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Aktion Kirche setzt auf Eicheln

Holzwürmer lieben Eicheln. Was liegt näher, als mit den Früchten der Eichen den Wurm an- und aus seiner „Heimat“ herauszulocken.

Von Ingo Gutsche 09.09.2016, 20:00

Seehausen l Und natürlich hofft die Kirchengemeinde, dass diese Form der Bekämpfung erfolgreich vonstatten gehen wird. Denn ein Großteil der Bänke in St. Petri weisen Schäden durch den als gemeinen Nagekäfer bekannten Holzwurm auf. Deshalb rufen die Verantwortlichen zu einer besonderen Aktion auf: Es sollen fleißig Eicheln gesammelt werden.

„Da steckt der Wurm drin!“ steht als Überschrift auf den in der Petri-Kirche ausgelegten Informations-Blättern, die die Besucher zur Unterstützung animieren sollen. Mit den zu sammelnden Eicheln will die Kirchengemeinde den an vielen Stellen sichtbaren Zerstörungsprozess der holzvernichtenden Insekten eindämmen. „Ich bin auch gespannt, ob es wirkt“, sagt Gemeindekirchenratsvorsitzende Katharina Fischer, die von dieser anziehenden Wirkung der Eicheln gehört hatte und die Verantwortlichen überzeugte, eine Sammlung zu initiieren. Fischer vergewisserte sich im weltweiten Netz, ob sich die Meldung, die sie „irgendwann im Radio“ vernahm, nicht als „Ente“ bestätigt. Die Erfahrungen anderer würden auf alle Fälle für einen Versuch sprechen. Es könnte funktionieren. „Wenn man die Eicheln in der Kirche auslegt, verlassen die Larven das Holz und befallen die Eicheln“, erkundigte sich Katharina Fischer. Holzwürmer würden von dem Geruch magisch angezogen werden. In den zurückliegenden Wochen wurde der Holzwurmbefall verstärkt bemerkt. Sogar die restaurierte Lütkemüller-Orgel ist bedroht. Das sichtbare Mehl zeigt den Appetit der Holzwürmer. Eine Alternative zum „Experiment“ ist die chemische Behandlung der hölzernen Möbel, die jedoch auch aufgrund der benötigten finanziellen Mittel erst einmal nur zweite Wahl ist. Falls nicht der erhoffte Erfolg eintritt, muss die Kirchengemeinde eine andere Lösung wählen – dann führe kein Weg an den chemischen Mitteln vorbei. Doch soweit ist es bekanntlich noch nicht.

Ab sofort sind also Eicheln willkommen. Diese können im Pfarramt auf dem Kirchplatz abgegeben oder vor der Petri-Kirche abgestellt werden, informiert Katharina Fischer. Wenn die fleißigen Sammler noch darauf achten würden, dass die Eicheln keine Bohrlöcher aufweisen, wäre das toll, bemerkt sie. Denn die Qualität sei für den Erfolg mitverantwortlich. Außerdem sollten Bäume gemieden werden, die vom Eichenprozessionsspinner befallen waren.

Nun sollen Kinder und Erwachsene motiviert werden, mitzuhelfen. Vielleicht finden sich auch Schulen, die die Seehäuser Kirchengemeinde auf diese Weise unterstützen und somit zum Erhalt der Bänke beitragen, hofft der Gemeindekirchenrat. Gottesdienste und musikalische Veranstaltungen sollen ganz normal über die Bühne gehen. Natürlich werden mehrere Sitzreihen im September und Oktober aufgrund der ausgelegten Eicheln gesperrt sein. Die Organisatoren dieser Aktion hoffen auf Verständnis.