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Ausraster Wolf sorgt für aggressive Diskussionen

Der Wolf polarisiert die Mitglieder des Verbandsgemeinderats Seehausen. Teilweise knallten bei Diskussion die Fäuste auf den Tischen.

Von Ralf Franke 21.06.2017, 17:19

Seehausen l Mit großer Mehrheit (zwölfmal Ja, zwei Neinstimmen und drei Enthaltungen) verabschiedete der Verbandsgemeinderat Seehausen am Dienstagabend seine Stellungnahme zur Wiederansiedlung des Wolfes. Eine Fassung geht an die sachsen-anhaltische Landes- und Umweltministerin Claudia Dalbert, eine an Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch, die das Papier ihrerseits an die Fraktionen weiterreichen soll.

Welche Wirkung des Schreibens in Magdeburg entfaltet, darüber können seine Verfasser und Befürworter angesichts der bekannten Erfahrungen beim Umgang mit dem Eichenprozessionsspinner in der Region nur misstrauisch orakeln. „Aber wir legen wenigstens den sprichwörtlichen Finger in die Wunde“, ließ Verbandsgemeindbürgermeister Rüdiger Kloth durchblicken, der bei dem Dokument gewissermaßen federführend war und betonte, sich um einen moderaten Ton bemüht zu haben.

Die Argumente, die die Furcht vor dem Wolf deutlich machten, sind bekannt und wurden auch schon von anderen Kommunen oder berufsständischen Vertretungen im Namen von Landwirten und sonstigen Tierhaltern zu Papier gebracht. Aber die Wolfsbefürworter erfinden das Rad in ihrer Argumentation auch nicht wirklich neu.

So machte Kloth im Namen der Mehrheit des Verbandsgemeinderates unter anderem geltend, dass der ökologische Nutzen des Wolfes bislang nicht bewiesen, dass Deutschland heute deutlich dichter besiedelt sei als vor 200 Jahren oder dass weder das Verfahren der Anerkennung von Rissen noch die Höhe der üblichen Entschädigungen akzeptabel wären. Darüber hinaus zweifelte er die offiziellen Zahlen bei Wölfen beziehungsweise Rudeln an und gab dem Umweltministerium mit auf den Weg, über das Imageprojekt die wirklich wichtigen Probleme nicht aus den Augen zu verlieren.

Kloths und andere Wortmeldungen machten vor allem aber auch die Angst vieler Menschen vor dem Raubtier deutlich: Für die Wolfsgegner ist es offenbar keine Frage, ob es zu einem entsprechenden Vorfall kommt, sondern wann.

Einer der beiden bekennenden Wolfsbefürworter im Gremium ist Bernd Kloss, der zu einem entspannteren Umgang mit dem Wolf riet, keine unbegründeten Ängste geschürt sehen will und mehr öffentlichen Dialog fordert, wie es ihn auch zu anderen Themen in Seehausen gegeben habe.

Der Kommunalpolitiker diskutierte gewohnt sachlich und musste sich nur vorwerfen lassen, seine einseitige Stellungnahmen nicht vervielfältigt und vorher an seine Mitstreiter in der Runde zum Mitlesen und zum besseren Verständnis verteilt zu haben.

Anders agierte Norbert Krebber aus Wahrenberg, der sich der Argumentation von Kloss anschloss, aber etwas die Contenance verlor, als er sich die Meinung der anderen anhören musste und darauf bestand, über das Thema namentlich abzustimmen. Was ihm den Vorwurf „schäbiges Verhalten“ von Bernd Prange (CDU) einbrachte, der Krebber riet, sich einfach seiner Stimme zu enthalten.

Fahrt nahm die Sache auf, als Krebber für eine Meldung zur Geschäftsordnung außerhalb der Diskussionsfolge nicht wie üblich beide, sondern nur eine Hand hob, weil er die andere zur Faust ballte und krachend auf den Tisch schlug.

Ein bislang einmaliger Vorgang in dem Gremium, der ihm eine aktenkundige Rüge vom Ratsvorsitzenden Hans-Joachim Hildebrandt einbrachte, der zudem damit drohte, von seinem Hausrecht Gebrauch zu machen.