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Aufregung Kleiner Heckmeck um Strochendreck

Verstopfte Dachrinnen gehören zu den Kehrseiten des Storchengeklappers. Auch in Werben, wo ein neues Nest Grundsatzfragen provozierte.

Von Karina Hoppe 29.05.2017, 18:00

Werben l Den Boden bereitet ein Gesetz: „Entsprechend der Zuständigkeitsverordnung über den Artenschutz in Sachsen-Anhalt ist der Landkreis für die Bewahrung der Storchenpopulation verantwortlich“, so Angela Vogel, Sprecherin des Landkreises Stendal. Dazu gehöre naturgemäß auch das Anbringen neuer Nistunterlagen. Eine solche auf dem „Deutschen Haus“ Werben hat jüngst für Irritationen im dortigen Stadtrat gesorgt. Dieser sei gar nicht gefragt worden. Und das, obwohl das Gebäude ein städtisches ist, so hieß es.

Wolfgang Tacke als Werbens Bürgermeister informierte das Gremium darauf, dass er über das Anbringen der neuen Nisthilfe sehr wohl in Kenntnis gesetzt worden sei, ihm das Prozedere dahinter allerdings noch nicht ganz klar war. Vom Landkreis heißt es dazu, dass das Nest „nach erfolgter nochmaliger Rücksprache im März 2017 (...) installiert wurde“. In Gange geschoben wurde der Fall bereits 2015, als ein Mitarbeiter des Landkreises bei der Eröffnung der Storchenstube vom damaligen Bürgermeister Jochen Hufschmidt nach der Möglichkeit eines Nestes auf dem „Deutschen Haus“ gefragt worden sei. Auch im Namen des Pächters.

Das Monieren von Teilen des Stadtrates bezieht sich über das „Gefragtwerden“ hinaus auch auf die Frage, wer für die Folgekosten verantwortlich ist. Hierauf antwortet der Landkreis grundsätzlich, dass er qua Gesetz für das Anbringen neuer Nisthilfen aufkommt. Manchmal auch Energieversorger, wenn gefährliche Nestbauten auf Strommasten durch neue Nistunterlagen ersetzt werden. Ferner trage der Landkreis die Kosten, wenn es um Reparaturen am Nest geht oder wenn durch eine Schieflage Absturzgefahr besteht. Außerdem sei der Landkreis behilflich bei der Reinigung von Dachrinnen. Die Kosten für eine eventuelle Reinigung von Dächern trage indes der Eigentümer.

70 bis 80 Prozent der Nester befinden sich laut Angela Vogel inzwischen auf Masten. „Nester auf Gebäudedächern werden nur noch sehr selten und auch nur auf Bitte der Eigentümer errichtet. Hier ist Grundvoraussetzung, dass der Eigentümer seine Zustimmung erteilt“, so die Sprecherin. In den vergangenen zehn Jahren wurden etwa 30 neue Nistunterlagen installiert, nur sechs davon auf Gebäudedächern.

In besagter Ratssitzung betonte Wolfgang Tacke, dass Werben nun mal Storchenstadt sei. Und die Störche trotz ihrer Hinterlassenschaften ein Kapital der Stadt. Vor allem, was den Tourismus anbelangt. Der Stadtrat erbat sich Informationen darüber, wie das Prozedere mit den Nisthilfen grundsätzlich abläuft. Indes ist von all dem unbeeindruckt das Nest auf dem „Deutschen Haus“ längst bezogen.