Festwochenende auf der Altmärkischen Höhe / Ort stellt ein riesiges Programm auf die Beine. Von Andreas Puls 750 Jahre Bretsch: Kleines Dorf feiert ganz groß
Gemeinsam mit Gästen aus der ganzen Altmark und darüber hinaus feierten die Einwohner von Bretsch am Wochenende das 750-jährige Bestehen ihres Ortes. Die Organisatoren stellten ein großes Programm mit vielen Höhepunkten auf die Beine.
Bretsch l Ein Tempelritter gab sich am Freitag in Bretsch die Ehre. Nicht von ungefähr hatte sich Thomas Hartwig die rund 30 Kilogramm schwere authentische Rittermontur angezogen. Denn einst war der Tempelritter Von der Schulenburg der erste Patron der Dewitzer Kirche. Auch die Gründung der Bretscher Kirche geht etwa auf diese Zeit zurück.
Der Hobbyarchäologe und -historiker sowie Buchautor Hartwig hatte viele Monate damit verbracht, die Tafeln für den archäologisch-historischen Wanderpfad zu entwerfen, der die Orte Bretsch, Dewitz und Priemern miteinander verbindet. Die Einweihung dieses Pfades oder besser gesagt der insgesamt elf dazugehörigen Info-Tafeln, die in Kürze aufgestellt werden, bildete den Auftakt der 750-Jahr-Feier. Nebeneinander aufgereiht standen die Tafeln auf Holzständern an der Mauer des Gasthofes Lunkwitz.
Wanderpfad-Einweihung stößt auf reges Interesse
In Gegenwart vieler Einwohner und Gäste, darunter der stellvertretende Landrat Sebastian Stoll, Verbandsgemeindebürgermeister Robert Reck, Bürgermeister Bernd Prange, der Leiter des Kreismuseums Osterburg, Frank Hoche, und Dr. Thomas Weber vom Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege.
"Ich bin 1992 aus der Prignitz nach Bretsch gekommen. Als erstes fielen mir die Großsteingräber auf. Die haben mein Interesse geweckt, mich näher mit der Historie der Region zu befassen", begann "Ritter" Hartwig seine umfangreichen Ausführungen. Mehrere weitere Gegebenheiten hätten dazu geführt, dass er sich immer intensiver der Archäologie und Geschichtsforschung der Gegend widmete. Die Region Bretsch habe ohne Zweifel das Zeug für ein solch speziellen Wanderpfad, ist Hartwig überzeugt.
So machte sich der Initiator an die Recherche und die Zusammenstellung der Themen, Materialien und Informationen. Er fand bei den Vorbereitungen viel Unterstützung - unter anderem von Frank Hoche und Marita Dieckmann aus Bretsch. Bei ihr bedankte sich Thomas Hartwig mit einem Präsentkorb. Auch Bürgermeister Bernd Prange und dem Gemeinderat Altmärkische Höhe sprach er seinen Dank für die Unterstützung aus.
All das geballte Wissen und Bildmaterial wurde schließlich auf hochwertige Tafeln gedruckt. "Sie sind für eine Haltbarkeit von zehn Jahren ausgelegt. Da sie - dank der Gemeinde - auf überdachte Tafelträger montiert werden, dürften sie noch länger halten", zeigte sich Hartwig optimistisch. Er verwies zudem darauf, dass die Tafeln mit einem Code versehen sind, mit dem sich Smartphone-Nutzer, die über eine entsprechende App verfügen, mit der Internetseite zum Pfad verbinden können. Thomas Hartwig stellte jede einzelne Tafel vor (nähere Infos im Internet). Zum Abschluss gab es viel Beifall für ihn. Realisiert wurde der Wanderpfad mit Fördermitteln vom Europäischen Sozialfonds (ESF).
Im Anschluss begann die Festsitzung zum Ortsjubiläum. Alle 170 Stühle im Saal des Gasthauses waren besetzt. Zum Auftakt spielte Tabiha Harzer ein Klavierstück. Ulrich Liepe vom Festkomitee begrüßte die Bretscher und geladene Gäste. Er ging in seiner Ansprache auch auf das Hochwasser ein und auf die Möglichkeit, an diesem Abend für die Opfer der Katastrophe zu spenden.
Bürgermeister bedankt sich bei Organisatoren
Dann ergriff Bernd Prange das Wort: "Es kommt nicht oft vor, dass man eine 750-Jahr-Feier miterleben darf. Ich bin stolz, auch Bürgermeister von Bretsch zu sein. Es ist ein Ort, der nicht stehengeblieben ist. Das liegt an den außerordentlich engagierten Menschen." Explizit erwähnte er den Heimatverein, der erst kürzlich das Heimatmuseum eröffnete und die Feuerwehr. "Ein besonderer Dank gilt allen, die in den letzten Monaten ihre Zeit und Energie zur Vorbereitung der 750-Jahr-Feier geopfert haben", so der Bürgermeister. Auf dessen Bitte hin rief Rosemarie Müller, Vorsitzende des Festkomitees, eben diese Personen nach vorn. Prange bedankte sich bei ihnen allen mit einer Blume.
Wie auch bei den jüngsten Ortsjubiläen in Stapel und Wohlenberg, hatte Pfarrer Matthias Kruppke auch für Bretsch ein besonderes Geschenk dabei - einen Ginkgo-Baum. "Der Ginkgo ist ein Symbol für Langlebigkeit. Er kann über 1000 Jahre alt werden. Betrachten wir das als ein gutes Omen für den Ort", so Kruppke. Den Baum überreichte er an die Vize-Bürgermeisterin Bärbel Böhnig. "Wir werden einen ehrenvollen Platz für ihn finden", sagte sie. Außerdem gab es unter anderem Grußworte von Sebastian Stoll und Robert Reck. Zu einem besonderen Ereignis wurde bei der Festsitzung die Versteigerung der gemalten Originalbilder des Kalenders zum Bretscher Jubiläum. Die Einnahmen sollen in die Finanzierung der Festlichkeiten fließen. Die Gäste zeigten sich großzügig. Kein Bild ging für unter 50 Euro über den Auktionstisch.
Der Sonnabend stand ganz im Zeichen des Jubiläums-Dorffestes. Den Auftakt bildete der Ausschied der Feuerwehren der Verbandsgemeinde Seehausen auf dem Sportplatz. Die Organisation und der Ablauf klappten hervorragend. Gesamtsieger bei den Männern wurde die Auswahl Aulosen. Bei den Frauen siegte das Team Drüsedau und beim Nachwuchs die Jugendwehr Pollitz.
Mehr zum Bretscher Jubiläumsfest in der morgigen Ausgabe.