Breite Straße Wer muss weichen?

Noch teilen sich parkende Pkw, fließender Verkehr und Radler die Breite Straße in Osterburg. Die Stadt sieht Handlungsbedarf.

Von Nico Maß 30.11.2018, 00:01

Osterburg l Im städtischen Bauausschuss plädierte eine ziemlich deutliche Mehrheit dafür, die Sonderregelung abzuschaffen, die das Beradeln der Breiten Straße entgegen der Einbahnstraßen-Richtung erlaubt. In dem geschätzt 200 Meter langen Bereich könnte das Rad auch mal geschoben werden, begründete beispielsweise Ausschusschef Matthias Lenz (CDU). Ute Pahl (Die Linke), Vorsitzende im Sozial- und Ordnungsgremium, sah sich dagegen nur wenige Tage später mit einer Mehrheit ihrer Ausschusskollegen einig, als sie eine Lanze für die Radfahrer brach. Mit Verweis auf zahlreiche Parkgelegenheiten im Umfeld zweifelte sie die Notwendigkeit der Pkw-Stellflächen in der Breiten Straße an. Völlig unterschiedlich wird das Thema auch in der Bevölkerung gesehen. Die Meinungspalette reicht von der Abschaffung der Radfahrer-Sonderregelung bis zur Befürchtung, dass dann zukünftig noch mehr als jetzt schon auf dem Bürgersteig geradelt wird. Ein Osterburger regte an, „einfach mal die Werbe-Aufsteller ein Stück weit weg von der Straße und hin zu den Geschäften zu verschieben, dann funktioniert das auch mit dem Radeln.“

Bürgermeister Nico Schulz (CDU) wiederum hätte es persönlich gern beim aktuellen Zustand belassen. Im Schnitt um die zehn Vorfälle, faktisch durchweg kleinere und einer davon mit Beteiligung eines Radfahrers, hätten sich in den zurückliegenden Jahren im Haupteinkaufsbereich ereignet. „Und wenn sich alle an den Paragraphen 1 der Straßenverkehrsordnung halten würden, die gegenseitige Rücksichtnahme einfordern, müssten wir diese Diskussion gar nicht führen“, äußerte Schulz. Weil nach einer Anfrage aus der Stadtpolitik das Ordnungsamt aber konstatieren musste, dass die gegenwärtige Fahrbahnbreite von 5,50 Meter für das Nebeneinander von parkendem Pkw, fließenden Verkehr und Radfahrern aus der entgegengesetzten Richtung nicht ausreicht, müsse nun darüber gesprochen werden. Schulz bedauerte, dass sich das Thema ausgeweitet hat und die längst erledigt geglaubte Diskussion um eine Fußgängerzone in der Breiten Straße neu entflammt ist. Weil diese nun aber in der Welt ist, will Schulz in Kürze das Gespräch mit Osterburger Einzelhändlern führen, „um herauszufinden, wie sie heute zu diesem Thema stehen.“

Die Ansicht der Geschäftsleute wiegt für den Bürgermeister schwer. Er erinnerte daran, dass es einst die Händlerschaft der Stadt gewesen sei, die sich mit Nachdruck für die Einrichtung der Parkplätze in der Breiten Straße eingesetzt habe. Und unterstrich seine Einschätzung, dass es „eben unseren Händlern zu verdanken ist, dass unsere Innenstadt nicht tot ist. Sie haben die Breite Straße am Leben gehalten“, stellte der Bürgermeister fest.