Aufgaben gebraucht, müssten dafür aber eben einen Wechsel des Arbeits- oder sogar des Wohnortes und meist auch eine Qualifizierung für den neuen Posten akzeptieren. So werden zum Beispiel Fachleute bei der Datenerfassung und -auswertung benötigt. Und ganz wartungsfrei ist die automatisierte Technik ja auch nicht. Für die siebenköpfige Mannschaft der Wetterstation Seehausen ist diese Art der Flexibilität nichts Neues. Sechs der sieben Leute nehmen jetzt schon einiges an Anfahrtswegen auf sich. Nur ein Wetterbeobachter kommt direkt aus Seehausen.

Dass die technischen Voraussetzungen für den vollautomatischen Betrieb der Wetter- und Klimadaten bis 2018 gegeben sind, bekräftigte der Leiter der regionalen Messnetzgruppe, Jürgen Tremmel, der in dem Zusammenhang aber auch einräumte, dass man auf einige Ergebnisse aus der Wetterbeobachtung verzichten müsse. Während sich ein Laie noch gut vorstellen kann, wie Niederschlag ohne menschliches Zutun aufgefangen, Zeit und Menge erfasst und per Datenleitung zur Auswertung versandt werden, sind Messgeräte noch nicht in der Lage, zum Beispiel den Bedeckungsgrad des Himmels zu ermitteln.

In Seehausen werden aber auch nach 2018 zumindest für eine Übergangszeit noch drei Leute regelmäßig zum Dienst erscheinen. Denn vor Ort wird auch Radioaktivität erfasst. Und diese Technik, so viel ist sicher, lässt sich in zwei Jahren noch nicht auf vollautomatischen Betrieb umstellen.