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Aufräumen im Wald Wenn das Schutzgut zur Gefahr wird

Nach dem sich der Sturm "Xavier" vor einer Woche auch über Seehausen und ihrer Altmark ausgetobt hat, heißt es "Wunden lecken".

Von Ralf Franke 12.10.2017, 01:01

Seehausen l Während die Schäden, die „Xavier“ an Häusern und Bäumen in Siedlungen und an den Ortsverbindungsstraßen hinterlassen hat, all gegenwärtig und für fast jedermann ersichtlich sind, wird das ganze Ausmaß der Verwüstungen durch die Orkan-Böen mit Spitzen von über 120 Kilometern pro Stunde erst nach und nach ersichtlich. Zum Beispiel in den Wäldern der Region.

Und weil das Aufräumen seine Zeit dauern wird, kommt zum Schaden eine große Portion Gefahr dazu. Zum einen für die Leute, die Unmengen Holz bergen müssen und es dabei vor allem in Nadelwaldbeständen mit Stämmen zu tun bekommen, die oft unberechenbar noch unter Spannung stehen. Zum anderen für Spaziergänger, die gern ihre Freizeit im Wald verbringen (derzeit vor allem viele Pilzesucher) und von lose in den Kronen hängenden Ästen oder endgültig fallenden Stämmen bedroht sind. Das schützenswerte Kulturgut wird zur Gefahr.

Die Stadt Seehausen hatte schnell reagiert und zum Beispiel den Schillerhain gesperrt, in dem viele Linden kreuz und quer liegen. Außerdem warnte Bürgermeister Detlef Neumann vor dem Betreten des Stadtforstes. Auch öffentliche Wege des über 800 Hektar umfassenden Areals sind derzeit nicht sicher. Was derzeit natürlich für alle Wälder gilt.

Die Revierleiter des Betreuungsforstamtes „Nordöstliche Altmark“ sind derzeit dabei, sich einen Überblick zu verschaffen. Parallel dazu werden die Schadensmeldungen der Waldbesitzer entgegengenommen. Aber schon jetzt ist klar, dass die nördliche Altmark besonders betroffen ist und dass es sich um ein extremes Schadensereignis handelt. Parallelen mit „Kyrill“ vor zehn Jahren will Forstamtsleiterin Katja Döge nicht ziehen, weil das Orkantief seinerzeit eher in anderen Regionen die ganz großen Schäden anrichtete. Von der Dimension zieht sie eher den Vergleich mit den Schneebrüchen von Ende 2010.

Nach ersten Schätzungen sind im Forstamtsbereich rund 25.000 Festmeter geschädigtes Holz zu beklagen. Getroffen hat es im Gegensatz zu 2010 dieses Mal vor allem ältere Kiefernbestände und frisch durchforstete Waldflächen. Aber auch viele Lärchen, Eichen und Buchen sind gefallen, weil sie noch gut belaubt sind und dem Wind so viel Angriffsfläche boten. Begünstigt wurde das Umstürzen der Bäume durch die aufgeweichte Erde, die den Wurzeln nur noch bedingt Halt bot.

Die Schätzungen gibt Katja Döge mit aller Zurückhaltung bekannt. 2010 beliefen die sich auch erst auf 25.000 Festmeter. Beim Aufräumen 2011 wurden daraus etwa 100.000 Festmeter.

Vorsichtig hoffnungsvoll ist sie, dass der Markt das Mehrangebot aufnimmt. Zumal der Anteil an Wertholz groß ist, weil die meisten Stämme nicht geborsten sind, sondern die Bäume aus der Erde gerissen wurden und die Maße interessant für die Verarbeitung im Sägewerk sind. In jedem Fall genieße derzeit das Aufräumen Vorrang. Die Pläne für die üblichen Holzeinschläge, die für die kommenden Wochen und Monate anstanden „sind über den Haufen geworfen“, betont die Forstfachfrau auch mit Blick auf das kommende Jahr.

Außerdem weist Katja Döge darauf hin, dass die Schadholzaufarbeitung steuerbegünstigt ist und dass die Waldbauern die Gefahren genau abwägen sollten, ob sie selbst aktiv werden oder die Arbeiten einer Firma überlassen. Ansprechpartner sind die Förster und die Forst-Betriebs-Gemeinschaften.