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Aus für Maßnahme Tafelgärten droht der Dornröschenschlaf

Lange waren Tafelgärten eine Erfolgsgeschichte. Das soll jetzt in Seehausen Geschichte sein. Die Job-Center stellen sich quer.

Von Ralf Franke 24.11.2017, 00:01

Seehausen l Lange waren Tafelgärten eine Erfolgsgeschichte. Auch die Schollen, die unter der Regie der Arbeitsfördergesellschaft Beetzendorf in Krüden, Seehausen sowie Falkenberg rekultiviert und bewirtschaftet wurden. Das soll jetzt Geschichte sein. Beim Bund sprudeln zwar die Mehreinnahmen nur so. Aber den Job-Centern geht das Geld aus.

Inzwischen 18 ehemals verwilderte Kleingärten bewirtschafteten zuletzt 17 Frauen und Männer im Rahmen einer sogenannten AGH-Maßnahme. AGH steht für Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung, was deutlich macht, dass die Betroffenen damit nicht reich werden konnten. Vielmehr war der Hintergrund, Sozialhilfe-Empfängern, die es besonders schwer auf dem ersten Arbeitsmarkt haben, eine sinnvolle Beschäftigung zu geben und damit auch das Gefühl, gebraucht zu werden. Das ist nun offenbar Geschichte, gibt Aland-Bürgermeister Hans-Joachim Hildebrandt, der vor Ort sozusagen so etwas wie der Vater der grünen Erfolgsgeschichte ist, sichtlich verbittert im Gespräch mit der Osterburger Volksstimme zu Protokoll.

Der Grund für die Einschnitte ist wieder einmal zwischen Daumen und Zeigefinger zu suchen. Das Job-Center, das vor Jahren extra parallel zur Arbeitsagentur seinen Service speziell für Sozialhilfeempfänger startet, kann sich die Unterstützung der Tafelgärten offenbar nicht mehr leisten. Womit das Projekt stirbt. Obwohl das Gemeindeoberhaupt die Zusammenarbeit mit dem Job-Center in Osterburg sonst ebenso lobt wie die Kooperation mit den betroffenen Kommunen oder mit Beetzendorf. Auf die Nachricht waren die Tafel-Gärtner offensichtlich nicht vorbereitet.

Denn Hildebrandt und seine Mitstreiter hatten schon fleißig in die Ernte 2018 investiert. Sie hatten unter anderem Komposte gepflegt, Bäume und Sträucher beschnitten, Mist sowie Dünger ausgebracht, die Herbstfurche gegraben, Winterzwiebeln gesteckt, frischen Rhabarber gesetzt, Foliezelte gebaut, Samen für das Frühjahr gewonnen und allein „Am Ess“ in Seehausen über 450 neue Erdbeeren gepflanzt, die 2018 zum ersten Mal Früchte tragen sollten. Früchte, die im Umland gefragt waren und zum Beispiel über das DRK-Mehrgenerationenhaus in Seehausen an bedürftige Arbeitslose oder Rentner verteilt wurden. Oder die in den Kitas im Umland Abnehmer fanden, um den Nachwuchs zusätzlich zu den obligatorischen Mahlzeiten gesundes Obst und Gemüse anzubieten.

Was bleibt, sind Gärten, die wieder in den Dornröschenschlaf fallen und die Ortssbilder stören, verbitterte Mitarbeiter, bedürftige Abnehmer und verärgerte Bürgermeister, die hoffen, „dass sich die Verantwortlichen das noch einmal überleben, damit auch 2018 wieder blühende Gärten durch Maßnahmekräfte gestaltet werden können“.