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Bergfest In den Katakomben der "Konserve"

Was dem einen Seehäuser die Wischelandhalle, ist dem anderen der Gewölbekeller der ehemaligen Konservenfabrik.

Von Ralf Franke 13.11.2019, 19:00

Seehausen l Zugegeben, der Vergleich mit der Halle hinkt etwas, aber den Ort, der sich für kleinere und mittlere Veranstaltungen von der Disco bis zur Lesung nur so aufdrängt, gibt es wirklich. Und wie viele, selbst alteingesessene Hansestädter können schon von sich behaupten, dieses unterirdische Kleinod zu kennen?

Seit Dienstagabend sind es jedenfalls ein paar mehr. Da luden die Mitglieder der Bergfestinitiative nämlich in die Katakomben unter der Lagerhalle an der Fabrikstraße ein, die sich Christian Buness Anfang der 1990er Jahre für sein Eisen- und Haushaltswaren-Geschäft aus der Bausubstanz der verfallenden „Konserve“ gesichert hatte.

Während die „Konserve“ inzwischen dem Abrissbagger für neue Projekte weichen musste, sanierte Buness seinerzeit nicht nur die Halle, sondern kümmerte sich auch um besagten Keller, der einst bis in die Fabrik am Umfluter reichte. Das Gewölbe aus Backsteinen macht einen urigen Eindruck, wirkt durch die vielen Säulen kleinteilig gemütlich und hat offenbar schon ein paar private Feten erlebt.

Einziges Manko: Weil die Räume bis auf ein paar Bänke für die Produktionsarbeiter aus besseren Fabrikzeiten nicht wirklich eingerichtet sind, hallt es ein wenig. Was aber vor allem für leisere Musik nicht nachteilig sein muss, wie der Auftritt von Sabine Müller aus Neulingen mit zwei Mitstreiterinnen an den sogenannten Veeh-Harfen zeigte.

Die Harfen sind nach dem Landwirt Hermann Veeh benannt, der das Instrument aus einer Akkordeonzither entwickelte und dazu eine einfache Notenschrift erfand. Alles für seinen Sohn, der mit dem Down-Syndrom das Licht der Welt erblickte und bis dahin bei der Hausmusik immer etwas gehandicapt war. Inzwischen sind die Zupfinstrumente weit verbreitet. Und die zarten Töne, die die Damen ihren Veeh-Harfen entlockten, hätten durchaus auch von Fee-Harfen stammen können.

Die Gäste, die nicht gerade gespannt der Musik lauschten, konnten an den Wachstöpfen, die auf kleinen Kochern standen, Kerzen ziehen und so das von Marco Kazmarek herausgegebene Motto „Lichterfest“ mit Inhalt füllen. Christian Schwander erklärte den kleinen und großen Zaungästen vorher, wie das Wachs richtig an die Dochte kommt, damit die Kerzen später ein ruhiges und warmes Licht spenden. Das Wachs stammte aus gesammelten Resten von Industriekerzen. In einem Topf köchelte aber auch richtiges Bienenwachs. Material, Imbiss und Getränke gab es wie gehabt bei freiem Eintritt vor Ort gegen eine kleine Spende.