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Regionalbahn Ende des Dornröschenschlafes in Sicht

2004 rollte der letzte Zug über die Eisenbahnnebenstrecke Salzwedel - Geestgottberg. Jetzt könnte wieder Bewegung in die Sache kommen.

Von Ralf Franke 05.02.2017, 01:00

Seehausen l Die alte Reichsbahn-Nebenstrecke von Arendsee nach Geestgottberg, die auch in den Gemeinden Zehrental und Aland einige Male Straßen kreuzt, ist rund 13 Jahre nach ihrer Stilllegung fast aus dem Gedächtnis von Einheimischen und Kraftfahrern verschwunden. Bald könnten aber Zeiten kommen, da die alten Warnschilder und Halbschranken wieder Ernst genommen werden sollten. Denn die Deutsche Regional-Eisenbahn GmbH (DRE), die die knapp 43 Kilometer Gleise seinerzeit von der Bundesbahn gepachtet hat, um sie vor dem endgültigen Aus zu retten, forciert ihre Aktivitäten zur Wiederbelebung der Strecke.

Die 1993 vom Bahnkunden-Verband gegründete DRE widmet sich damit einer ihrer ureigensten Aufgaben. Während sich die DB von unrentablen Verbindungen trennt, Bahnhöfe verkauft und immer mehr Transporte auf die Straße verlegt, hat sich die kleine Konkurrenz nämlich auf die Flaggen geschrieben, Eisenbahninfrastrukur zu erhalten und Teilstrecken selbst zu betreiben. Und zwar durch Pachtverträge, zu denen der Gesetzgeber die Bundesbahn verpflichtet, bevor eine Strecke entwidmet und zurückgebaut werden darf.

Bislang haben sich die DRE-Aktivitäten auf den westlichen Teil der Verbindung konzentriert, jetzt soll es auch in der Ost-Altmark weitergehen. Der Regionalverband Altmark-Wendland des Deutschen Bahnkunden-Verbandes lädt alle Interessierten und Unterstützer der Bahnstrecke Salzwedel - Geestgottberg deshalb für Sonnabend, 11. Februar, zu einer Freischneideaktion ein. Treffpunkt ist 10 Uhr das Bahnhofsgelände in Groß Garz.

Zwischen Salzwedel und Groß Garz, heißt es in der Einladung, seien bereits gute Fortschritte erzielt worden, Gleisbauarbeiten im Raum Arendsee aber noch notwendig. Zur Erinnerung: Dort brauchen rund 1500 Meter Schienen einen neuen Unterbau. Bis Ende 2017 soll die Strecke wieder in einen betriebsfähigen Zustand versetzt werden, so dass mittelfristig zumindest gelegentliche Ausflugs- oder Sonderfahrten stattfinden könnten. Hilfreich wäre dabei die Unterstützung insbesondere durch Menschen entlang der Strecke. Angestrebt wird die Bildung einer Interessengemeinschaft „Arendseebahn“ zur gezielten Förderung der Bahnlinie.

Das Freischneiden ist bei weitem nicht das einige Problem zur Wiederinbetriebnahme der Strecke, die perspektivisch auch für regelmäßigen Personenverkehr und insbesondere den Transport von Schüttgütern interessant ist. Neben diversen Gleisbauarbeiten und der Reaktivierung von technischen Anlagen wie Schranken, muss nämlich auch die Alandbrücke bei Krüden ertüchtigt werden.

Da hat die DRE erst vor knapp einem Jahr bei der Kommune vorgesprochen, ob sich diese an den Sanierungskosten beteiligen würde, weil das Bauwerk ähnlich wie die Wittenberger Bahnbrücke über die Elbe sozusagen über einen Bypass für Fußgänger und Radfahrer verfügt, der für die Bahnbetreiber aber nur eine untergeordnete Rolle spielt.

Damals wie heute ist Aland-Bürgermeister Hans-Joachim Hildebrandt für alles, was hilft, die Region zu beleben. Die Sache finanziell zu unterstützen, dürfte schwierig werden. Aber vielleicht findet sich ja auch dafür ein Fördertopf. Zumal das Hochwasser 2013 seine Spuren hinterlassen hat.

Erste Pläne für eine Bahnverbindung zwischen Salzwedel und Geestgottberg (mit Anschluss an die Wittenberger Strecke) datieren auf das Jahr 1904.

1913 wurde projektiert und vermessen. Ein Jahr später begannen die Arbeiten am Bahndamm und den Durchlässen.

Nach einem Stop wegen des Ersten Weltkrieges wurden der Bau 1919 wieder aufgenommen und 1920 bis 1922 Bahnhofsgebäude errichtet.

Das Teilstück Salzwedel-Arendsee ging am 3. Mai, der Abschnitt bis Geestgottberg am 14. Dezember 1922 in Betrieb.

Es handelt sich um eine regelspurige (1435 mm) Nebenbahn.

Zwischen den Haltepunkten Salzwedel und Geestgottberg liegen 42,72 Kilometer.

Die Stecke war schon damals etwas umstritten, da die Region eisenbahntechnisch  gut erschlossen war: 1849 Eröffnung der Strecke Magdeburg – Stendal – Seehausen, 1851 durchgehend bis Wittenberge; 1870 Eröffnung Stendal – Salzwedel, 1873 durchgehend bis Uelzen; 1908 Eröffnung der Kleinbahn Stendal – Arendsee.

Die Querverbindung Salzwedel – Wittenberge war erst zu DDR-Zeiten sinnvoll, da diese Strecke mit Weiterführung Salzwedel – Oebisfelde und Oebisfelde - Magdeburg für die Umleitung von Leergüterzügen zur Entlastung der Hauptstrecke Magdeburg – Stendal - Wittenberge benutzt wurde.

Im gewissem Sinne war die Verbindung auch touristisch für Arendsee von Bedeutung als Verbindung zum Nordwesten der DDR mit Umsteigen in Wittenberge in die Züge nach Salzwedel über Arendsee.

Quelle: Eisenbahnhistoriker Wolfgang List aus Stendal.