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Bürgerhaus Soll der Ortschef zum Besen greifen?

Die Osterburger Verwaltung macht aus der Reinigung des Rossauer Gemeinschaftshauses ein Ehrenamt. Das sorgt im Ort für Kopfschütteln.

Von Nico Maß 10.01.2016, 19:00

Rossau l Vor gut zwölf Jahren rüstete das damals noch politisch eigenständige Rossau in Sachen Dorfgemeinschaftshaus kräftig auf. Rund 250 000 Euro wurden in die Modernisierung sowie einen Anbau investiert. Seitdem finanzierte die Kommune eine verlässliche Kraft, das mehrere 100 Quadratmeter große Gebäude in Ordnung zu halten. Zuletzt wirbelte ein Osterburger in dem Objekt, das in seinem nördlichen Teil die Kita „Zwergenland“ berherbergt, regelmäßig von Sportverein, Feuerwehr sowie Ortschaftsrat genutzt wird und dessen Saal auch für Privatfeiern zur Verfügung steht. Nachdem sich der Osterburger aber beruflich neu orientierte und sich von seinem Rossauer Hausmeister- und Reinigungsposten verabschiedete, zog die Einheitsgemeinde offenkundig einen Schlussstrich. Abgesehen vom Kindergarten-Bereich, der durch eine Fremdfirma gereinigt wird, hat die Verwaltung die Unterhaltung des geräumigen Gebäudes zur Ehrensache erklärt. Soll heißen: Der Ortsbürgermeister hat sich in Eigenregie um die Sauberkeit in der Begegnungsstätte zu kümmern. Und nötigenfalls eben selbst zu Schrubber und Besen greifen. Für die Reinigung des Gemeindehauses soll jedenfalls nicht mehr gezahlt werden. So könnte sich die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben für die Begegnungsstätte ein wenig schließen, „aber die Verwaltung begründet diesen Schritt auch damit, dass es in anderen Gemeinschaftshäusern genau so gehandhabt wird“, sagte Bernd Drong. Diese Gleichmacherei kann der Rossauer Ortsbürgermeister nicht nachvollziehen. „Wir können die unterschiedlich großen Begegnungsstätten wohl kaum miteinander vergleichen“, machte er deutlich.

Während es Bernd Drong schon allein mit Blick auf seine berufliche Tätigkeit weit von sich weist, auch noch die Reinigung der Begegnungsstätte zu bewerkstelligen, schütteln auch andere Rossauer angesichts der „Marschrichtung“ der Einheitsgemeinde nur mit dem Kopf. Wie zum Beispiel Rüdiger Kusch. Der Vorsitzende des Feuerwehr-Fördervereins warnte eindringlich davor, die Reinigung ausschließlich auf Ehrenamtliche abzuwälzen. Sollte die Einheitsgemeinde auf eine professionelle und dementsprechend auch zu bezahlende Unterhaltung des Hauses verzichten, befürchtet Kusch Vernachlässigungen und Schäden. „Nicht, dass wir dann eines Tages bei unserem Dorfgemeinschaftshaus noch von einer Fehlinvestition reden müssen“, gab der Feuerwehrförderer mit Blick auf die 250 000-Euro-Investition aus dem Jahr 2003 zu bedenken.

Wie Rüdiger Kusch sehen auch die Mitglieder des Ortschaftsrates die Einheitsgemeinde in der Pflicht, sich um das kommunale Eigentum zu kümmern. Das wollen die Rossauer auch gegenüber Einheitsgemeinde-Bürgermeister Nico Schulz deutlich machen. „Wir haben für den 20. Januar ein Gespräch vereinbart“, kündigte Bernd Drong an. Der Rossauer Ortschef misst diesem Treffen eine hohe Bedeutung bei. Auch für sich persönlich. „Vom Ausgang dieses Gesprächs mache ich meine politische Zukunft abhängig“, stellte er am Freitagabend klar.